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Ätzende Meinung -betr.: DGB: Geheimkür der Kammerpräsidenten, taz vom 1.11994

betr.: DGB: Geheimkür der Kammerpräsidenten, taz vom 5.1.1994

Es fällt mir wirklich schwer zu entscheiden, ob ich auf den Artikel und den Kommentar zur Wahl der KammerpräsidenteInnen polemisch oder sachlich eingehen soll. Also beides:

Wann begreift Dirk endlich, daß Gewerkschaftsfunktionäre demokratisch gewählt werden? Gehört zum DGB nicht auch die Gewerkschaft der JournalistInnen, die IG Medien? Hättest Du einen derart ätzenden Kommentar auch zu einer Wahl eines AStA gemacht (bei diesen Wahlen ist die Wahlbeteiligung noch viel geringer)? Das, was Du als Geheimnistuerei bezeichnest, ist eine ganz normale Kreisvorstandssitzung des DGB, bei der die Organisationen, die bei der Kammerwahl die Mehrheit der Stimmen erhalten haben, aus den allen WählerInnen bekannten Spitzenkandidaten die PräsidentInnen aussuchten.(...)

Wenn es dann abert falsch wird, um Deinem Ätzkommentar die richtige Würze zu geben, dann rate ich zu mehr journalistischer Sorgfalt: es ist eben nicht so, daß zu den Kammerwahlen nur Gewerkschaftslisten zugelassen sind. Gemäß § 8 des Gesetzes über die Arbeitnehmerkammern im Lande Bremen vom 3.7.1956 können auch andere (dauerhaft) arbeitende Organisationen mit sozial- oder berufspolitischer Zielsetzung Kandidaten zur Kammerwahl vorschlagen. Noch etwas ist falsch: Zumindest die Angestelltenkammer ist kein Erbhof des DGB, erst bei der vorletzten Wahl wählte die Mehrheit der Angestellten nicht mehr die DAG, sondern Kandidaten der DGB-Gewerkschaften; wohlgemerkt: wählte! Offensichtlich kennst Du unausgesprochenen Unmut und Forderungen von unorganisierten Kammermitgliedern; hätte die taz nicht dafür Sprachrohr sein können? Vielleicht wäre so eine wunderbare Diskussion über die Arbeit der Arbeitnehmerkammern in Gang gekommen. Mit dieser Berichterstattung passiert leider nix.

Jürgen Maly

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