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Ärzte-Doku-Serien im TVHach, der Herr Doktor

Vox und ZDFneo starten Doku-Serien über Nachwuchsmediziner in deutschen Krankenhäusern. Wobei der Privatsender nicht nur den besseren Titel hat.

Visite mit Chef und Jungarzt: Wollen wir doch mal sehen, was wir hier Schönes haben. Bild: Vox

Ärzte sind Popstars. Wer seine Jugend auf dem Dorf verbracht hat, weiß: Was Herr Doktor sagte, das zählte. Der Herr Pfarrer und der Herr Bürgermeister waren auch wichtig. Aber es war doch vor allem der Herr Doktor, in den Oma und ihre Freundinnen heimlich verknallt waren. Und nicht nur die. In einschlägigen Rankings zu den angesehensten Berufen sortiert sich die Ärztezunft immer ganz oben ein. Zum Mann/zur Frau im weißen Kittel wird aufgeschaut – und jetzt auch verschärft medial draufgeschaut.

Gleich zwei neue Doku-Serien über Mediziner laufen demnächst im deutschen Fernsehen an: ZDFneo zeigt mit den „Junior Docs“ ab dem 27. September in fünf Doppelfolgen die wackligen Gehversuche von acht jungen Hamburger AssistenzärztInnen. Vox hatte mit dem Format „Die jungen Ärzte“ genau die gleiche Idee, war allerdings ein bisschen fixer: Am Samstag starten fünf Folgen über fünf angehene FachärztInnen und ihren Berufsalltag an der Medizinischen Hochschule Hannover.

Zunächst mal nach Hamburg. Auftritt Liubou Uslar, Assistenzärztin für Rheumatologie, im roten Top, bauchfrei, beim Yoga: „In meiner Freizeit bin ich sehr aktiv.“ Zeitlupe auf Bauch und Brüste, sie schaut gut aus. „Schlagkräftige Argumente einer Frau, die mitten im Leben steht. Liubou hat ihr Ziel immer vor Augen“, hilft der Sprecher mit der Interpretation der Bilder. Schnitt. Frau Doktor Uslar mit Tochter beim Golfen. Später sitzt sie mit ihr am weißen Klavier in der Designerwohnung.

Muss das sein, ZDFneo? Für die ganzen Klischees über den gediegenen Lebensstil der Mediziner wurden doch schon genug öffentlich-rechtliche Krankenhausserien gedreht. Oder man guckt die Comedy-Serie „Scrubs“, das ist dann wenigstens witzig. Bei den „Junior Docs“ machen auch schnelle Schnitte und ein poppiger Soundtrack nicht mehr wett, dass man eigentlich überhaupt nichts erfährt. Nicht über die Protagonisten, die immer bloß wiederholen, dass sie, welch Überraschung, aufgeregt sind vor der ersten Gelenkpunktion oder vor dem ersten Dienst im Schockraum. Und dass sie noch viel lernen müssen und sich natürlich beim Oberarzt rückversichern, bevor sie irgendwo reinstechen oder schneiden.

Ein anderes Problem bei den „Junior Docs“ ist, dass nicht viel spannendes Medizinisches passiert. Als in der Notaufnahme der Unfallchirurgie ein Schwerverletzter reinkommt, schaut man Jungarzt Max Heitmann vor allem beim Telefonieren mit den anderen Stationen zu, er erklärt, dass das alles schon aufregend sei – und verschwindet hinter einer Tür. Was jetzt eigentlich konkret mit dem Patienten passiert und was Max weiter damit zu tun hat, erfährt man nicht.

Bei Vox machen die Docs auch mal was

Das ist bei der Vox-Serie besser gelungen. Was vielleicht schlicht daran liegt, dass die Protagonisten deutlich weiter in ihrer Facharztausbildung sind als die ZDF-Docs und dementsprechend nicht bloß die ganze Zeit nervös sind, sondern auch tatsächlich mal was machen. Klar, auch hier ist die eingenommene Perspektive vor allem eine bewundernde, der Sprecher phrasiert von „Entscheidungen auf Leben und Tod“ und „Zeit für eine Kaffeepause bleibt nicht“.

