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Affäre beim ADACGravierende Manipulationen

Ein Prüfbericht resümiert: Pfuschereien beim „Gelben Engel“ waren an der Tagesordnung. Verkehrsminister Dobrindt findet, es braucht mehr Demokratie im Verein.

Peter Meyer vor seinem Rücktritt als ADAC-Chef. Bild: ap

MÜNCHEN afp | Beim ADAC ist die Vergabe des Preises „Gelber Engel“ auch in den zurückliegenden Jahren kräftig manipuliert worden. In den Jahren 2009 bis 2013 seien die Anzahl der abgegebenen Stimmen erhöht und die Rangfolge der Modelle verändert worden, teilte die Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte am Montag in München mit.

Die Wirtschaftsprüfergesellschaft war vom ADAC mit der Überprüfung der Preisvergabe beauftragt worden und hatte vor einer Woche eine vorläufige Fassung ihres Berichts vorgelegt. Im nun präsentierten Abschlussbericht heißt es, auch von 2005 bis 2008 seien die Ergebnisse der Leserwahl teils gravierend verändert worden – für eine abschließende Prüfung sei die Datengrundlage aber nicht ausreichend gewesen.

„Für sämtliche Jahre, die wir auswerten konnten, können wir eindeutig belegen, dass sowohl die Teilnehmerzahlen als auch die Stimmergebnisse bei der Wahl zum Lieblingsauto des 'Gelben Engels' umfangreich manipuliert worden sind“, erklärte Deloitte. Durch die Manipulationen sei eine größere Markenvielfalt bei den jeweiligen besten fünf Modellen erreicht worden.

ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair erklärte, „einzelne Personen“ hätten offenbar bereits seit Jahren die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht. Der ADAC lasse daher die Preise in allen Kategorien des „Gelben Engel“ seit 2005 überprüfen; diese Untersuchung dauere noch an. Die Ergebnisse sollen Anfang kommender Woche veröffentlicht werden.

Der inzwischen zurückgetretene ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte die Manipulation bei den „Gelben Engeln“ 2014 gestanden. Gegen ihn würden rechtliche Schritte vorbereitet, bekräftigte der ADAC seine Ankündigung von vergangener Woche.

Die Manipulation war Mitte Januar ans Licht gekommen. Drei Wochen später trat am vergangenen Montag ADAC-Präsident Peter Meyer zurück. Die Hersteller Volkswagen, Daimler und BMW wollen in dieser Woche insgesamt 40 „Gelbe Engel“ der zurückliegenden Jahre zurückgeben.

Den ADAC führt kommissarisch der 65-jährige Vizepräsident August Markl. Ein neuer Präsident soll bei der nächsten Hauptversammlung im Mai gewählt werden. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte den Autoclub auf, die Vereinsmitglieder bei der Suche nach einer neuen Vereinsspitze „umfassend zu beteiligen“. „Auch einem Verein dieser Größe schadet etwas mehr Demokratie nicht“, sagte Dobrindt der Bild-Zeitung vom Montag.

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3 Kommentare

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  • S
    Sabine

    Bei der Wahl zum Lieblingsauto gab es Manipulationen? Hallo, das nennt Ihr gravierende Manipulationen? Schaut Euch doch mal an, wie dieser "Verein" die Verkehrspolitik über Jahrzehnte in diesem Land manipulierte!

  • G
    gast

    Diese Stammtischumfrage war noch nie ernst zu nehmen und lediglich ein unbeholfener Versuch des Clubmagazins sich bei der Anzeigenkundschaft lieb Kind zu machen. Genauso durchsichtig sind aber die fortwährenden Attacken der CSU, da der ADAC seit Jahren kategorisch jeden Vorstoss für eine Pkw-Maut ablehnt. Seehofer und seine Amigos halten die Autofahrer wirklich für blöd!

  • Dobrindt findet, es braucht mehr Demokratie im Verein. ... und Dobrindt will die denen beibringen? Ich glaub dieses Demokratiemodell haben die schon.