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Affäre um Ex-Spion Sergej SkripalEU und USA weisen Russen aus

In der Skripal-Affäre spitzt sich die Konfrontation zu. 14 EU-Staaten, darunter Deutschland, weisen Diplomaten aus. Die USA fordern 60 Russen zur Ausreise aus.

Die russische Botschaft in Berlin Foto: reuters

Washington/Brüssel ap/dpa | Wegen des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien verschärfen die USA, Deutschland und mehrere andere westliche Staaten die Konfrontation mit Russland. Das Auswärtige Amt in Berlin kündigte am Montag die Ausweisung von vier russischen Diplomaten an. Sie müssen binnen sieben Tagen das Land verlassen.

Insgesamt weisen 14 EU-Staaten russische Diplomaten aus, wie EU-Ratspräsident Donald Tusk in Warna in Bulgarien sagte. Aus EU-Kreisen verlautete, betroffen seien „mehr als 30“ Personen. Die USA verweisen 60 russische Geheimdienstmitarbeiter des Landes. Außerdem wird das russische Konsulat in Seattle wird geschlossen.

Russland verurteilte die Ausweisung der Diplomaten scharf. Moskau werde natürlich darauf reagieren, teilte das Außenministerium am Montag in der russischen Hauptstadt mit. „Es versteht sich von selbst, dass der unfreundliche Schritt der Ländergruppe nicht folgenlos bleiben wird“, hieß es.

Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die Entscheidung sei „nicht leichtfertig“ getroffen worden. „Aber die Fakten und Indizien weisen nach Russland. Die russische Regierung hat bisher keine der offenen Fragen beantwortet und keine Bereitschaft gezeigt, eine konstruktive Rolle bei der Aufklärung des Anschlags spielen zu wollen.“

Mit der Ausweisung der russischen Diplomaten sende die Bundesregierung „auch ein Signal der Solidarität mit Großbritannien.“ Maas betonte zugleich: „Wir sind weiterhin offen für einen konstruktiven Dialog mit Russland, der zu vielen internationalen Themen notwendig bleibt.“

Cyber-Angriff auf AA spielt eine Rolle

Begründet wird der Schritt zudem mit einem Cyber-Angriff auch mit dem Cyber-Angriff von Hackern auf das Auswärtige Amt mit mutmaßlich staatlichem russischem Hintergrund. Zu den 14 EU-Staaten, die russische Diplomaten ausweisen, gehören unter anderem Frankreich, Italien, die Niederlande, Dänemark, Polen und Tschechien. Großbritannien und Russland hatten bereits die Ausweisung von 23 Diplomaten des jeweils anderen Landes angeordnet.

Bei dem Anschlag im britischen Salisbury waren Anfang März Skripal und seine Tochter schwer vergiftet worden. Die Täter nutzten dabei nach derzeitigem Ermittlungsstand den in der früheren Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok. Russland weist jegliche Verantwortung für den Anschlag zurück.

Wie das Weiße Haus in Washington erklärte, sind zwölf der betroffenen Russen bei den Vereinten Nationen in New York stationiert. Wie alle anderen auch hätten sie nun sieben Tage Zeit, das Land zu verlassen. Betroffen von den Ausweisungen seien russische Agenten, die in hohem Maße damit beschäftigt seien, „aggressiv Informationen zu sammeln“. Um welche Informationen es sich handelt, wollte ein hochrangiger Mitarbeiter des Weißen Hauses am Montag nicht sagen. Russland habe derzeit deutlich mehr als 100 aktive Agenten in den USA.

Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten ihre Tonlage gegenüber Moskau bereits verschärft und erklärt, dass sehr wahrscheinlich Russland für den Anschlag auf den britisch-russischen Doppelagenten Skripal und seine Tochter Yulia verantwortlich sei. Sie beschlossen, den EU-Botschafter aus Moskau für Konsultationen zurück zu beordern.

Der aus Deutschland stammende Diplomat Markus Ederer kam am Wochenende zurück nach Brüssel und führte erste Gespräche mit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini. Dabei habe man Ansichten über die jüngste Entwicklung ausgetauscht, sagte eine Sprecherin Mogherinis am Montag. Wann Ederer nach Moskau zurückkehrt, ließ sie auf Nachfrage offen. Es war nach offiziellen Angaben das erste Mal, dass die EU einen Botschafter zu Konsultationen zurückruft. Die Sprecherin nannte diesen Schritt „ziemlich ungewöhnlich“.

Russland wirft Briten Spaltung der EU vor

Mehrere Staats- und Regierungschefs, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron, hatten am Freitag angekündigt, weitere Schritte miteinander abzustimmen. Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte bereits am Wochenende mit dem französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian telefoniert und über eine mögliche gemeinsame Reaktion gesprochen.

Großbritannien will nach russischer Darstellung mit dem Fall um den vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal die Beziehungen der EU zu Russland untergraben. „Das Land, das die EU verlassen will, missbraucht den Faktor der Solidarität“, schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Montag auf Facebook. Großbritannien zwinge die verbleibenden EU-Staaten dazu, mit Sanktionen die Zusammenarbeit mit Russland zu erschweren.

Dieser Artikel wurde aktualisiert um 16.42 Uhr.

