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■ Adventöse KnabbereienKarens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 24: Wie man vorweihnachtliche Backorgien überlebt Von Karen Schulz

Das Schönste an Weihnachten? Ganz klar, die Zeit davor! Wenn das nachmittägliche Dunkel nicht zu Depressionen führt, sondern man es sich mit einer Tasse Tee oder Glühwein gemütlich macht und die Stimmung der blauen Stunde genießt.

Dann werden Kindheitserinnerungen wach, Adventskalender tauchen hartnäckig auch in kinderlosen Haushalten auf und saisonale Dekorationen werden aus Seidenpapier gewickelt: Der Engel mit dem abgebrochenen Flügel, die Spieluhr, die an immer der gleichen Stelle bei „Oh Tannenb...“ hakt, oder der dicke Nikolaus, der jetzt schon die Wohnung kitschig zieren darf. Was in keinem Fall fehlen sollte, sind selbstgebackene Kekse, Plätzchen und selbstgemachte Pralinen. Wenn der typische Weihnachtsduft nach Zimt, Anis, Kardamom und Nelken durch die Wohnung zieht, werden selbst erklärte Adventsmuffel schwach und fangen an zu naschen und die dunkle Jahreszeit zu genießen.

Mit Rezepten wird man jedes Jahr in allen Zeitschriften bedacht, dazu kommt der eigene Grundstock an Lieblingsrezepten von der Großmutter oder von eigenen Experimenten aus der Kinderzeit. Das Problem mit den meisten Backanleitungen sind die großen Keks-Mengen, die man produziert – keine Chance, in einem durchschnittlichen Haushalt pro Jahr mehr als zwei bis drei Rezepte auszuprobieren.

Die Autorin veranstaltet aus diesem Grund alljährlich ein Backfest mit freudigen MitbäckerInnen. Das (unvermeidliche) Küchenchaos vergnügt immer wieder, vor allem diejenigen, die ihre zahlreichen Plätzchenvarianten anschließend in die eigene – saubere – Küche tragen können. Jahr für Jahr lassen sich so neue Lieblingsrezepte küren, ohne die durchschnittlich 60 bis 80 Plätzchen pro Sorte selbst vernaschen zu müssen. Das nebenstehende Rezept für „Piparikakku“ (finnisch für Pfefferkuchen) zum Beispiel ergibt bei Verwendung kleiner Ausstechformen eine wahre Plätzchenflut, die zwar, von Kindern quietschebunt verziert, kaum jemand gerne isst, die dann aber jede adventöse Keksschale angemessen dekorieren.

Ein Tipp, wenn viele Menschen zusammen backen: Der Ablauf sollte geplant werden. Einige Teige müssen im Kühlschrank ruhen, die also zuerst zubereiten. Schnelle und komplizierte Rezepte gut mischen. Backen Kinder mit, empfiehlt es sich, einen Teig bereits fertig zu haben, damit sie direkt ans Ausstechen gehen können und sich nicht langweilen – sonst geht schnell alles drunter und drüber. Praktisch sind ein oder zwei Pralinenrezepte, für die der Ofen nicht benötigt wird – dann können alle beschäftigt werden, ohne sich gegenseitig vor der Herdklappe auf die Füße zu treten.

Für die BäckerInnen sollten in jedem Fall herzhafte Kleinigkeiten bereit stehen (Gewürzgurken haben sich bewährt) und abends etwas Deftiges wie ein Eintopf lo-cken. Denn so schön das Backen ist, und so lecker die Kekse auch in den nachfolgenden Tagen schmecken mögen: Am Abend mag sie meist nur probieren, wer den Tag über nicht mitgebacken hat.

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