AfD-Alterspräsident in Hessen: Ungeliebte Sitznachbarn
Rolf Kahnt (AfD), Alterspräsident im neuen Landtag in Hessen, bekommt einen kühlen Empfang. Und die CDU rückt nach links.
Immerhin hatten die übrigen Parteien darauf verzichtet, die Geschäftsordnung zu ändern, um den Auftritt des ältesten Abgeordneten zu verhindern. In seiner Rede erinnert AfD-Mann Kahnt an die harten Debatten, für die der hessische Landtag bekannt sei.
Kahnt appellierte, die neuen Verhältnisse im Parlament als Spiegelbild gesellschaftlicher Realität zu akzeptieren. „Wir haben früher mit Knüppeln aufeinander eingedroschen, heute pieken wir einander mit spitzen Nadeln in den Hintern“, zitierte Kahnt den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Albert Oswald und warnte vor „Ausschließeritis“. Ohne sie zu nennen, spielte er auf die Rolle der Grünen an: „Früher ausgegrenzt und heute anerkannt.“
Ihm antwortete der neue Landtagspräsident Boris Rhein (CDU). Unter großem Beifall warb er dafür, aktiv für die Errungenschaften der Demokratie zu kämpfen. Er warnte vor Populisten und Demagogen. Es gelte, der Verunglimpfung politisch Andersdenkender und der Verächtlichmachung demokratischer Institutionen entgegenzutreten: „Demokratien sterben mit einem Knall oder unter Wimmern“, sagte er.
Abgeordnete aller Parteien feierten ihren grünen Kollegen Daniel May, als bekannt wurde, dass er gerade Vater geworden war. Mit der Harmonie war es allerdings nach der Wahl der VizepräsidentInnen vorbei. In drei Wahlgängen scheiterte der AfD-Kandidat Bernd Vohl. Am Nachmittag wurde Ministerpräsident Volker Bouffier, CDU, mit 69 von 136 Stimmen in seinem Amt bestätigt.
Das erste Opfer der neuen Kräfteverhältnisse war die FDP-Fraktion. Den Liberalen wurden die Plätze in unmittelbarer Nachbarschaft zur ganz rechts platzierten AfD zugewiesen. Dort wollte die CDU partout nicht sitzen. Im neuen Landtag rückt die CDU also, zumindest räumlich, nach links, an die Seite ihres grünen Koalitionspartners.
Da in der ersten Reihe des Landtags zu wenig Platz ist, muss FDP-Fraktionschef René Rock sogar vor der AfD-Fraktion sitzen, rechts neben dem Block der FDP.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Krieg in Nahost
Israels Dilemma nach Assads Sturz
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
USA nach Trump-Wiederwahl
Das Diversity-Drama