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Abwrackprämie für HeizungenLernen von der Auto-Verschrottung

Heizungen in Deutschland müssen unbestritten saniert werden. Nun plant Umweltminister Altmaier eine entsprechende Abwrackprämie. Doch dabei könnten die Heizkosten steigen.

78 Prozent der bestehenden Heizungen sind „unzureichend effizient“. Bild: dpa

FREIBURG taz | Die Idee ist nicht neu, aber jetzt wird sie auch in der Bundesregierung diskutiert: Eine Abwrackprämie für alte Öl- und Gasheizungen könnte den seit Jahren bestehenden Sanierungsstau in deutschen Heizungskellern auflösen. In dem bislang unveröffentlichten Entwurf des Erfahrungsberichtes zum Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz ist der Vorschlag enthalten – allerdings nur als eine von mehreren Optionen.

Die Pläne für eine Abwrackprämie seien in der Ressortabstimmung, sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) nun plötzlich. Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass vor der Bundestagswahl noch ein entsprechendes Gesetz zustande kommt. Die Branchenverbände der Heizungswirtschaft, das Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik (VdZ) und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) fordern schon seit 2009 eine solche Prämie für alte Heizungskessel.

Damals bezahlte die Bundesregierung Geld für die Verschrottung alter Autos. Was bei Kraftfahrzeugen funktioniert hat, so hofft die Branche, könnte ja auch bei Heizungen klappen – nämlich den Absatz zu steigern. Zugutehalten kann sich die Branche dabei, dass ein großer Teil ihrer Wertschöpfung im Inland stattfindet. Zu diskutieren wäre dann allerdings noch, ob die Prämie für jede neue Heizung gezahlt werden soll oder nur für bestimmte Heizungen, für hocheffiziente Brennwertgeräte etwa oder wenn verstärkt erneuerbare Energien genutzt werden.

Unbestritten ist, dass bei den Heizungen in Deutschland erheblicher Sanierungsbedarf besteht, vor allem bei den Ölkesseln, die im Durchschnitt älter sind als die Gasheizungen. Nach Zahlen des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) sind 78 Prozent der bestehenden Heizungen „unzureichend effizient“. Manche sind schon uralt: Von den knapp 20 Millionen Heizungsanlagen im Lande sind 18 Prozent älter als 24 Jahre.

Energiewirtschaft ist verwundert

Nachdem die Heizölpreise in den letzten drei Jahren wieder deutlich gestiegen sind und sich aktuell mit 95 Cent je Liter dem historischen Spitzenwert von 2008 in Höhe von 98 Cent nähern, tritt das Thema wieder stärker in den Vordergrund.

Finanziert werden könnte das Programm über eine Abgabe, die von Heizöl- und Gashändlern zu bezahlen wäre und dann von diesen auf die Kunden umgelegt würde. Verbraucherschützer kritisieren, dass damit die Heizkosten weiter steigen würden. Sie fordern, den Austausch über Steuergelder zu finanzieren.

Der ökologische Gewinn jedoch liegt auf der Hand. Der VdZ rechnet vor, dass durch die Modernisierung aller Heizungsanlagen auf den aktuellen technischen Stand in Deutschland der jährliche CO2-Ausstoß um mehr als 80 Millionen Tonnen reduziert würde und 15 Prozent weniger Energie verbraucht werden könnten. Das wiederum würde jedoch das Geschäft der Energiewirtschaft schmälern, die am Freitag „mit erheblicher Verwunderung“ auf die Meldungen reagierte.

„Eine solche zusätzliche Umlage für Wärme wäre definitiv der falsche Weg, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit. „Nicht zuletzt angesichts der aktuellen Debatte über die sozialen Aspekte der Energiepreise sind solche neuen Kostentreiber abzulehnen“, sagte BDEW-Chefin Hildegard Müller.

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6 Kommentare

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  • BN
    Bitte nicht!

    Nein, bitte keine Abwrackprämie für Heizanlagen!!!

     

    Ich bin Mieter mit einer Gasetagenheizung, sie werden jährlich regelmäßig vom Schornsteinfeger geprüft und von einer Firma gewartet, der alte ist sogar besser als der neue (ich habe zwei).

     

    Nun denkt die Eigentümergemeinschaft über einen Fernwärmeanschluss nach.

