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"Ärzte ohne Grenzen" lehnt Militärschutz abWettlauf der Helfer im Osten Kongos

UN-Blauhelme eskortieren einen Hilfskonvoi in das Rebellengebiet, wo allerdings bereits andere Helfer wie die "Ärzte ohne Grenzen" problemlos tätig sind.

Die Menschen in den Flüchtlingscamps brauchen dringend Hilfe. Bild: dpa

Die UNO in der ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu hat am gestrigen Montag einen Hilfskonvoi aus der Provinzhauptstadt Goma in die von den Rebellen der CNDP (Nationalkongress zur Verteidigung der Demokratie) gehaltene Distrikthauptstadt Rutshuru 80 Kilometer nördlich gebracht. Der von 50 Blauhelmsoldaten geschützte Konvoi, der Rutshuru ungehindert erreichte, hatte medizinische Güter und Materialien zur Trinkwasseraufarbeitung geladen, nicht jedoch Lebensmittel.

In Rutshuru befindet sich eines der wenigen großen Krankenhäuser der Region außerhalb Gomas; seit mehreren Jahren wird es von der französischen Sektion des Hilfswerks "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) unterstützt und betreut. MSF beteiligte sich jedoch nicht an dem Hilfskonvoi und will damit nichts zu tun haben: "Wir ziehen es vor, nicht mit bewaffneten Konvois zu arbeiten", sagt gegenüber der taz Erna Van Goor, Leiterin von MSF in Goma. "Wir ziehen es vor, uns frei bewegen zu können. Wir haben mit allen Seiten Zugang zu den Bedürftigen aushandeln können." Die Eskalation des Krieges im Laufe der letzten Woche habe daran nichts geändert: MSF habe mobile Kliniken hin und her über die Frontlinien bringen können und versorge sein Team in Rutshuru nicht über Goma, sondern über Uganda. Seit der Rebellenübernahme Rutshurus sei die Lage ruhig.

Das Krankenhaus von Rutshuru hatte vorletztes Wochenende während der Kämpfe vor der Einnahme der Stadt durch die Rebellen von Laurent Nkunda mehrere Dutzend Verletzte mit Schusswunden aufgenommen und unterhält eine Hungerstation für unterernährte Vertriebene. Um Rutshuru ist in den letzten drei Jahren der Großteil der ländlichen Bevölkerung vor ständigen Überfällen vor allem durch ruandische Hutu-Milizen geflohen. Über 100.000 Menschen sammelten sich in Vertriebenenlager, die nur unzureichend versorgt wurden. Im Juni halbierte das UN-Welternährungsprogramm WFP aus Kostengründen die ohnehin schmalen Lebensmittelrationen, was viele Flüchtlinge zwang, zum Überleben auf den Feldern von nicht vertriebenen Bauern arbeiten zu gehen. Damit waren sie genauso ungeschützt wie vorher, nur noch ärmer.

Die Tutsi-Rebellen der CNDP sind nun dabei, die Lager aufzulösen und die Bewohner in ihre Dörfer zurückzubringen. "Ist es normal, dass Leute weiter von Hilfe abhängig sind, während sie direkt gegenüber ihre alten Felder sehen?" sagte am Wochenende der für Hilfe zuständige CNDP-Unterkommissar François Gachaba. "Als diejenigen flohen, die die Flüchtlinge als Geiseln gehalten hatten, sind sie zurück in ihre Dörfer gegangen", sagte er unter Anspielung auf die Regierungssoldaten.

Ob die Pause im Krieg eine politische Entspannung ermöglicht, bleibt indes offen. Die kongolesische Regierung lehnte gestern Direktverhandlungen mit den Rebellen ab. Diese drohten daraufhin, das kongolesische Volk zum Sturz der Regierung zu mobilisieren.

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