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AN DER ZEITUNGSKRISE IST NICHT NUR MISSMANAGEMENT SCHULDThat sinking feeling

Jetzt sitzen sie alle im selben Boot, die überregionalen Zeitungsverlage. Und es sinkt. Nach Welt, Frankfurter Rundschau und Frankfurter Allgemeiner Zeitung klingeln die Alarmglocken nun auch bei der Süddeutschen. Willkommen im Club! Dabei haben alle diese Blätter – im Gegensatz zu kleineren überregionalen wie der taz – bis Anfang 2001 überdurchschnittlich vom Börsenboom profitiert. Übernahmeschlachten zwischen großen Firmen bescherten der Presse traumhafte, teilweise um ein Vielfaches gestiegene Anzeigenumsätze. Wo, fragen jetzt nicht nur die von Sparmaßnahmen gebeutelten Mitarbeiter der Medienunternehmen, ist das ganze Geld geblieben?

Natürlich hat die von allen Verlagen betriebene Expansion in andere Medienbereiche wie Hörfunk und Internet viel gekostet – und bislang wenig gebracht. Dazu kamen ein paar Berliner Seiten hier, ein neues farbiges Magazin zum Wochenende dort – alles zusätzliche Kosten. Wenn das tatsächlich der einzige Grund für die akute Seenot ist, dann ist klar, wer die Schuld an der Zeitungskrise trägt: die Manager der ganzen Branche, und zwar in einem Ausmaß, das erschrecken lässt. Denn dass im Internet auf absehbare Zeit kaum große Summen zu verdienen sind, haben alle gewusst. Dass die überdurchschnittlichen Werbeeinnahmen der Börsenboomzeit eine Ausnahme darstellen und der Anzeigenmarkt ansonsten die üblichen Konjunkturschwankungen mitmacht, auch. Wer solche Geschäftsgrundlagen ignoriert, darf sich jetzt nicht plötzlich über Ebbe in der Kasse wundern.

Wenn aber Fehlinvestitionen und übertriebene Ausgaben nicht der einzige Grund für die Misere sind, fällt der Verdacht auf die Eigentümer. Mal ist das eine Stiftung wie bei FAZ und FR, mal eine Aktiengesellschaft (Springer) oder eine ganz gewöhnliche Gesellschaftergruppe (Süddeutsche). Allen Eigentumsformen gemeinsam ist nur ein bemerksenswerter Umstand: Wie viel die einzelnen Blätter wirklich verdienen (bzw. verlieren) und wie viel Gewinn die Eigentümer aus dem Unternehmen herausziehen, müssen die Verlage dank ihrer Gesellschaftsform nie detailliert angeben. Dass die Zeitungskrise wenigstens hier zu mehr Transparenz führt, wäre wünschenswert. Und ist so gut wie ausgeschlossen. STEFFEN GRIMBERG

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