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Abzug der französischen TruppenFrankreich verlässt Burkina Faso

Der Graben zwischen Burkina Faso und der einstigen Kolonialmacht wird tiefer. Der Spezialeinheit bleibt nur ein Monat, um das Land zu verlassen.

Französische Soldaten unterwegs in Burkina Faso im November 2019 Foto: Michele Cattani/afp

Cotonou taz | Frankreichs Sol­da­t*in­nen in Burkina Faso müssen abreisen. Die französische Regierung hat angekündigt, die Spezialeinheit Sabre Force innerhalb eines Monats abzuziehen. Damit reagiert sie auf eine Forderung der Übergangsregierung unter Ibrahim Traore, der seit dem Putsch von 30. September in Burkina Faso an der Macht ist. Die neue Führung hat ein 2018 geschlossenes Abkommen beider Länder zur Bekämpfung von Dschihadisten aufgekündigt, die sich seit 2015 vor allem aus dem Nachbarland Mali nach Burkina Faso ausgebreitet hatten.

Kein besonderes Ereignis sei der jüngsten Entscheidung vorausgegangen, betonte Regierungssprecher Jean-Emmanuel Ouedraogo. Man würde die Präsenz der französischen Streitkräfte im Land anprangern, wolle aber kein Ende der diplomatischen Beziehungen. Vielmehr wolle die Junta gemeinsam mit der Bevölkerung für „die Rückeroberung unseres Staatsgebiets“ von den Dschihadisten zuständig sein. Be­ob­ach­te­r*in­nen gehen davon aus, dass die Regierung nur noch 60 Prozent der Staatsfläche kontrolliert. Rund zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Während die Anti-Terror-Mission Barkhane im Nachbarland Mali häufiges Gesprächsthema war und massiv Kritik erhielt, ist über die französischen Sol­da­t*in­nen in Burkina Faso nicht öffentlich diskutiert worden. Am Tag nach dem Staatsstreich im September hieß es, der gestürzte General Paul-Henri Damiba befinde sich in einer französischen Militärbasis am Rande der Hauptstadt Ouagadougou. Damit wurde ihm eindeutig Nähe zu Frankreich unterstellt. Vier Wochen später forderten Medienberichten zufolge hunderte De­mons­tran­t*in­nen bereits den Abzug der Franzosen binnen 72 Stunden.

Mit dem Abzug der französischen Spezialeinheit wird der Bruch zwischen dem Sahelstaat und seiner einstigen Kolonialmacht immer tiefer. Erst im Dezember hatte Burkina Faso Frankreich aufgefordert, seinen Botschafter Luc Hallade abzuziehen. Fast zeitgleich reiste Premierminister Apollinaire Kyelem de Tambela für Gespräche nach Russland, das als neuer Wunschpartner gehandelt wird, zumindest aber unkompliziert Waffen verkaufen soll.

Niger galt als zuverlässiger Partner Frankreichs

Die Zahl jener Länder, die noch mit der einstigen Kolonialmacht kooperieren, schwindet. Als zuverlässiger Partner Frankreichs galt bislang Niger, wohin 2022 zunächst Teile der Barkhane-Mission verlegt worden waren. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte im November allerdings das offizielle Ende dieser Mission und die Entwicklung einer neuen Strategie zusammen mit afrikanischen Partnern innerhalb von sechs Monaten angekündigt.

Nigers Präsident Mohamed Bazoum, der seit April 2021 an der Macht ist, spricht sich für eine Zusammenarbeit mit Frankreich aus. Im vergangenen Jahr warnte er: „Der Abzug von Barkhane hinterlässt eine Lücke, die die Terroristen ausnutzen werden.“ Ab August mehrten sich jedoch die Proteste der Zivilgesellschaft gegen die französische Präsenz.

Auf seiner Homepage betont das französische Verteidigungsministerium nun eine enge Zusammenarbeit mit den Streitkräften des Tschad. Der nicht gewählte Präsident Mahamat Idriss Déby, der 2021 nach dem Tod seines Vaters, Langzeitherrscher Idriss Déby, an die Macht kam, gilt bisher als zentraler Verbündeter Frankreichs.

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