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„Addikrass“ und „Streikie“

betr.: „Was ein Schuh kostet“ (Fair Trade mit Turnschuhen), taz vom 6. 5. 02

Ein Paar Markenturnschuhe kosten nicht selten 100 Euro. Wenn der Mensch, der ihn herstellt, nach der Tabelle „Das Turnschuhbeispiel“ 0,4 Prozent davon verdient, sind das 40 Cent. Die 33 Prozent, die die Markenfirma einbehält, sind nicht weiter unterteilt, dennoch nehme ich an, dass die Aktionäre für jeden einzelnen Schuh mehr bekommen.

Es ist auch im Interesse des einzelnen Sparers, solche Ungerechtigkeiten zu unterbinden, denn so ist es für alle Entwicklungsländer auf Dauer unmöglich, Schulden abzubezahlen. Firmen, die weltweiten Markenschutz beanspruchen, müssen dazu gezwungen werden, die „Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation“ einzuhalten.

So unrealistisch, wie das auf den ersten Blick erscheint, ist das nicht. Bei so krassen Verhältnissen reicht es aus, wenn ein einziges Industrieland (am besten natürlich die ganze EU) gerichtliche Verfolgung von Plagiaten nur dann zulässt, wenn die „Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation“ nachweisbar eingehalten werden.

Kurz gesagt, ich schlage vor, den globalisierten Markenschutz an die Bedingung zu knüpfen, dass auch die Internationale Arbeitsorganisation (inklusive der Kernarbeitsnormen) anerkannt wird. Ein faires Tauschgeschäft Markenschutz für die Firmen, Kernarbeitsnormen für alle.

Wenn Turnschuhe mit drei Streifen und dem Aufdruck „addikrass“ oder welche mit einem Okayhaken und dem Aufdruck „streikie“ legal vertrieben werden dürfen, weil die Kernarbeitsnormen nicht eingehalten werden, sehe ich darin nur einen fairen Ausgleich. Noch fairer wäre es, wenn ein Teil des Ertrags solcher Plagiate an die jeweilige Gewerkschaft abgeführt werden würde, zum Füllen der Streikkasse sozusagen. Wann wird endlich mal öffentlich darüber diskutiert? AUREL JAHN, Darmstadt

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