: Absturz in den Sumpf
■ 109 Menschen in US-Billigflieger: Keine Hoffnungen auf Überlebende
Miami (rtr/AFP/AP/APD/ taz)– Ein US-amerikanisches Passagierflugzeug der Billigfluglinie ValuJet ist am Samstag mit 109 Personen an Bord auf einem Flug nach Atlanta in das Sumpfgebiet der Everglades in Florida abgestürzt. Die US-Behörden gehen davon aus, daß niemand an Bord das Unglück überlebte. Unmittelbar vor dem Absturz hatte der Pilot Rauch im Cockpit gemeldet. Die Besatzung wollte daraufhin nach Miami zurückkehren, sagte eine Sprecherin der Bundesluftfahrtbehörde FAA. Das Flugzeug hätte sich zu diesem Zeitpunkt in einer Höhe von 3.150 Metern befunden, das Wetter sei sonnig gewesen. Ein Augenzeuge berichtete, die 27 Jahre alte DC-9 sei „wie eine Kugel in den Boden geschossen“. Piloten eines Privatflugzeuges berichteten, sie hätten den Absturz mit angesehen. „Als die Maschine auf den Boden aufschlug, spritzte Wasser und Schmutz hoch. Niemand konnte das überleben“, sagte ein Hobby-Pilot.
Die Suche nach den Toten und dem Flugschreiber gestaltete sich nach Angaben von US-Behörden extrem schwierig, da im Sumpfgebiet tausende von Aligatoren, Schlangen und Moskitos lebten. Die 16 Kilometer tief in den Everglades gelegene Absturzstelle konnte zunächst nur von Aufklärungsflugzeugen und Hubschraubern erreicht werden, die dort jedoch nicht landen können. Auf Luftaufnahmen waren nur wenige kleinere Trümmer der Maschine zu sehen. Offenbar versank der Rumpf nach dem Aufprall im Schlamm. Gestern wollten Bergungsmannschaften versuchen, mit Planierraupen einen Weg zur Unglücksstelle zu schaffen. Inzwischen haben auch Privatleute ihre Luftkissenboote angeboten, außerdem soll eine Pontonbrücke gebaut werden.
Die aggressiv wirtschaftende Billigfluglinie, die erst im Oktober 1993 den Flugbetrieb aufnahm, ist bereits wegen mehrerer Unfälle auf Startbahnen aufgefallen. An der DC-9 hätten sich nach Angaben der US-Luftaufsichtsbehörde FAA bereits in der Vergangenheit bei der Wartung Mängel gezeigt. Der Präsident der ValuJet, Lewis Jordan, widersprach den Vorwürfen. Zu dieser Zeit hätte es keinen Anlaß zur Sorge gegeben, „daß mit der Maschine etwas nicht in Ordnung ist“.
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