piwik no script img

Abschied von Pep GuardiolaEr nervte einfach

Jürn Kruse
Kommentar von Jürn Kruse

Lange wurde über seine Zukunftspläne spekuliert, nun herrscht Gewissheit: Pep Guardiola verlässt die Bayern. Das wurde auch Zeit.

Pep Guardiola verabschiedet sich. Im Hintergrund sein Nachfolger: Carlo Ancelotti Foto: dpa

J etzt kann ich es ja zugeben: Pep Guardiola hängt bei mir überm Sofa. Ein schönes Foto ist das. Schwarz-weiß, ein ergrauter Mann mittleren Alters, nachdenklich. Ich hab es ein paar Monate vor Guardiolas Dienstantritt beim FC Bayern aufgehängt.

Und nun – Kinder, wie die Zeit vergeht – ist der Katalane schon bald wieder weg. Am Sonntag wurde bestätigt, was sich schon lange andeutete: Guardiola wird seinen im Sommer 2016 auslaufenden Vertrag mit den Münchenern nicht verlängern.

Das ist gut. Unabhängig davon, ob die Bayern in dieser Saison die Champions League gewinnen oder nicht. Unabhängig von allem Sportlichen, von seinen zwei Meistertiteln, dem Pokalsieg, von seinen analytischen Fähigkeiten. Pep nervte einfach – selbst mich.

Alles war immer „supersuper“, er hätte am liebsten „tausend Dantes“ gehabt (um den Verteidiger kurz darauf nach Wolfsburg zu schicken), er drückte sich mit seinem Beharren auf dem Deutschsprechen vor klaren Ansagen.

Zwischen Steuer-Uli und Rolex-Kalle

Dazu sein Freiheitskampf für Katalonien (inklusive symbolischem Listenplatz 5.000 für eine separatistische Partei bei der letzten Wahl) bei gleichzeitig großer Nähe und Freundschaft zum Antifreiheitsstaat Katar.

Steuer-Uli, Rolex-Kalle und Motivations-Matthias machen es einem schon schwer genug, sich nicht morgen einen neuen Klub zu suchen. So pathetisch das klingen mag, aber ohne den festen Glauben daran, dass der Verein mehr ist als seine handelnden Personen, müsste ich mich vom FC Bayern abwenden.

Und Guardiola half nie, diese Bindungslücke zu schließen. Im Gegenteil: Je näher einem das vermeintliche Trainergenie, das man zuvor nur aus der Ferne betrachtet hatte, in seinen zweieinhalb Jahren kam, desto mehr löste sich seine Aura auf. Ein Scheinriese, dem locker zuzutrauen ist, ab 2020 die Nationalmannschaft Katars zur Weltmeisterschaft im eigenen Land zu führen.

Auf die großen Taktiker folgten beim FC Bayern übrigens zuletzt häufig die Versöhner – Hitzfeld auf Trapattoni, Heynckes auf van Gaal – und holten dann die Titel. Carlo Ancelotti ist also herzlich willkommen! Und ich glaub, ich hänge das Bild bald ab.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Gut wäre wenn Herr Pep Guardiola wohin auch immer, Herr Götze mitnehmen oder nachholen würde, damit nicht ein weiteres großes Talent das nicht bayerisch spricht beim großen FCB zerstört wird.

  • Ich bin froh, dass das Theater vorbei ist und mein Kompliment an Bayern, dass sie im aufgeheizten Medienbetrieb dies so "geplant" durchgezogen haben.

     

    Das Theater musste sein - stellen sie sich mal vor die letzten 2 Spieltage wäre die Entscheidung bekannt bzw. wäre offiziell verhandelt werden.

    Wir wären ja abgesoffen vor lauter Gerüchten, Neuigkeiten etc.

  • Echt humorvoller artikel

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Unglaublich, was Jürn sich alles übers Sofa hängt...

    • @571 (Profil gelöscht):

      Man sieht es ja nicht, solange man drauf sitzt!

      • @schuhwerfer:

        Dafür sieht man aber den Teakholztisch vor sich, den man hochkurbeln kann, damit man besser an die Salzlette kommt.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Trango:

          Richtig, wenn die Salzlette unterm Teakholztisch liegt.

          Andernfalls kommt er vom Sofa aus leichter an die Salzlette als an die Kurbel, jedenfalls war's bei meiner Schwiegermutter immer so.

      • @schuhwerfer:

        ok - aber -

         

        Waibels Ambros - Jürn Kruse - &

        One trick pony-Raab - Gaahrp!

        Wenns nicht so wumpe wäre ->

        Wassen - Weren noch?

         

        Genau -> Wehret denn Anfängern ~>

        Hosenträger & Gürtel für die tazis;)

        kurz - Noch alle Tauben aufm Dach*?

        Oder schon aufm Soffa?!

         

        (* Die englische Redewendung „take a thief to catch a thief“ (oder „to set a thief to catch a thief“) entspricht dem deutschen „den Bock zum Gärtner machen“ - pascht scho;!¡) https://de.m.wikiped...chern_von_Nizza

        • @Lowandorder:

          Wer wird denn gleich mit Tauben auf Spatzen schießen? :-)

          • @schuhwerfer:

            Dachlünken? - best friends!

             

            "…heute bleibt er fort, vielleicht -

            Doch morgen kommt er wieder;!¡))