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Abdel-Samad über Islam und Muslime„Ich sehe faschistoide Züge“

Er kritisiert, provoziert und lässt sich nicht einschüchtern – der Publizist Hamed Abdel-Samad im Gespräch über sein neues Buch „Der islamische Faschismus“.

Einige Muslime seien auch friedlich gesinnt, meint Abdel-Samad. Wer aber in die Politik geht, wolle die Welt beherrschen. Bild: reuters
Interview von Christopher Resch

taz: In Ihrem neuen Buch „Der islamische Faschismus“ schreiben Sie, dass der Faschismus im Ur-Islam angelegt sei. Aber sind es nicht nur die extremen Gruppen, die sich „faschistisch“ verhalten?

Hamed Abdel-Samad: Woher kommt die Auserwähltheit, wegen der sich Muslime für moralisch überlegen halten? Das steht im Koran. Dass die Muslime ihre Religion verbreiten und gegen die Ungläubigen kämpfen sollten, das haben nicht erst die Islamisten erfunden, sondern es steht im Koran. Auch das Dschihad-Prinzip ist im Ur-Islam verankert. Die Idee des unfehlbaren, charismatischen Führers, das Gottesbild, dass man mit Gott nicht verhandelt, dass man Gott nicht infrage stellt, das sind alles Elemente, die im Koran verankert sind. Die naive Aufteilung der Welt in Gläubige und Ungläubige, das haben nicht Islamisten erfunden, auch das ist auch im Ur-Islam verankert. Deswegen sage ich, dass der islamische Faschismus nicht erst mit dem Aufstieg der Muslimbruderschaft entstanden ist, sondern seine Anfänge in der Entstehungsgeschichte des Islams hat.

Sind deshalb alle Muslime Ihrer Meinung nach faschistoid?

Nein. Es gibt natürlich Muslime, die aus ihrer Religion bestimmte Dinge ziehen, die friedlich sind, die das soziale Leben befördern und so weiter. Ich unterscheide zwischen der spirituellen und sozialen Seite des Islam und der juristisch-politischen. Die juristisch-politische Seite des Islam ist faschistoid und kann nicht anders, denn wenn ein Islamist in die Politik geht, hat er ein Ziel, nämlich eine islamistische Gesellschaftsordnung durchzusetzen, diese durch die Regeln der Scharia zu beherrschen und im nächsten Schritt auch die Welt zu beherrschen. Das ist das Programm eines Islamisten. Wenn man die Religion politisch entleert, dann kann man von einer nichtfaschistoiden Religion sprechen. Aber wenn die Religion mit politischen Ansprüchen daherkommt, dann sehe ich klar und deutlich faschistoide Züge.

Was kann man Ihrer Meinung nach dagegen tun?

Man muss der Vernunft eine Chance geben, der historisch-kritischen Analyse der Religion. Aber damit das passieren kann, muss man die Religion politisch entmachten. In der islamischen Welt ist das noch nicht der Fall gewesen. Säkularismus kommt am Ende allen zugute.

Bild: dpa
Im Interview: Hamed Abdel-Samad

wurde 1972 als Sohn eines sunnitischen Imams in der Nähe von Kairo geboren. Er studierte in Kairo Englisch, Französisch und Japanisch und ab 1995 Politik in Augsburg.

Abdel-Samad lehrte bis 2009 am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München und nahm auf Einladung des Innenministers 2010 an der 2. Deutschen Islamkonferenz teil.

Am 4. Juni 2013 hielt er in Kairo einen Vortrag über die Muslimbruderschaft. Das zog einen Mordaufruf eines radikalten Predigers nach sich.

Sein Buch „Der islamische Faschismus. Eine Analyse“ erscheint im Droemer Verlag, 224 Seiten, 18 Euro. Am 2. April stellt er in München seine Thesen vor.

Der Titel ihres neuen Buchs ist der Titel eines Vortrags, den Sie im vergangenen Jahr in Ägypten gehalten haben. Danach wurden Sie von ägyptischen Fundamentalisten mit dem Tode bedroht. Wie gehen Sie mit diesen Hetzkampagnen um?

Die Anfeindungen bestätigen ja meine These. Was machen Faschisten? Sie versuchen, Andersdenkende zu liquidieren, zum Schweigen zu bringen. Aber das Buch unter diesem Titel herauszubringen war jetzt nicht etwa meine Rache, sondern im Gegenteil, ich wollte zeigen, warum ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin. Ich versuche, historisch, politisch, gesellschaftskritisch in die Tiefe zu gehen und zu schauen, warum wir heute da stehen, wo wir sind, und wie wir damit umgehen können, sowohl in den islamischen Ländern als auch in Europa.

Glauben Sie, dass die Radikalen in Ägypten auf Ihre Argumente eingehen?

Klar hoffe ich, dass sich mehr Leute damit auseinandersetzen, und zwar nicht durch Hass und Emotionen, sondern vernünftig, und das hat der Vortrag damals interessanterweise auch geschafft. Früher hatten vielleicht mehr die Intellektuellen meine Bücher oder meine Artikel gelesen. Nun haben die Islamisten diese These vom Faschismus so prominent gemacht, dass viele Islamisten, viele junge Leute, davon gelesen haben. Natürlich bekomme ich viele Drohungen.

Das ist auch nach der Absetzung des früheren Präsidenten und Muslimbruders Mursi nicht besser geworden?

Nein. Im Gegenteil, da sind sie noch wütender geworden. Es kommen aber gelegentlich auch von diesem konservativen Lager Leute, die sagen, ich will verstehen, was du sagst, was du genau gemeint hast. Und das sind für mich die Menschen, für die das Buch interessant werden kann, weil es etwas bewirkt. Ich selbst war ja auch irgendwann Muslimbruder und habe irgendwann angefangen, mich auch mit kritischen Büchern zu beschäftigen. Die haben meine Sicht der Dinge verändert. Kein Wort geht verloren, glaube ich, auch das, was man sofort als Populismus oder Hetze abstempelt. Auch die Provokation hinterlässt Spuren, und nicht immer nur negative.

Sie haben mal gesagt: Die letzte Schlacht der Fundamentalisten, damit meinten Sie die Muslimbrüder, kann noch sehr lange dauern. Gilt der Satz heute immer noch?

Die Islamisten machen sehr viel Blödsinn, sie machen sehr viel kaputt. Und dann kommen die moderaten Muslime und sagen: Der Islam ist richtig, die Theorie stimmt, nur die Anwendung war falsch. Und deshalb wagt man es noch einmal, noch ein Experiment, noch ein Experiment, und man lernt nicht aus der Geschichte. Auch weil die Religion unantastbar ist. Natürlich profitieren die Islamisten auch vom Scheitern der Säkularen, denn die säkularen Machthaber haben nicht für Rechtsstaatlichkeit gesorgt, sie haben nicht für Wachstum und Arbeitsplätze für junge Leute gesorgt. Deshalb kommen die Islamisten und sagen immer wieder: Lasst uns zu Gott zurückkehren, dann geht’s uns im Diesseits und im Jenseits besser. Das ist eine naive Mischung, aber sie funktioniert.

Mit der Religion ist also kein Umgang zu finden? Man muss sie abschaffen?

Nein! Man muss sie politisch entmachten. Die Menschen brauchen Religion, die Ägypter zum Beispiel kann ich mir ohne die Spiritualität des Islams gar nicht vorstellen. Die Religion nimmt uns im Umgang miteinander viel Übel weg, sonst hätten wir wirklich gravierende soziale Probleme. Aber wenn die Religion politisch oder juristisch am Werk ist, dann zerstört sie sehr viel und nimmt den Gesellschaften die Substanz, die Kreativität. Wenn man will, dass die Religion spirituell und sozial überlebt, muss man die Religion politisch entmachten.

Wie würden Sie das am Beispiel Ägypten, ihrem Heimatland, angehen?

Die ersten Schritte sind für mich Arbeitsplätze. Die Wirtschaft ist erst einmal der Schlüssel, Menschen, die wirtschaftlich unabhängig sind, können unabhängig denken. Dann kommt Bildung, aber das wird ein sehr langer Prozess werden, da muss man den Schaden von mehreren Jahrhunderten überwinden. Und dann eben der Umgang mit Religion, es muss eine offene, ehrliche Debatte geführt werden. Wer glauben will, gerne. Aber wer sich von der Religion abwenden will, soll nicht mit Sanktionen rechnen müssen. Eigentlich muss man das Rad nicht neu erfinden, in Europa hat man es auch geschafft.

Trauen Sie der ägyptischen Regierung und dem zukünftigen Präsidenten das zu?

Das wird sehr schwierig sein. Wenn ich die Leute sehe, die die Zügel der Macht in der Hand halten, wie sie denken, wer ihre Günstlinge sind, dann sehe ich nur, dass jeder versucht, seine eigene Gruppe zu retten. Die Armee arbeitet für sich, die Polizei arbeitet für sich, und ich sehe keine gewachsene demokratische Bewegung, die tatsächlich das Ruder übernehmen und das Land in Richtung Demokratie führen könnte. Ich fürchte, dass diese Destabilisierung uns noch ein paar Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, beschäftigen wird, weil kein Mensch ein Rezept hat. Das, was getan werden sollte, wurde so oft und so lange nach hinten geschoben, dass man erst jetzt sieht, wie viel Müll da eigentlich liegt. Und es ist viel einfacher, den Müll zuzudecken als anzufangen, ihn wegzuschaufeln.

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42 Kommentare

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  • Ich frag mich auch, da mir die Ausfuehreungen von Hamed Abdel-Samad völlig einleuchten, und mir ja auch bekannt, warum in meiner Umgebung nicht mehr Leute in diese Sichtweise auftreten. Alle verdruecken sich und denken sich vielleicht, was ich nicht sehe, ist dann nicht da. Dabei waere es wichtig, jedes Tröpfchen Vernunft und Widerstand zu benutzen um dem Islamwahn etwas entgegen zu setzen.

  • der sehr prägende nomadische gebrauch des islam, der koran ist viel geschichten von geschichte von wüstenkriegen, istinde tat der die nomaden typische kriegsmaschinenfunktionelle.

     

    als weltreligion musste natürlich sozialregeln, professionell mit richtzig islamiasche rechtsschulwesen als haupttäütigkeit, und nachtodsorge, magie und gelehrsamkeit, schule, philosophie und protowissenschaft "integriert" werden.

     

    rundheraus: es wurde sich da über die perischen ayas (=iraner) bei den beherrschenten indischen aryas (=hindus) wie in einem einem komfortablen großkaufhaus bedient.

     

    deshsalb gibt es in der islamisachren kultur viele, gerade in dichtung und philosophie fast alles,was in einer realen GESELLSCHAFT zu leidlichen AN PROBLEMLÖSUNGEN UND STRUKTUREN GEHÖRT.

     

    DIE AUSGEBOOTETEN SUFIS SIND DA DIE GRALSHÜTER DER ZERSTÖRTEN HOFFNUNGEN UND REALEN OPTIONEN - auch im ost-west

    zusammenkommen.

     

    das christentum ist bei weitem schlechter. seine prägung durch europa hat es gründlichst vom herkuntfsgebiet entfremdet.

     

    ce ca...

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      Können Sie auch klar verständlich und ohne Rechtschreibfehler schreiben ?

      Das würde ihre Beiträge enorm aufwerten.

       

      Im Übrigen; warum soll das Christentum schlechter sein, nur weil es sich in Europa verbreitet hat ?

      Erwarten Sie allen ernstes, dass ein Europäer (bzw. dessen Ur-Vorfahren) mit einer orientalischen Religion automatisch gleich eine orientalische Denkhaltung bzw. Lebensstil annehmen ?

      Es ist doch wohl logisch-sachverständlich eher davon auszugehen, dass er dem seiner natürlichen Umgebung angepassten Lebensstil & Einstellung treu bleibt und das dann auch auf seine religiöse Einstellung abfärbt.

  • I see fire-into the mountain.

  • Der Islam ist als monotheistische Religion in vergleichbaren Strukturen zum Christentum und Judentum entstanden. Mohammed hat in seiner Zeit auf der arabischen Halbinsel von beiden Religionen das wesentlich Strukturelle abgeschaut und quasi für seine Religion kopiert. Beide Religionen haben zu Mohammeds Zeiten eine gesellschaftlich starke Rolle gespielt. Der Islam wurde mit einer Zeitverzögerung von ca. 600 Jahren zum Christentum "erfunden". Man kann im Islam aktuell ziemlich genau das beobachten, was vor 600 Jahren im christlichen Abendland zu beobachten war; nämlich die beginnende Hinterfragung der Strukturen und Anschauungen, auf denen die Kirche seinerzeits ihren Machtanspruch aufgebaut hat. Der Machtapparat der Kirche in mittelalterlich-vorreformatorischer Zeit ist den Machtansprüchen aktueller islamistischer Herrschaftsstrukturen durchaus vergleichbar.

    Der Islam geht mit Zeitverzögerung von ca. 600 Jahren eine ähnliche Entwicklung wie das Christentum.

    Die Reformations- und Aufklärungsphase, die das Christentum hinter sich hat, die hat der Islam jetzt vor sich.

    • @Maharishi:

      für Ägypten wäre es sicherlich zielführender, die strukturen und anschauungen, auf denen das militär seine macht aufbaut, zu hinterfragen - und zu zerschlagen. danach bliebe zu sehen, welche macht die ulema tatsächlich hat. ich denke: so wahnsinnig groß ist die garnicht.

  • C
    cosmopol

    Das ist ja jetzt ein ganz klein wenig versöhnlicher als der letzte Artikel. Trotzdem bleibt es ärgerlich.

     

    "Die juristisch-politische Seite des Islam ist faschistoid" - Über diesen Punkt ließe sich reden, wahrscheinlich mit der allgemeingültigen Feststellung das Religion in der Politik nur insofern was zu suchen hat, das die Freiheit ihrer Ausübung in gewissen Grenzen gewährleistet bleibt. Und der, das es durchaus einen politischen Islam gibt der als faschistoid(!) labelbar wäre, wie das auch bei anderen politischen Religionen ist, allen voran den Katholiken die von Mussolini ihren eigenen Staat geschenkt bekamen, – und einen moderateren, bei dem das eher nicht zutrifft. Nun sind die Begriffe "faschistoid" und "faschistisch" (siehe Buchtitel) aber mit gutem Grund verschieden, was denn jetzt? Der Forderung nach einer (weitgehenden) politischen Entmachtung von Religion kann ich mich bedenkenlos anschließen, aber diese Wortwahl ist bescheuert. Und wer die Verfolgung von Menschen thematisiert, darf auch kein Wasser auf die Mühlen der Verfolger religiöser Menschen geben, genau das passiert gerade auch in Ägypten (siehe Massenhinrichtungen). Und genau das passiert aber mit solchen dümmlichen Faschismus-Analogien. Die sind keine Lösung, sondern Teil des Problems.

    • @cosmopol:

      "darf auch kein Wasser auf die Mühlen der Verfolger religiöser Menschen geben"

       

      Die Muslimbrüder sind nicht nur "religiöse Menschen", sondern islamistische Aktivisten, die die ganze Gesellschaft nach ihren Vorstellungen formen wollen. Da sollte man nicht allzuviel Mitleid haben (auch wenn die Macht des Militärs in Ägypten natürlich aus vielerlei Gründen kritikwürdig ist).

      • @tommy:

        thema obsolet: zum vollzug der todesstrafe wird's nicht kommen.

         

         

         

        Red.: Der Kommentar wurde erst gelöscht, weil sich das Moderationsteam uneinig war. Jetzt ist er wieder freigeschaltet. Wir bitten Sie darum, Ihr Argument auszuführen.

        • @Markus Aureehl:

          ich habe kein argument, aber eine prognose (welche einem aphorismus zufolge, deswegen so schwierig sind weil sie sich auf die zukunft beziehen):

          meine politische lebenserfahrung, mein gefühl, sagt mir, dass es zum vollzug der todesstrafe nicht kommen wird, ganz einfach.

          deswegen ist diese vorwegnahme der todesstrafe als argument durchsichtig und ungeeignet.

      • C
        cosmopol
        @tommy:

        Ach, bist du ein Todesstrafe-Fanboy? Ich nicht. Das hat so ungefähr 20 gute Gründe, die alle was mit den notwendigen Grundeigenschaften einer lebenswerten und progressiven Gesellschaft zu tun haben. Selbst wenn das 500 Al-Quaida Terrorist*innen oder Nazis wären, die Todesstrafe wäre nur der beste Beweis das die Henker auf exakt demselben Level stehen. Dann kommt noch hinzu das es sich um einen Schauprozess handelt, usw. Hey Tommy, tu mir den Gefallen und denk bitte noch mal zwei Sekunden drüber nach was du da schreibst.

         

        Red.: Wir haben den letzten Satz geändert. Bitte weniger "fekal schreiben".  : )

        • C
          cosmopol
          @cosmopol:

          So, und jetzt hab ich mich selber zu ner Aussage hinreißen lassen, wie ich sie hier sonst kritisiere, und möchte das zurücknehmen. Nein, ich setze zB einen Adolf Eichmann nicht mit Holocaustüberlebenden gleich die ihn hingerichtet haben. Ich kann auch seinen Opfern den Hass nicht absprechen und kann den gut nachvollziehen. Aber ich möchte trotzdem grundsätzlich in einer Gesellschaft leben die auch krasse Verbrecher nicht einfach so entsorgt, und Mord mit Mord vergilt, eigentlich nicht mal in einer die primär auf Strafe setzt sondern in erster Linie auf Prävention.

          Im hier angesprochenen Fall (Todesurteile in Ägypten) kommt halt wie gesagt noch hinzu, dass es zwar Leute mit 'ner ekligen Ideologie sind, aber so ein Schnellprozess nicht gerade irgendeiner Beweisführung dienlich ist.

      • @tommy:

        die unterscheidung in solche, mit denen man mehr mitleid haben darf, und solche, mit denen man weniger mitleid haben darf - ist die in produkt von aufklärung?

    • @cosmopol:

      ... Gut gesehen, ja. Mir erscheint jedoch das die Logik Herrn Samad´s : die faschistische/ faschistoide Axiomatik des Islamismus darzustellen ,

      gleichermassen anwendbar ist um faschistoide Elemente in der westlichen Kultur zu erkennen..

      -----------

      Einerseits so `Islambashing´ ... und zum Anderen implizit`säkulär-aufklärerische´ Kritik an den faschistoiden Traditionen des Westens..

      • C
        cosmopol
        @vergessene Liebe:

        Im "Westen" gibt es auch um einiges mehr ganz klar faschistische Traditionen, da kommt diese Ideologie, die vom kolonialistischen Rassismus bzw der Vorstellung der "Weißen Vorherrschaft" lebt halt nunmal her.

         

        Auf den Islamismus wäre der Begriff "faschistisch" eigentlich nur da anwendbar wo ich muslimische Leute explizit der faschistischen Ideologie angeschlossen haben oder sich darauf berufen. Also zB der oft erwähnte Mufti von Jerusalem, die bosnischen Freiwilligenverbände der SS und so weiter...

  • die bildunterschrift ist übrigens falsch - das hat er so nicht gesagt - und einem vernünftigen diskussion nicht gerade zuträglich ;)

    • C
      cosmopol
      @eldritcher:

      "Die juristisch-politische Seite des Islam ist faschistoid und kann nicht anders, denn wenn ein Islamist in die Politik geht, hat er ein Ziel, nämlich eine islamistische Gesellschaftsordnung durchzusetzen, diese durch die Regeln der Scharia zu beherrschen und im nächsten Schritt auch die Welt zu beherrschen."

  • El Samad wird von den Islamisten mit dem Tod bedroht, ebenso wie von deutschen Gutmenschen mit Schutzlosigkeit gegenüber den Feinden der Menschheit. Das freie, kritische Denken, Demokratie und Pluralismus, sind weltweit in der Defensive vor christlichen, islamischen, jüdischen Fundamentalisten und der globalen Verachtung gegenüber Meinungsfreiheit und wissenschaftlichem Geist. Ob Erdogan, Putin oder Claudia Roth: vorgeblicher Glaube, Machtgier und Befindlichkeiten vernichten Freiheit und Zukunft.