     

    Hört sich toll an? Ist es aber nicht, habe da etliche Erfahrungen in anderen Wohnungen gemacht:

     

    a) Fernwärme ist zumindest in unserer Stadt sehr, sehr teuer und

    b) sie wird in Abhängigkeit vom HEIZÖLPREIS (!) berechnet (in einer komplizierten Formel)

    c) wird das Fernwärmekraftwerk in unserer Stadt mit GAS (!) betrieben.

    d) macht der Großteil der Heizkosten mit Fernwärme ein sog. Grund- oder Bereitstellungspreis aus. Also Kosten ohne je geheizt zu haben. (Diese Kosten sind wesentlich höher als ein monatlicher Grundpreis beim Gasversorger).

    e) Fernwärme ist ein rentierendes MONOPOLgeschäft, welches die Kommunen sehr gerne (teils per "Gesetz") voran treiben (Für Gas gibt es mittlerweile einen freien Markt wie beim Strom!)

    f) Die Fernwärmerohre sind so schlecht isoliert (siehe schneefreie "Wege") und die Wege so weit, dass so ein erheblicher Energieverlust entsteht

    g) Die Fernwärme-Heizanlagen im Haus sind selbst so warm bzw. heiß, dass entweder feuchte Keller anfangen zu schimmeln oder, sollten die Heizanlagen sich im Wohnbereich finden, die Nachbarräume teils noch so mit geheizt werden, dass man auch dort nicht arbeiten oder schlafen kann (z.B. Büro mit über 30 °C).

    Das ist alles Wärme, die nicht vom Verbraucher angefordert wird, sondern einfach da ist und STÖRT und indirekt auch viel KOSTET.

     

    In einem Kindergarten beispielsweise ist der Heizraum im 1. OG direkt neben einem Büro und über einem Lagerraum für Lebensmittel. Durch diesen Lagerraum führen die Fernwärmerohre. Fazit: In dem Lagerraum können keinen frischen Lebensmittel gelagert werden, wie ursprünglich gedacht, und die riesigen Kühlschränke im Raum müssen entsprechend mehr heizen, um zu kühlen, als in einem entsprechend kühlen Lagerraum. Das Büro ist teilweise unerträglich warm. Das ist doch absurd, oder?! Ein Gasanschluss durfte für das Passivhaus (!) ergänzend nicht gewählt werden, weil die Stadt dort nur noch Fernwärme anbietet!

     

    Aber mit der Fernwärme scheint es zu sein wie mit der Energiesparlampe: Egal, was die Praxis und Berechnungen zeigen, wenn sie als heilbringend deklariert ist, wird sie entsprechend gepusht! Und dann sind wir alle gut!

     

    Und zuletzt: Ich bin wirklich ein konsequenter "Öko", aber eine neue Heizanlage in der Wohnung möchte ich nicht, solange sie mich energetisch und finanziell nicht überzeugt. Die Umbaumaßnahmen werden zum Teil auch auf die Miete umgelegt, die warmen Betriebskosten werden zudem (ggf.) höher und schlimmstenfalls kann mein Wohnungseigentümer das alles selbst nicht bezahlen, verkauft die Wohnung und wir müssen wegen Eigenbedarf raus. So sieht's an der Basis aus.

     

    Wenn Prämie dann bitte nicht für Fernwärme.

    Gebt mal "Kritik Fernwärme" in Eure Suchmaschinen ein und lest dann auch die Lobbyseiten ;-)

     

    Bitte mehr Transparenz und Aufklärung zur Fernwärme, solange sie nicht als "Abfallprodukt" der Industrie verwertet wird und entsprechend rentabel und günstig ist.

     

    Ach ja: Und von der Fernwärme kommt man als Eigentümer nicht so schnell los. Grundbucheinträge und Verträge für 30 Jahre sind nicht unüblich.

    Wer weiß, was in 10 Jahren alles möglich und gut bezahlbar ist?!? Einmal Fernwärme immer Fernwärme...

     

    So gefällt das den kommunalen Energieversorgern.

     

    Da ist es doch ein Klacks, das sie heute für die Eigentümer Komplettangebote machen (kostenfreier Anschluss und ansonsten all inklusiv) - der Mieter zahlt es ja und die Eigentümer müssen sich um nichts mehr kümmern.

     

    So hat es mir auch der Schornsteinfeger erzählt, der so natürlich auch keine Heizanlagen mehr kontrollieren muss.

  • A
    Abrissprämie

    Warum nicht direkt Häuser zwangsabreißen, die älter als

    50 Jahre alt sind. Das steigert auch das BIP, macht zwar kurzzeitig obdachlos, ist aber auch super für's Klima.

     

    Baumaterial wird zwar etwas teurer als jetzt aber dafür haben die Leute ein tolles Klimagefühl und bezahlen das 10x für das Haus.

  • NT
    Na toll,

    dann zahle ich in meiner Mietwohnung den Bonzen in Ihren Villen die Subvention für ihre Heizung der 200 qm- Villen per Energiepreis.

