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Abschlüsse für BehinderteMehr als nur Teilnahme

Erstmals erhalten BremerInnen mit Behinderungen ein Zertifikat für den Abschluss einer Bildungsmaßnahme. Das hat jedoch kaum mehr als symbolischen Wert.

Gut gelaunt: Arbeitsagentur-Chef Götz von Einem und Sozialsenatorin Anja Stahmann bei der Zertifikats-Verleihung. Bild: Simone Schnase

Zum ersten Mal wurde am Mittwoch in Bremen ein Zertifikat über den Abschluss einer zweijährigen Bildungsmaßnahme an Menschen mit Behinderungen vergeben. Sie arbeiten bei der Werkstatt Bremen, im Martinshof. Das Zertifikat soll ihnen den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt erleichtern – so wie es die UN-Behindertenrechtskonvention fordert, die Deutschland 2009 ratifiziert hat. Allerdings: Außerhalb Bremens und des Saarlandes, das seit einem Jahr solche Zertifikate vergibt, wird dieses Zeugnis nirgends anerkannt.

Einen Ausbildungsabschluss vor der Handels- oder Handwerkskammer hätten die 17 TeilnehmerInnen der Maßnahme nicht geschafft. Aber sie haben, finanziert von der Arbeitsagentur oder der Rentenversicherung, in den Bereichen Garten- und Landschaftsbau, Industriefertigung für den Automobilbau, Lebensmittelverpackung, Hauswirtschaft, Gebäudereinigung, in der Metallbearbeitung und in der Kantinenbewirtschaftung ein Eingangsverfahren und die zweijährige Maßnahme mit Erfolg absolviert.

„Bislang gab es dafür lediglich eine Teilnahme-Bescheinigung“, sagt Wilfried Hautop, Geschäftsführer des Martinshofs. Ein Zertifikat sei hingegen eine Anerkennung: „Das ist für die Absolventen wichtig, und wir hoffen natürlich auch, dass es ihnen den Schritt in den regulären Arbeitsmarkt erleichtern wird.“ Dabei ist er sich bewusst, dass das Zertifikat nur ein Anfang ist: „Aber so transportieren wir sowohl Leistung als auch die Lern-Inhalte nach außen. Wir haben dafür nämlich durchaus von der Bundesagentur für Arbeit vorgegebene Rahmen- und Ausbildungspläne.“

Und genau wie bei einer anerkannten Ausbildung habe es auch hier TeilnehmerInnen gegeben, die den Abschluss nicht geschafft hätten. Die Gefahr der Stigmatisierung durch ein solches Zeugnis sieht Hautop nicht: „Im Gegenteil“, sagt er, „denn wir haben jetzt die Unterscheidung zwischen Teilnahme und Abschluss. Als nächste Stufe käme das Fachpraktikum, und daran würde sich dann schon die reguläre Ausbildung anschließen.“ Das Zertifikat erleichtere Arbeitgebern die Einordnung des Bewerbers.

Die Absolventen werden freilich vorerst alle weiterhin im Martinshof arbeiten. „Natürlich reicht es nicht aus, dass wir anschieben – die Firmen müssen auch ziehen“, sagt Hautop. „Nach der Maßnahme ist niemand olympiareif, deshalb sollte das Level auf dem Arbeitsmarkt heruntergefahren werden – man muss auch Langsamkeit akzeptieren!“

Auch Dieter Stegmann, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen (LAGS), sagt: „Natürlich können geistige und körperliche Behinderungen nicht wegdiskutiert werden, aber diese Menschen sind in der Praxis oft sehr gut, und darauf müssen sich Betriebe einlassen.“ Das Zertifikat könne durchaus dazu beitragen.

Sozialsenatorin Anja Stahmann (Die Grünen), die gemeinsam mit Hautop und Götz von Einem, Geschäftsführer der Bremer Arbeitsagentur, die Zertifikate überreichte, hofft, „dass nach dem Saarland und nach Bremen auch die anderen Bundesländer nachziehen“. Hautop möchte derweil „auch die Bildungssenatorin als Verbündete gewinnen und sie davon überzeugen, dass Inklusion nicht mit Verlassen des Schulsystems enden darf“.

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1 Kommentar

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  • WB
    Wolfgang Banse

    Die ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention ist im vollem Maße um zu setzen.Menschen mit einer behinderung dürfen nicht die Stiefkinder der nation sein.Bildung,Ausbildung ud Arbeit unter normativen Bedingungen ist nicht nur erstrebenswert,sondern sollte Selbstverständlichkeit sein.