AfD-Politiker in Talkshows: Das ist Spitze!
Die AfD sitze zu häufig in Talkshows, heißt es oft. Nur, wie häufig eigentlich? Das hängt vom Thema ab. Wir haben mal nachgezählt.

Mittlerweile sind sie alle eingespielt: Die Talker, die Kritiker, die Verteidiger. Jedes Mal, wenn Anne Will, die quotenstärkste Talkshowmoderatorin, am Sonntagabend einen oder eine AfD-VertreterIn einlädt, beginnt der routinierte Kanon. Zuletzt konnte man ihm Anfang dieser Woche lauschen, nachdem Will unter anderem mit Alexander Gauland darüber diskutiert hatte, wie rassistisch Deutschland sei.
Die einen sagen dann: Die AfD findet zu viel Beachtung, Rechtspopulisten wie sie sollten keine Redezeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bekommen. Die anderen sagen: Es ist wichtig, die AfD ernstzunehmen, immerhin sitzt sie in neun Landesparlamenten und ab dem Jahr 2017 womöglich auch im Bundestag.
Nur: Wie oft ist sie tatsächlich in politischen Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen präsent?
Zählt man alle Ausgaben der ARD-Formate („Hart aber fair“, „Maischberger“, „Günther Jauch“ bis Ende 2015 und „Anne Will“) von Januar 2015 bis heute zusammen, dann gab es 23 Sendungen, in denen eine Vertreterin oder ein Vertreter der AfD gesessen hat. Nimmt man „maybrit illner“ (ZDF) dazu, sind es 31 – von rund 350 Sendungen, die in dieser Zeit insgesamt gelaufen sind.
Immer wieder Frauke Petry
Man könnte nun sagen: In rund jeder zehnten Sendung bekommen AfDler Redezeit. Das ist immer noch weniger, als die anderen in Parlamenten vertretenen Parteien erhalten. Doch das stimmt nur bedingt, denn interessanter wird die Statistik, wenn man sie nach Sendungen, Themen und Personen sortiert.
Die größte Präsenz hatten AfDler in den vergangenen eineinhalb Jahren bei „Maischberger“. Neunmal waren sie dort präsent – achtmal bei Illner, sechsmal bei Anne Will, fünfmal bei „Hart aber fair“, dreimal bei Jauch.
Die prominenteste AfD-Talkerin ist Parteichefin Frauke Petry: Neunmal saß sie seit Januar 2015 in den Politshows, gefolgt von Alexander Gauland (7), Beatrix von Storch und dem Stuttgarter Fraktionschef Jörg Meuthen (3), Parteigründer und Exmitglied Bernd Lucke und dem Thüringer Fraktionschef Björn Höcke (2). Hans-Olaf Henkel saß in seiner ehemaligen Funktion als AfD-Vorstandsmitglied ebenfalls zweimal in ARD-Talkshows, später einmal für seine neue Partei Alfa.
Flüchtlinge, Terror, Köln
In der ersten Jahreshälfte 2015 hatte die AfD nur spärliche Auftritte in den Sendungen. Das mag zum einen daran liegen, dass sie damals erst wenige Wahlen bestritten hatte und politisch noch nicht so relevant war.
Zum anderen sind es auch die Themen, die damals diskutiert wurden: Griechenland, Finanzkrise, die Zukunft Europas. Eigentlich sind das genau die Politikfelder, für die Bernd Lucke die Partei ursprünglich gegründet hatte. Nur wollte darüber anscheinend kaum ein Moderator mit ihm reden.
Dafür nimmt die Präsenz der Petrys, Gaulands und Meuthens im Spätsommer/Herbst 2015 schlagartig zu. Kein Wunder: Die Zahl der Einwanderer steigt, Merkel sagt „Wir schaffen das“, im November zieht der Terror durch Paris, zu Silvester werden Hunderte Frauen in Köln begrabscht und bestohlen: Heimspiel für die AfD.
Sarrazin und Köppel
Wöchentlich diskutierten die ARD- und ZDF-TalkerInnen nun Flüchtlingsfragen. Monatlich und Anfang 2016 sogar fast wöchentlich saß dazu auch ein oder eine AfD-VertreterIn mit in den Runden.
Dazu kommen weitere Rechtspopulisten, die nicht der AfD angehören, wie Thilo Sarrazin oder der Schweizer Politiker und Journalist Roger Köppel.
Ist das nun viel oder wenig? In den vergangenen zwei Jahren war Wolfgang Bosbach (CDU) Talkshowspitzenreiter. Elfmal saß er 2015 in einer Sendung, achtmal im Jahr davor. Petry und Gauland bewegen sich also, auch wenn die oben beschriebenen Werte für eineinhalb Jahre gelten, in Richtung Gästelistenspitze. Nicht schlecht für Talkneulinge.
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