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■ Absurdes TheaterAbgeordnete fragen, Peymann antwortet

So was Dröges aber auch. Da beschäftigte sich gestern der Kulturausschuß zwei Stunden mit der Situation der drei Opernhäuser. Und was kommt heraus? Altbekanntes und nix Neues. Da mußte erst einer wie Claus Peymann kommen und weltstädtisches Flair in die gemütliche Runde bringen.

Die CDU-Fraktion hatte sich vorher schlau gemacht und fand Angsteinflößendes. Was denn mit „staatsfeindlichem“ Theater, das Peymann in Berlin machen wolle, gemeint sei und warum er sich als „Fossil“ bezeichnet habe? Die PDS erkundigte sich nach dem Spielplan der „nächsten Jahre“. Die SPD fragte nach der Zahl der jährlichen Vorstellungen und Premieren. Einzig die Grünen gaben sich weltstädtisch, begrüßten den Meister und mahnten, Peymann doch „nicht so provinziell“ zu empfangen. Aber auch sie stellten Fragen: Wie ist das mit den 21 Millionen für die nächsten fünf Jahre?

Peymann lieferte eine schöne Sprach-Performance. Mit Fossil meine er einen Theaterdirektor, für den nicht Marketing an erster Stelle, sondern zuvörderst die Kunst komme. So einer spricht eben nicht die Sprache der Politiker, sondern der Schauspieler. Und mit „staatsfeindlich“ ist das so: Für die Schwachen sprechen, die Mächtigen piksen und kontrollieren – subversives Theater halt.

Mit oder ohne Brecht? Die Frage hat Peymann geschickt umgangen. Dafür hat er viel von zeitgenössischer Literatur gesprochen, die er auf die Bühne bringen will. Endlich wieder Uraufführungen, freute sich auch Radunski. Und das Geld? Mit weniger gibt er sich nicht zufrieden. Das geht ja auch gar nicht, weil er doch der Peymann ist. In Wien hatte er eine Position, da „traute sich niemand, mich anzugreifen“.

Was wir ab Herbst zu sehen kriegen, steht im übrigen noch nicht fest. Bißchen was Fragmentarisches, Übernahmen aus Wien. Erst nach Ende aller Bauarbeiten sei an eine große Premiere zu denken. „Aber“, so Peymann, „Theater soll spalten. Ich freue mich auf meine Freunde. Und meine Feinde.“ Andreas Hergeth

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