AfD-Spitzenkandidat bei Nazi-Demo: Weiße Männer in Athen
Andreas Kalbitz hat 2007 an einem rechtsextremen Aufmarsch in Athen teilgenommen. Dort wurde auch eine Hakenkreuz-Flagge gehisst.
In dem Dokument ist gemäß Spiegel-Informationen die Rede von „14 deutschen Neonazis“, die für einen rechtsextremen Marsch am 27. Januar 2007 nach Griechenland gereist sein sollen. Unter jenen Personen sollen sich Andreas Kalbitz, der damalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt sowie weitere Führungsleute der NPD befunden haben. Der Aufmarsch wurde von der griechischen Patriotiki Symmachia („Patriotischen Allianz“) organisiert, einem rechtsextremen Bündnis um die neonazistische Partei Chrysi Avgi („Goldene Morgenröte“).
Das BKA dokumentierte die Reise nach Athen damals, da die deutsche Gruppe einen Polizeieinsatz ausgelöst hatte: Sie soll auf dem Balkon ihres Hotels am Vorabend des Aufmarschs eine Hakenkreuzflagge – die in Griechenland nicht verboten ist – gehisst haben. Unbekannte hatten daraufhin Molotowcocktails auf den Balkon und in den Hoteleingang geworfen.
Dieser Brandanschlag hatte letztlich den Polizeieinsatz ausgelöst. Nachdem die Nazi-Fahne gänzlich verbrannt war, wurde sie von der Reisegruppe durch eine Flagge mit der Aufschrift „Ortsgruppe Gröditz (NPD)“ ersetzt. Das geht aus einem Bericht des Berliner Antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrums (apabiz) hervor.
Kalbitz steht seit den 90ern der rechtsextremen Szene nahe
Gegenüber dem Spiegel bestätigte Kalbitz, vor zwölf Jahren in Athen gewesen zu sein. Die Einladung sei über einen ausländischen Kontakt erfolgt. Es wird angedeutet, dass der brandenburgische Spitzenkandidat der AfD sich im Nachhinein von der Veranstaltung distanzieren möchte.
„In der nachträglichen Bewertung dieser Veranstaltung war diese nicht dazu angetan, mein weiteres Interesse oder Zustimmung zu wecken, weder in der politischen Zielsetzung noch in der Zusammensetzung der Teilnehmer“, wird er zitiert. Er sei nie Mitglied der NPD gewesen, habe sich dort nicht „engagiert“ und „keinerlei persönlichen Kontakt“.
Kalbitz war bereits länger für seine Verbindungen zur rechtsextremen Szene bekannt. Er nahm 2007 an einem Pfingstlager der neonazistischen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ teil, die mittlerweile verboten ist. Mit dieser ist er wohl enger verstrickt, als er zugeben mag – das legt eine Mail-Affäre nahe. Gemäß ARD und RBB hat er bereits 1993 an einem Treffen des Jugendverbands teilgenommen. Damals war er Mitglied der Republikaner, die zu der Zeit durch den Verfassungsschutz wegen rechtsextremer Tendenzen beobachtet wurde.
Der gelernte Medienkaufmann und freiberufliche IT-Berater trat 2013 der AfD bei. Innerhalb der Partei gehört er zur völkischen Strömung „Der Flügel“ um den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke. Die Grupperierung wurde vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft. Die AfD liegt in Brandenburg kurz vor der Wahl am kommenden Sonntag bei 21 Prozent, nur einen Prozentpunkt hinter der regierenden SPD.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin