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Abkühlung im SommerHitze-Genervten fehlt das Freibad

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Um etwas für den Hitze-Schutz zu tun, sollte Hamburg neue Freibäder errichten. Denn die sind rar und Naturseen keine vollwertige Alternative.

Junge Badegäste baden bei hochsommerlichen Temperaturen im Großensee bei Hamburg Foto: Bodo Marks/dpa

A m Dienstag ist die Autorin schwach geworden. Bei 32 Grad im Schatten war es einfach zu warm. Ins Auto gestiegen und 23 Minuten über die Landstraße zum Großensee gedüst. Dort herrliche Abkühlung im romantischen Abendsonnenlicht. Einen Tag später kommt die Quittung in Form einer roten Quaddel am Hals.

Einer nur oder zwei, das sind wenig im Vergleich zu dem feuerroten Ausschlag an Hals und Dekolleté vor zwei Jahren nach dem Besuch eines anderen Naturbades in Hamburg. Ist das Wasser 20 Grad warm, schwimmen Zerkarien auf der Oberfläche, um Enten und andere Vögel als Parasiten zu befallen. Für Menschen sei es ungefährlich, liest man auf Seiten zur Badewasserqualität.

Aber beim zweiten Kontakt kann eine Allergie entstehen, eine Badedermatitis. Deshalb sind Freibäder wichtig und Naturbadeseen, so hübsch sie auch sind, keine Alternative dazu. Jedenfalls ist so ein Ausschlag so lästig, dass sich die Autorin schwor, diese zu meiden.

Nur leider: Der Hamburger Senat hat seine Freibäder dezimiert. Noch in den 1960ern gab es in der Stadt laut Wikipedia 30. Wer klimafreundlich Urlaub auf Balkonien machte, hatte als Ergänzung das nette Freibad um die Ecke. Nur Abrisse aus jüngerer Zeit sind im Netz dokumentiert.

Hamburg dezimiert Freibäder

1989 fiel das Freibad am Lattenkamp dem Wohnungsbau zum Opfer. 2008 wurde die Freibadanlage im Arbeiterstadtteil Dulsberg privatisiert. Statt 50-Meter-Becken gibt es ein kleines von einem privaten Betreiber, der nur online Tickets verkauft und nicht immer geöffnet hat.

Im Jahr 2015 wurde das Freibad Ohlsdorf abgerissen und durch ein Hallenbad mit Türen ersetzt. Auf einem Großteil des Geländes stehen heute Wohnungen. 2021 traf die Kahlschlagpolitik Hamburgs Osten gleich doppelt. Das Aschberg-Freibad im Arbeiterstadtteil Hamm wurde ebenso abgerissen wie das Freibad in Rahlstedt am Wiesenredder, beide für Wohnungsbau.

In Rahlstedt, immerhin dem bevölkerungsreichsten Stadtteil Hamburgs, soll ein ans Hallenbad angedocktes 25-Meter-Becken für Ersatz sorgen, das an warmen Tagen hoffnungslos überfüllt ist. Außerdem ist das Becken zu tief für nicht schwimmende Kinder. Die haben kein Planschbecken mehr.

Rahlstedtern, die sich nicht in diese Badewanne drängeln wollen, auch aus Rücksicht auf die Mitmenschen, denen bleibt eigentlich nur, in eines der Naturbäder zu gehen und sich dem Zerkarien-Risiko auszusetzen. Kommt der Ausschlag, kommt er nicht? Nimmt man die lindernde Salbe gleich mit ins Bad? Es soll gegen Zerkarien übrigens helfen, sich nach dem Bad hart mit dem Handtuch abzurubbeln. Hat die Autorin am Großensee wauch gemacht und dabei vielleicht die Stelle am Hals übersehen.

Hamburg arbeitet an einem Hitzeschutz-Plan. So zu lesen in einer Anfrage der Linken zur Bäderlage. Kleiner Tipp: Neue Freibäder mit großzügigen, schattigen Wiesen und echten Kinderplanschbecken wären gut. Dann baden vielleicht auch weniger Menschen an der gefährlichen Elbe. Alternativ müssten sich alle Hitze-Genervten zu Hause die Wanne mit kaltem Wasser füllen. Das ist ja auch nicht so ökologisch.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
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3 Kommentare

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  • Um das Freibad in Dulsberg ist es wirklich schade, und gerell natürlich um jedes einzelne weitere, das seit den 90ern dem Privatisierungswahn und kommunaler Geldnot zum Opfer gefallen ist. Öffentliche Schwimmbäder waren (und könnten sein) demokratische Orte, Orte der Daseinsvorsorge (Gesundheitsvorsorge) und, wie mensch sieht, für lebenswerte Städte im Klimawandel unverzichtbar.

  • 7,20 Eintritt im HHer Kaifu-Freibad. Drinnen gefühlt 2.000 Menschen dicht an dicht wie die Sardinen. Spanner mit gespannter Badehose am Beckenrand.

    2 Becken voller Kinder, Teens und Eltern. Beide knallvoll.



    Ein wenig Platz zum Schwimmen im tieferen Becken - dort trauen sich die vielen Nichtschwimmer vermutlich nicht hin. Allerdings wird fröhlich vom Beckenrand reingesprungen (trotz Verbot). "Mir doch egal" sagt ein Typ, als ich ihn hinweise.

    Länger als eine halbe Stunde zum Abkühlen habe ich es nicht ausgehalten.

  • "Hamburg dezimiert Freibäder"



    Genau, warum sollte man auch was für die Bürger tun?



    In Berlin ein ähnliches Trauerspiel.



    5,50 € Eintritt in Berlin. Zahlen wir keine Steuern?