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Abtreibungsverbot in IrlandMaxiprotest gegen Minireform

Suizidgefährdete Mütter dürfen ab 2013 auf der katholischen Insel abtreiben. Sonst niemand. Aber selbst das geht der Kirche zu weit.

Mahnwache für die wegen Abtreibungsverweigerung gestorbene Savita, Dublin, 17. November. Bild: reuters

DUBLIN taz | Das in der irischen Verfassung festgeschriebene absolute Abtreibungsverbot fällt. Ab dem nächsten Jahr sollen Schwangerschaftsabbrüche in Irland erlaubt werden – wenn auch nur unter besonderen Umständen. Das gab die Regierung in Dublin am Dienstagabend bekannt. Es hat 20 Jahre gedauert, bis sich die Politiker zu diesem Entschluss durchringen konnten.

Die Pläne sehen eine Kombination aus Gesetzen und Vorschriften vor, die spätestens im Sommer in Kraft treten sollen. Nicht gestattet wird ein Schwangerschaftsabbruch nach einer Vergewaltigung oder bei Gefahr für die Gesundheit der Schwangeren. Bei Suizidgefahr soll dagegen in Übereinstimmung mit einem höchstrichterlichen Urteil von 1992 ein Schwangerschaftsabbruch erlaubt sein.

Damals entschied der höchste Gerichtshof, dass eine Abtreibung zulässig sei, wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr sei – und dazu zählten die Richter ausdrücklich Suizidgefahr.

Das Urteil basierte auf dem „Fall X“, bei dem eine 14-Jährige nach einer Vergewaltigung schwanger geworden war, aber zunächst aufgrund eines Gerichtsurteils nicht zur Abtreibung nach England ausreisen durfte. Die höchsten Richter hoben das Ausreiseverbot auf und verfügten, dass die Modalitäten vom Gesetzgeber zu klären seien.

Einfluss der Kirche schwindet

Die Politiker drückten sich um die erforderliche gesetzliche Regelung und schoben das Problem stattdessen dem Volk zu. Doch das lehnte die Regierungsvorschläge in fünf Volksentscheiden ab.

Erst nach dem Tod der 31-jährigen indischen Zahnärztin Savita Halappanavar, die im Oktober in der Universitätsklinik der westirischen Stadt Galway an einer Blutvergiftung starb, weil ihr die Ärzte trotz prolongierter Fehlgeburt einen Schwangerschaftsabbruch verweigerten, sah sich die Regierung zum Handeln gezwungen, zumal auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Druck auf die Dubliner Regierung ausübte.

Die setzte ein Untersuchungsteam ein, das nun den Vorschlag vorlegte, den die Regierung umsetzen will. Doch es gibt Widerstände in der Koalition. Während die Labour Party wohl geschlossen für die neue Regelung stimmen wird, haben bereits ein Dutzend Abgeordnete von Fine Gael, der stärksten Partei im Parlament, ihren Unmut über die Einbeziehung der Suizidgefahr geäußert. Premierminister Enda Kenny will jedoch Fraktionszwang verhängen.

Die katholische Kirche will die Suizidgefahr nicht gelten lassen. Da könne ja jede kommen, das wäre der erste Schritt zu Abtreibung auf Verlangen, argumentierten vier Erzbischöfe in einem offenen Brief. Sie forderten die Bevölkerung auf, dafür „zu beten, dass unseren Politikern die Weisheit und der Mut zuteil werden, das Richtige zu tun“.

Der Einfluss der Kirche in Irland ist jedoch aufgrund zahlreicher Skandale stark geschrumpft, den Kampf gegen Verhütungsmittel, Ehescheidungen und die Legalisierung von Homosexualität hat der Klerus verloren. Die begrenzte Erlaubnis von Abtreibungen wird er ebenfalls nicht verhindern können.

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5 Kommentare

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  • S
    Severin

    Es wäre sicher sinnvoller, wenn sich sog. "Lebensschützer" erst mal für den Schutz des schon existenten Lebens engagieren würden - für menschenwürdiges Dasein aller, Tierschutz etc. Wenn das alles "klar" wäre, erst dann wäre es an der Zeit, sich um den Schutz des "ungeborenen" Lebens zu kümmern.

     

    Die katholische Kirch in Irland hat sich mit der Vertuschung der Mißbrauchs-Skandale selbst auf lange Zeit das Genick gebrochen. @Hand Höfer: man sollte aber trotzdem zwischen senilen und weltfremden Klerikern, einem teils sehr lebendigen und gar nicht weltfremden Kirchenvolk unterscheiden. Und bei aller Kritik an der Kirche nicht vergessen, dass "christliche Werte" was Gutes sind, nur dummerweise von der Kirche im Namen altbackener Theologien oft ins Gegenteil verkehrt werden.

  • T
    T.V.

    Die grüne Insel hat immernoch reichlich schwarze Punkte. Wirkt krank, ernsthaft.

  • B
    Bitbändiger

    Ein Land, das die Bigotterie so auf die Spitze treibt, dass es auch weiterhin Frauen zwingen will, eine durch Vergewaltigung entstandene oder ihre eigene Gesundheit bedrohende Schwangerschaft auszutragen, gehört nicht in die EU.

     

    Und die selbstgerecht und -gefällig geifernden "Lebensschützer" und -innen, die gar noch gegen die Abortfreigabe bei Lebensgefahr protestieren, gehören in eine Klapse (oder, da sie wahrscheinlich selbst Opfer kindlicher Pfaffenindoktrination sind, in eine Umerziehungsmaßnahme, vergleichbar der einstigen "Entnazifizierung").

  • HH
    Hans Höfer

    Angesichts dessen, was die Römisch-Katholische Kirche weltweit für Unheil anrichtet (weit mehr als es eine NSU schaffen könnte), ist es für mich vollkommen unverständlich, wie z.B. Andrea Fischer, Winfried Kretschmann, Klaus Wowereit oder Wolfgang Thierse dort Mitglied sein können. Diese Damen und Herren sollten sich überlegen, ob die Werte die Grüne und Sozialdemokraten zumindest teilweise vertreten mit diesem Verein kompatibel sein können. Die Katholische Kirche steht weltweit für Unterdrückung von Frauen, sexuelle Perversion (wobei Missbrauch von Kindern, Priesterkinder und angebliche Enthaltsamkeit wohl zusammen gehören) und Intoleranz gegenüber anderen Lebensformen und Weltanschauungen. Passt das zu rot und grün? Ich hoffe nicht...

  • H
    Horsti

    Warum dürfen suizidgefährdete Männer ihre ungewollte Elternschaft nicht straffrei ablehnen?