    Klug durchdacht wie schon die Abwrackprämie für Autos, wo der, der Bus fährt, die neuen Schlitten für andere zahlt.

     

    Wie lange lassen sich die Leute noch so verarschen?

  • M
    MeinName

    Na vielen Dank auch. Wenn die alte Gasetagentherme in meiner kleinen Wohnung ausgetauscht wird, rechne ich mit einer Mieterhöhung und kann deshalb wohl bald ausziehen (mal sehen wohin). Aber Hauptsache der Industrie geht's gut und dem Öko-Gewissen der Besserverdienenden ist Genüge getan.

  • K
    Kesselflicker

    lieb gemeint, aber was denn noch alles?

    Wer heutzutage bei Systemen zur Gebäudeheizung auf regenrative Energien setzt, erhält Zuschüsse über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle od. die KfW. Äusserst günstige Darlehenprogramme zur energetischen Renovierung bieten auch viele Hausbanken. Nach Realisierung kann der Anlagenbetreiber mit Einsparungen bei den Betriebskosten rechnen.

    Das Bundeimmissionsschutzgesetz schreibt Grenzwerte in bezug auf dessen Abgasverlust/Wirkungsgrad für den Anlagenbestand vor. Zugegeben hinken diese eklatant den technischen Möglichkeiten hinterher.

     

    Eine Abwrackprämie erhöht NICHT den Bedarf. Allenfalls gebietet es dem Gebäudeeigentümer die Massnahme während der Gültigkeit dieser Regelung zu realisieren. Weder das Handwerk, noch die herstellende Industrie bezieht daraus einen grundsätzlichen Vorteil, da, wenn der bedarf abgedeckt ist, zwangsläufig ein Konjunkturrückgang einsetzt.

     

    Der Gesetzgeber macht keinerlei Anstalten einzuwirken, die Energiepreise auf einem vernunftorientierten Mass zu halten. Da hier sehr hohe Steuersätze anliegen, ist es im Gegenteil recht einträglich. Wird dies wieder in Form von Subvention zurückgegeben, handelt es sich um einen reinen Geldkreislauf, der wenig Sinn, jedoch hohen Aufwand macht. Erst nimmt man, dann gibt man. Damit ist keinem geholfen.

  • JA
    Johann A Löning

    Abwrackprämien für Heizungen ?

    So ziemlich das falscheste was man machen könnte !

     

    Die Gründe.

     

    1. Sind konventionelle Heizungen vom Typ Brennwertgeräte sind ein Auslaufmodell, die Zukunft gehört den Mikro-BHKW auf Basis von z.B. von Sterling-Motoren, die produzieren gleichzeitig Strom und Wärme

     

    2. Konventionelle Heizungen z. B. Brennwertgeräte sind in Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden um ca. 200% überteuert, Micro-BHKW ca. 30%. Dies wird mit angeblichen höheren Sicherheitsstands begründet. Die gibt es ! Der materielle Wert dieser zusätzlichen Sicherheitsarmaturen ? 20,00 Euro - vielleicht auch weniger. Übrigens fällt die preisliche Einheitlichkeit der Anbieter auf, ob da ein Fall abgestimmten Marktverhaltens zugrunde liegt ?

     

    3. Die Mehrzahl der neu installierten Geräte bleiben weit hinter den bestehenden technischen Möglichkeiten zurück. Warum ? Mangelende Beratung bei der Konfiguration, nach wie vor Überdimensionierungen, entgegen der Norm werden ein Hydraulischer Abgleich nicht durchgeführt usw.

     

    Was ist zu tun.. !!

     

    1. Liberalisierung des EU-Marktes. Administrative Abschottungen müssen beseitigt werden. Wir können Autos in Dänemark kaufen, aber keine Heizgeräte !

     

    2. Wenn gefördert wird, dann nur auf der Grundlage der niedrigsten Preise in Europa. Dem offensichtlich abgestimmten Marktverhalten in diesem Sektor muss konsequent begegnet werden.

     

    3. Bevor eine neue Heizung eingebaut wird sollte z. B. der Schornsteinfeger eine Bedarfs- und Massnahmen-Feststellung vornehmen. Nur auf dieser Grundlage gibt es Geld oder eine steuerliche Präferenz.

    Endlich ein neues sinnvolles Betätigungsfeld für diesen zweifelsfrei qualifizierten Berufsstand. Nicht später den Missstand messen - sondern bedarfsgerecht, unter Einhaltung der Normen installierte Geräte bringen den vollen Nutzen.

     

    Alles andere ist ein befeuert nur die Gewinne der beteiligten Wirtschaftssektoren.

     

    Man spricht auch vom Geld verbrennen - das der Kunden und des Staates...