    • @OskarsAristie:

      Bißchen dick aufgetragen. Inhaltlich O.K.

  • Mich hätte schon mal interessiert, ob der Herr die Massenhinrichtungen der "säkularen, liberalen Kräfte" in Ägypten für das richtige Mittel gegen diesen "faschistischen Islam" hält.

  • "Wie gehen Sie mit diesen Hetzkampagnen um?" - Ist das ein Witz? Das ganze Interview ist doch eine einzige Hetzkampagne.

    • @Leo M.:

      Sie vergleichen die Äußerung einer Meinung mit den Mordaufrufen wegen eben dieser freien, kritischen Meinung? 'Jeder ist ein Faschist, der nicht weiß, dass er einer sein könnte.' (k.Tucholsky)

    • @Leo M.:

      So so, eine begründete, von deiner Meinung abweichende Sicht der Dinge, ist automatisch eine Hetzkampagne?

      Genau DAS ist faschistoid.

  • ich habe den eindruck: der mann redet alle besoffen.

    endlich haben wir eine erklärung für eigenen wie anderer leutz faschismus - dieReligion war's!

    keiner konnte was dafür, alle wurden getäuscht.... und wollten sich nur wieder besser fühlen.

    • @christine rölke-sommer:

      Das haben Sie mißverstanden. Faschismus ist immer gläubig, ohne Ablehnung des Denkens, der analytischen Kritik, des wissenschaftlichen Geistes kann es Faschismus nicht geben. Und dafür können die Menschen durchaus was.

      • C
        cosmopol
        @OskarsAristie:

        Naja, da macht mensch es sich aber ein bisschen einfach. Gerade in Deutschland gab es auch einen antiklerikalen Naziflügel, im Sinne einer rein technischen und instrumentellen "Vernunft" war der Faschismus eine überaus moderne Bewegung... und auch der Begriff der Politreligion greift da zu kurz, und berührt eher seine Inszenierungen als die dahinter stehende Ideologie.

        Abgesehen davon: Faschismus ist eine spezifische Ideologie, fundamentalistischer Islam eine andere. Es gibt durchaus Schnittmengen, aber die zu pauschalisieren ist ziemlich durch.

      • @OskarsAristie:

        nun, wenn die ursache für faschismus religion ist, dann müssen wir wohl auf Jan Assmans "mosaische unterscheidung" zurückgehen. oder?

        das blöde ist nur: da geraten wir flugs in antisemitismusverdacht.

        • @christine rölke-sommer:

          Damit setzen Sie allerdings Glauben und Religion gleich.

           

          Glauben kann man an viel, von "mit Pflanzen reden" bis Klimawandel.

           

          Eine Religion wird daraus aber noch lange nicht.

          • @DasNiveau:

            ich zitiere mal Abdel-Samad: "Der Monotheismus hat was Faschistoides an sich, mit dem Gottesbild, mit dem eifersüchtigen Gott, der keine Götter neben sich duldet, der nicht infrage gestellt werden darf, aber die Abtrünnigen bestraft, die Sündigen bestraft, seine Anhänger 24 Stunden am Tag überwacht, um sie dann später dafür in der Hölle schmoren zu lassen. Hier beginnt eigentlich schon die Gestapo, hier beginnt auch der absolute Diktator. Und ich glaube, dass dieses Gottesbild auch für viele säkulare Diktaturen ein Vorbild ist."

            und nun frage ich, wer da was womit gleichsetzt oder durcheinanderwirft. deshalb mein verweis auf Assmann.

            • C
              cosmopol
              @christine rölke-sommer:

              Den Gedanke finde ich an sich ja spannend: also den Führerkult als religiöse Inszenierung eines weltlichen "Gottkönigs" zu betrachten, hat sicher auch einen wahren Kern. Nur ist das allein halt reichlich kurz gedacht, und taugt erst recht nicht für einen Faschismus-Vergleich. Selbst wenn es zuträfe, wäre das immer noch eine Verwechslung von Ursache und Wirkung.

