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■ KommentarAbsturzgefahr?

Holla! Da balanciert aber einer ohne Netz und doppelten Boden durch luftige Höhen. Füßchen vor, Füßchen zurück, nur nicht zu arg belasten. Wär ja auch schon blöd, wenn man vom Drahtseil fiele. Ausgerechnet hier!

Henning Voscherau ist mal wieder angekommen an jener Stelle, an der vor sechseinhalb Jahren schon sein Vorgänger abstürzte. Hafenstraße. Nun steht er da – und eiert. Linkes Füßchen vor – Hafenstraße bleibt, Räumung fällt aus? Oje, das wackelt aber heftig, wenn die alten Mitstreiter angeführt von der Springer-Presse zum Sturm blasen. Und außerdem: links konnte ich doch noch nie so gut. Also: schnell zurück ....

Rechtes Füßchen vor – Rrrrräumen, rrraus die Gewalttäter aus ihrer Festung!? Habe ich doch schon immer gesagt!? Sicheres Terrain hier! Aber oje, das wackelt auch nicht schlecht. Zwei Jahre Sturm in der Stadt. Schnell zurück ... Hilfe!

Die wird nicht kommen. Jedenfalls nicht aus der Richtung, aus der unser Luftikus sie erhofft hat. Die Bürgerschaft, das steht spätestens seit der gestrigen Erklärung der SPD-Fraktion fest, wird dem Bürgermeister die Entscheidung nicht abnehmen, welcher Fuß nun zu setzen ist. Muß er schon selber machen.

Dabei ist Voscheraus Risiko lange nicht so groß ist, wie das seines Vorgängers. Steht nämlich kein böser Bube hinter ihm, der schubst. Kein Nachfolger in Sicht, im Gegenteil: Fällt Voscherau vom Seil, kippt die rotgraue Regierung gleich mit. Und wo die SPD bei diesem Absturz landen würde, können sich selbst die größten Voscherau-Hasser unter den Sozis nur allzu gut vorstellen.

Also, was nun? Zögern? Zaudern? In Zweifelsfällen soll Seiltänzern gelegentlich dies helfen: Über den eigenen Schatten springen.

Uli Exner

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