piwik no script img

40 Jahre SesamstraßeDie rote Gefahr

Ein amerikanischer Superstar, das Mini-Monster Elmo, übernimmt die Moderation der Sesamstraße. Lena Meyer-Landrut ist mit von der Partie.

Mini-Monster Elmo moderiert künftig die „Sesamstraße“. Bild: dpa

Ein 40. Geburtstag bedeutet auch eine seelische Krise. „War das jetzt alles?“ „Was hätte besser laufen müssen?“ und vor allem: „Ginge es nicht auch ganz anders?“ So geht es auch der „Sesamstraße“ in Deutschland: Nach vier Jahrzehnten „Ärnie“ und Eierkopf Bert, Samson, Finchen und Krümel wird sie generalüberholt.

Ein amerikanischer Superstar, das feuerrote Mini-Monster Elmo, soll ab 1. Oktober durch die hiesige Sendung führen. In Deutschland nach wie vor Nebenfigur, präsentiert er die Sesamstraße künftig direkt aus einem Spielehaus. Die alte Kulisse also, seit 24 Jahren Garten, Wald und Höhle, ist ebenfalls passé.

Ein derber Schlag für Nostalgiker und beleibe nicht der erste: Herrn von Bödefeld (Abschied nach dem Großbrand in den Produktionsstudios 1988) kennt kaum noch einer, Plüschvogel Tiffy wurde 2005 nach 27 Jahren gegen Monster-Moni samt Tochter Lena ausgetauscht, und das Kekse verschlingende Krümelmonster bekam eine Obstdiät verpasst.

Die amerikanische Übernahme erfolgt übrigens unter psychologischem Heimatschutz: Lena Meyer-Landrut. Begleitet von Elmo auf der Trompete trällert die Sängerin nämlich demnächst eine neue „groovige Pop-Version“ des Sesamstraßen-Titelliedes. „Wer, wie, was?“, der Text passt ja irgendwie auch gut zu Lena („Ich bin ein bisschen verwirrt“).

Zwischen ihr und Elmo, Letzterer mit dem Charakter eines Dreijährigen ausgestattet, wird es wohl zu einer Begegnung auf Augenhöhe kommen, was potenziell eher die Nerven der Eltern als die ihrer Kinder strapazieren dürfte.

Für die Älteren bleibt der Trost, dass Ernie, Bert, Krümel und die anderen auch nach dem 1. September weiter mitmachen, so viel ist zumindest sicher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

6 Kommentare

 / 
  • M
    Max

    Wo wir bei Niveau sind: Der vorletzte Absatz von Frau Opitz hat ein wirklich ausgesprochen "hohes" Niveau, nämlich das eines Troll-Kommentars in den "sozialen" Netzen, wie z.B. in der Tube.

    Dazu ein Zitat aus einem Interview mit Lena und Wolfgang Heim in der Sendung SWR1 Leute Night, wo

    es u.a. um Artikel der hier vorgefundenen "Qualität" geht:

    Lena: "Ein gutes Mittel ist, sich immer im Kopf zu behalten, daß die Leute nicht über mich als

    Mensch oder mich als Person schreiben können, denn 98% der Menschen, die was über mich schreiben,

    die kennen mich ja überhaupt nicht, die haben noch nicht ein Wort mit mir geredet."

    "..man denkt sich: Eigentlich kann es ja nur eine Projektion von Aggressionen sein, die da passiert."

     

    Also ich wünsche mir mehr Leute im Netz mit dem "Charakter von Dreijährigen".

  • VW
    verkehrte Welt

    Würde man den Gedanken des "Head Start Programms" würdigen, welches den pädagogischen Hintergrund für das wundervolle Puppenspektakel der seligen Hansoncompany bot, so müßte das Personal der Sesamstraße ein bunter Haufen der hiesigen Ethnien sein. Es dürften auch junge Frauen mit Kopftüchern nicht fehlen. Die Straßen müßten mit Hundekot verdreckt sein und es müßte ein Monster geben, welches Pfandflaschen aus den Mülleimern angelt.

    Es müßte Alleinerziehende geben und es müßte Schwule und Lesben geben. Auch solche, die Kinder haben. Papa müßte eine neue Freundin haben und zwischen all dem würden Kinder und Monster herumlaufen und ihr Zuhause wiedererkennen.

    So war das mal gedacht.

    Und wenn man dann noch einen Haufen Puppenspieler hätte, die mit Herz und Kunstverstand und enormer Energie was Eigenes machten, statt museal die Muppets zu bewahren, dann würde man nebenbei noch dem Geist von Jim Hanson und Frank Oz gerecht werden, die auch was Eigenes gemacht haben, nachdem sie alles andere ausprobiert hatten und darin großartig waren.

     

    Die Sesamstraße war ein Programm, mit dem Kinder mit meist abwesenden Vätern aus prekären Verhältnissen dort abgeholt werden sollten, wo sie eh rumhingen - vor der Glotze.

    Die deutsche Sesamstraße ist ein heile-Welt-Programm für behütete Mittelstandskinder, die nur dafür vor den Fernseher kommen.

  • TR
    the real günni

    hallo barbara opitz, echt so subtil? kannste lena voll nicht leiden, was? auf augenhoehe mit dem kinderniveau-elmo. mensch, du. spekulierst du. wird dann wohl so sein.

  • BU
    Bibo und Oskar

    Also, ich fand ja die amerikanischen Originale Bibo, Grobi, Oscar aus der Mülltonne und all die anderen Puppen und Schauspieler in den 70er Jahren noch wesentlich besser und vor allem sympathischer als später die deutschen Puppen Tiffy und Samson (sooooo langweilig!). Und gar nicht gingen Lilo Pulver und die anderen deutschen Schauspieler, die so naiv und gespielt daher kamen, dass kein Kind sie für voll genommen hat.

     

    Also bitte: Back to the roots (ohne deutsche Schauspieler und die, die es gerne sein möchten).

    Muppets sind und bleiben Muppets!

     

    Und bitte, bitte NICHT: "Unser" aller Lena (die armen Kinder (und Eltern)!!!)

     

    Dann doch lieber gar nicht fernsehen oder gezielt anderes.

     

    Auszüge aus Wikipedia:

     

    "Ab 1976 wurde die originale Rahmenhandlung nicht mehr gezeigt, da insbesondere die Figur des Oscar vehemente Proteste seitens der Elternschaft hervorrief."

     

    "Für die beiden Puppen reiste eigens ein Henson-Mitarbeiter mehrere Wochen durch Deutschland, um sich bei der Gestaltung von Figuren inspirieren zu lassen, die dem deutschen Wesen entsprachen. So entstanden Samson und Tiffy..."

     

    Na, ein bisschen "DDR-like" hatten wir im Westen also auch, oder?!?

  • VD
    von der Autorin Genervter

    Wenn Lena so ätzend, nervend und niveaulos wie die Autorin wäre, würde ich mir echt Sorgen um sie machen.

  • D
    dilbert

    Warum beschleicht mich nur nach dem genuss der pseudo-hippen, leicht akademisch angehauchten formulierungen (Sido würde das wohl eher mit dizzen bezeichnen) ihrer autorin die sichere vermutung das selbige sich auch eher auf augenhöhe mit Elmo befindet ;)