              • @cosmopol:

                das ist übrigens eine sehr christliche idee+praxis. und zuweilen, wenn ich sehe, wie leutz vor einem buprä in die knie gehen, beschleicht mich der verdacht, die ist auch heute noch weitverbreitet.

                • C
                  cosmopol
                  @christine rölke-sommer:

                  "leutz vor einem buprä in die knie gehen"

                  Das gibt es? :D

  • Das ist ziemlich richtig, gilt aber entsprechend für alle Religionen, insbesondere die Monotheismen!

     

    Das Konzept der "Vernichtung" andersartiger Gruppen z.B. ist vom Beginn an im institutionalisierten Christentum verankert (siehe Umgang mit Manichäern, Khatarern, Religionskriege usw). Das "auserwählte" Volk waren schon immer die religiösen Juden. Die heute gespielte religiöse "Toleranz" ist die Ausnahme aus der Schwäche heraus, und die Lehren aus dem Westfälischen Frieden. Jede dominante Religion wirkt im sozialen Leben faschistoid, wobei der Islam wahrscheinlich noch die Toleranteste war!

     

    Religion ist etwas Persönliches und hat im öffentlichen Leben nichts verloren. Ob in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, oder Kultur.

    • @Josi:

      Schade dass Sie nicht das Interesse aufbringen, den Koran einmal zu lesen. Der ist schon um Längen geradliniger und herrschaftsversessener als der jüdische Flickenteppich oder gar des (jenseits der mittelalterlichen Kirchenpolitik) völlig friedlichen Christentums.

      • C
        cosmopol
        @OskarsAristie:

        Ach... da reicht das Mittelalter aber ganz schön weit, über die missionarisch motivierten Genozide im Imperialismus, über die Kirchenbeteiligung am tatsächlichen Faschismus... sagen wir mal, mit Blick nach Zentralafrika, so bis heute?

        Um einen Überblick bis in die neuste Geschichte zu erlangen, vielleicht mal Deschner lesen. Ansonsten kann ich nach Lektüre von Koran wie Bibel da nicht so wirklich den qualitativen Unterschied erkennen.

    • @Josi:

      Da haben Sie Recht, ich finde es auch immer bizarr, wenn Kirchenvertreter moderne Toleranz und Demokratie als Früchte des Christentums reklamieren, die Praxis sah ja für den Großteil der christlichen Geschichte komplett anders aus.

      Die monotheistischen Offenbarungsreligionen sind, wenn ernst genommen und als Richtschnur für die gesellschaftliche Organisation verstanden, sehr gefährlich.

      • @tommy:

        Stimmt.

        Die Kirchen haben sich die Aufklärung auch nicht herbeigewuenscht, sondern wohl oder uebel ueber sich ergehen lassen muessen.

        Und genau das hat der Islam noch vor sich.

         

        Ob das einigen Leuten nun passt, oder nicht.

    • @Josi:

      Das " institutionalisierte[n] Christentum" ist die Fortsetzung des römischen Reiches mit anderen Mitteln. :-)

  • Den Faschismus-Begriff sollte Samad besser lassen, das bringt ja keinen wirklichen Erkenntnisgewinn und klingt so nach dem "islamofascism"-Nonsens, den Kräfte in den USA verbreiten, die auch nicht wirklich konstruktiv sind.

    Ansonsten hat Samad aber inhaltlich im Grunde natürlich weitgehend Recht.

    • @tommy:

      Den Faschismusbegriff sollte er lassen, wenn er den Islamismus nicht für faschistisch halten würde.

      • C
        cosmopol
        @OskarsAristie:

        Ob er irgendetwas für faschistisch hält, heißt ja noch lange nicht das er damit auch Recht hat. Der Mann sollte vielleicht einfach mal seine Begriffe klar kriegen. Ist ganz spannend wie er zwischen "faschistisch" (wtf!) und "faschistoid"(lässt sich drüber reden) schwankt.