Aber wenn die Kamera mit dem angehenden Unfallchirurgen Philipp Haas auf dem Rettungswagen mitfährt, ist das spannend. Auch wenn die Fälle – eine 90-Jährige mit Atemnot, ein Diabeteskranker – unspektakulär erscheinen, machen genau sie die Serie authentisch. Und wenn die Urologin Heike Labenski ihre Venen einem Medizinstudenten zum Üben zur Verfügung stellt, ist das schlicht Unterhaltung für sich: „Immer rein, bis zum Anschlag“, sagt sie gleichmütig, der Student schwitzt. Zwischendurch hat man die Ärzte zum Glück nicht nur zu ihrem Gefühlsleben, sondern auch zu dem befragt, wen sie wie gerade behandeln.

Ein bisschen Popstar dürfen aber auch die Vox-Ärzte sein. Notarzt Haas muss zur Visite auf ein Patientenzimmer mit vier älteren Damen, er macht ein paar Sprüche, die Seniorinnen giggeln. Hach, der Herr Doktor!

„Die jungen Ärzte“, ab Sa., 22 Uhr bei Vox

„Junior Docs“, ab 27.9., 20.15 Uhr bei ZDFneo

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2 Kommentare

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  • D
    DMA

    Liebes TAZ-Team,

    wenn schon rezensieren, dann richtig. Der von Ihnen zitierte Ablauf "Zunächst mal nach Hamburg. Auftritt Liubou Uslar, Assistenzärztin für Rheumatologie, im roten Top, bauchfrei, beim Yoga: „In meiner Freizeit bin ich sehr aktiv.“ Zeitlupe auf Bauch und Brüste, sie schaut gut aus. „Schlagkräftige Argumente einer Frau, die mitten im Leben steht. Liubou hat ihr Ziel immer vor Augen“, hilft der Sprecher mit der Interpretation der Bilder. Schnitt. Frau Doktor Uslar mit Tochter beim Golfen." ist schlichtweg falsch. Die "Zeitlupe" ist keine Zeitlupe, sondern eine langsame Kamerafahrt, die -zugegeben- nicht unbedingt nötig war. Dass der Sprecher allerdings mit dem oben zitierten Satz "der Interpretation" nachhilft, stimmt nicht. Der Satz der "schlagenden Argumente" des Sprechers bezieht sich eindeutig und unmissverständlich (acuh zeitlich!) auf die eine Szene, in der Frau Uslar mit Ihrer Tochter Golf spielt und gerade eine Ball abschlägt. Warum gaukelt man als seriöse Zeitung mit falschen Tatsachen sexistische Inhalte vor? Das mindert doch nur die Glaubwürdigkeit der tatsächlich berechtigten Kritik!

  • SM
    Saskia Müller

    Mit Erstaunen habe ich ihre Rezension der beiden Doku-Serien über Nachwuchsmediziner gelesen. Sie beschreiben, dass die ZDF Neo Doku-Serie Junior Docs oberflächlich am Krankenhausalltag kratzt und man an Informationen nichts aus der Serie mitnehmen würde. Viel mehr finde ich jedoch, dass es genau anders herum ist. Anders als beim Privatsender VOX befolgt ZDF neo einfach nur die Verschwiegenheitspflichten von Ärzten und filmt nicht bei jedem Eingriff voll drauf. Bei Noteinsätzen wird der Ärztecrew, so wie es sein sollte, genug Raum gegeben, um die Patienten angemessen zu behandeln und auch der wie von Ihnen betitelte "klischeehafte Alltag" wird nur bei der angesprochenen Ärztin sichtbar und nicht bei den anderen Protagonisten. VIelmehr wird hier deutlich, dass Jungärzte auch Hobbies besitzen und aus verschiedenen Alltägen ins Krankenhaus kommen und durchaus auch schwierige Situationen Zuhause vorherrschen, die gemeistert werden müssen (Bsp. Familienväter/Familienmütter die ihre Schichten besonders einteilen müssen etc.). Mir kommt es bei der Rezension hier so vor, als hätte man die Serie überhaupt nicht verfolgt sondern nur einen Bruchteil aus der ersten Folge erschlossen. Etwas enttäuschend.

    Die VOX Serie ist wie viele der privaten Produktionen übertrieben dargestellt und teilweise auch nicht sonderlich glaubwürdig.