: 4 x 50 Zeilen Deutschland: die Auflösung
Rätsel Zum Tag der Deutschen Einheit beschrieben drei Autoren und eine Autorin der taz vier Orte in Deutschland. Sie sollten raten, wo genau die waren
Die Lösungen des Einheitsrätsels:
„Da, der vergoldete Eingang in die komplett privatisierte Straße": der Eingang zur Böttcherstraße in Bremen
„Und hier der Brunnen, der schon Filmgeschichte geschrieben hat": der Stachus in München
„Die neue Geschichte dieses Platzes steht nicht im Reiseführer": der Theaterplatz in Dresden
„An diesem Ort ist die Furcht zu irren, nicht der Irrtum selbst": der Hauptbahnhof in Stuttgart
Gewinner der taz-Reise: Heiner Zok aus Schiffdorf
von Waltraud Schwab
Das hier ist eine Rätselauflösung, die das Pferd vom Schwanz her aufzäumt: Hier wird mit dem Making-of begonnen. Wie wir überhaupt auf die Idee mit dem Einheitsrätsel kamen. Und warum.
Es fing mit einer fast halbseitigen Austauschanzeige des Spiegel an (Austausch heißt: Die taz wirbt im Spiegel, der Spiegel in der taz).
Die Austauschanzeige mit Hauke Jannsen, dem Leiter der Dokumentationsabteilung des Spiegel darauf, hat uns die Seite „zerschossen“, kein Platz mehr. Was machen mit dem Rest? Der Spiegel wirbt auf der Seite für Premiumjournalismus, wir für unsere Fähigkeit, Lücken zu füllen.
Fakt war: Wir wussten am Freitagabend noch nicht, was machen. Die Sonne schien, der Kollege Paul Wrusch, die Kollegin Annabelle Seubert und ich saßen vor der taz. Es war der 23. September.
Annabelle und Paul redeten über ihr Lieblingsthema: eine Reportage über die Rudi-Dutschke-Straße von einem Tisch aus beobachtet, der vor dem taz Café steht. Ich wiederum erzählte, dass ich manchmal junge JournalismusaspirantInnen bitte, einen Ort zu beschreiben, ohne zu sagen, wo sie sind. So werde die Beobachtungsgabe geschärft. Dann redeten wir noch eine Weile weiter, darüber, wem man eine Straßenreportage von der Rudi-Dutschke-Straße aus gesehen zumuten könne und überhaupt, wie man Orte beschreibt, damit jemand sie vor seinem inneren Auge sieht – und zack! – plötzlich hatten wir die Idee. Wir lassen Sie, die Leser und Leserinnen raten: Vier AutorInnen beschreiben vier Orte – wegen dem 3. Oktober dachten wir, je einen aus allen Himmelsrichtungen.
Dann am 26. September Redaktionskonferenz. Was machen wir mit der zerrupften Seite? Wir haben da eine Idee! Ja, macht! In welchen Städten soll das sein? Wen kann man fragen? Sponsert die taz eine Berlinreise?
Unkompliziert war Benno Schirrmeister aus Bremen (im Norden). Historisch bewandert, wusste er sofort, dass er den Eingang zur Böttcherstraße beschreiben will, vor allem wegen des goldenen Frieses, des Lichtbringers über dem Eingang, der die Züge von Hitler trägt. Er lieferte den Text umgehend.
Schwieriger war es, innerhalb von zwei Tagen (Redaktionsschluss war der 28. September) die drei anderen Texte zu finden. In Dresden (dem Osten) ließ sich Michael Bartsch auf das Projekt ein. Er beschrieb den Theaterplatz vor der Semperoper. Der wird von vielen vereinnahmt. Neuerdings von Pegida und AfD. Aber auch die Einheitsfeier zum 3. Oktober fand dieses Jahr dort statt.
Im Süden fragten wir die Münchner Korrespondenten. Erst sagten beide ab, dann sagte Dominik Baur doch zu und beschrieb auf sehr eigenwillige Weise den Stachus.
In Köln (Westen) fanden wir niemanden. Da wichen wir auf den Südwesten aus: Stuttgart. Der Bahnhof, Stuttgart 21 – die Idee gefiel uns, weil die Schwaben es geschafft hatten, dass ein Nichtort zum Wahrzeichen der Stadt wurde. Elena Wolf von Kontext sprang ein und schrieb den Text so schnell, dass wir den Redaktionsschluss noch schafften.
Mitgemacht beim Rästeln haben 113 Menschen. Einige fanden es sauschwer – vor allem die Böttcherstraße in Bremen war nicht leicht zu identifizieren. Andere fanden es zu leicht. Einige schrieben, dass es Spaß gemacht habe, andere wollten, dass wir öfters so was machen – was wir dann bei der Buchmessenausgabe auch getan haben. (Die Auflösung kommt in der übernächsten Ausgabe.) Jemand entdeckte in der Beschreibung aus Bremen die Reeperbahn in Hamburg. Und der Theaterplatz in Dresden war ein Ort, der von einigen nach Köln verlegt wurde.
Wie dem auch sei: Unsere Praktikantinnen Marie Kilg und Dilbahar Askari veranstalteten als Gewinnfeen ein magisches Ritual (facebook.com/tazamwe/) und zogen die 35. Einsendung. Der Gewinner ist damit: Heiner Zok aus Schiffdorf. Herzlichen Glückwunsch!
Wer die Texte nachlesen will, siehe: www.taz.de/!5344065/
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