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11 Kommentare

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  • Rückblick...

    Parallelen???

    In zwei kurzen Sätzen fasste Gerhard Schröder im Sommer 2002 seine Haltung zum Irak-Krieg zusammen. Und überschritt damit eine imaginäre rote Linie, die bis dahin für jede deutsche Nachkriegsregierung galt. Nie zuvor hatte ein Bundeskanzler so offen die amerikanische Führungsmacht kritisiert. Nie zuvor hatte ein Bundeskanzler für sich so deutlich eine eigene Beurteilungs- und Entscheidungskompetenz reklamiert.

    Entsprechend deutlich fielen die Reaktionen aus, im In- und im Ausland. Der damalige Verteidigungsminister der Bush-Regierung, Donald Rumsfeld, verweigerte seinem Amtskollegen Peter Struck den Handschlag.

     

    Die deutsche Oppositionsführerin Angela Merkel erklärte einer US-Zeitung: "Gerhard Schröder spricht nicht für alle Deutschen."

     

    Powell: „Schandfleck meiner Karriere“

    (Frankfurter Allgemeine / Spiegel Online)

    Der frühere amerikanische Außenminister Powell vor dem UN-Sicherheitsrat über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen

  • Ich hätte mir gewünscht, daß man auch bei der großangelegten Folterei der USA so weit gegangen wäre, Diplomaten auszuweisen, und das zügig schon am Anfang, als das Ausmaß klar wurde, statt das dann doch wieder nur zu tun, wenn es um Russland geht.

    Hier stimmt etwas mit unserem Handeln auf Grundlage unserer moralischen Werte leider immer noch nicht,

    trotz Verurteilung der Folterei damals mit Worten und in großem Umfang, was mir sehr gefallen hat.

     

    Mir würde es leichter fallen, wirklich wieder stolz auf mein Land zu sein, wenn man merken würde, daß unabhängig vom Täter aber entsprechend dem Ausmaß, in dem gegen unsere Grundwerte verstossen wird, für moralische Werte eingetreten wird. Und auch dann, wenn das keine politischen Vorteile bringt und deshalb wirklich Rückgrat erfordern würde.

  • 8G
    87233 (Profil gelöscht)

    ein sehr guten Tag für die EU und für die zivilisierte Welt.

     

    Nur dann wenn die Länder Stärke zeigen wird Putin seinen Kurs ändern.

     

    Schluss mit "appeasement", und Zeit für harter Aktionen.

    • @87233 (Profil gelöscht):

      Sehr geehrter Herr Donald,

      ich kann ihnen leider nicht zustimmen. Wir sind stolz darauf in einem Rechtsstaat zu leben, da verbietet sich eine Vorverurteilung nach Anschein und Vermutung. Weiterhin ist geanau für Konflikte dieser Art ja die OPCW mit ihren Regeln gegründet worden. Das bedeutet, da RU und GB Mitglied sind, dass sie sich an diese Regeln gebunden haben. Hier geht es nicht um Appeasement, sondern um die Aufklärung eines Verbrechens mit Anschuldigungen GBs an Russland.

       

      Warum sollte Putin seinen Kurs ändern, wenn er nichts mit dem Fall Skripal zu tun hat?

       

      Die zivilisierte Welt wird es nicht mehr lange geben, wenn jeder auf bloße Anschuldigung mit "harten Aktionen" überzogen wird.

      • 8G
        87233 (Profil gelöscht)
        @Martin_25:

        Putin hält sich an keine Regeln, ausser seine eigene: und dass sind die die seine verbrecherischen Vorhaben unterstützen.

        Sein wiederwahl war ein Witz, seine Aktionen in Syrien, Ukraine und GB kriminell. Dafür muss Putin zahlen.

    • @87233 (Profil gelöscht):

      Sie wollen also tatsächlich einen Krieg mit Russland? O.o

  • HERRGOTTSAKRA...

    wann hört ihr kindsköppe endlich auf, im sumpf der "westlichen werte" kalte krieger zu spielen; ihr verspielt mit eurem playgame nicht nur eure glaubwürdigkeit, sondern erweicht die fundamente einer demokratie, für die wir mit dem blut unserer väter 1830, 1848, 1918 und 1968 gekämpft haben. SHAME...

  • UND wenn es einige kreise im westen ihren (kalten) krieg haben wollen - so sollen sie ihn bekommen - nur einen neuen fall barbarossa wird es so (unbestraft) nicht wieder geben - ihr enkel der damaligen verbrecher (und ihrer (anfänglichen) unterstützer und mittäter)

  • Es ist schon traurig was in der EU antirussisches verzapft wird,ohne Beweise,Unschuldvermutung wird ausgehebelt, der Krieg wird vorbereitet ,schöne Grüsse vom Irakkrieg und die //Beweise//?man kann garnicht so viel essen ,wie man kotzen muss.

  • UND die "eu" als lobby wirtschaftsgebilde - bzw politischer interessenverein hat überhaupt nicht das recht "botschafter" also doyen - (wie auch militärattaches usw) nach diplomatischem recht zu benennen...

  • Eine etwaige Unschuldsvermutung wird unter den Tisch gekehrt?

    Toller Rechtsstaat...