3. Liga: Eine Begegnung in finsteren Zeiten

Die Vereine Holstein Kiel und VfL Osnabrück stecken mit ihren Fußball-Teams in Schwierigkeiten: Die Kieler wegen Personalfragen, die Osnabrücker wegen dem Wettskandal. Am Samstag trennten sich die Clubs mit 1:1

Entscheidende Akteure beim persönlichen Aufeinandertreffen: Osnabrücks Björn Lindemann (vorne) und Kiels Tim Jerat bereiteten am Samstag jeweils das Tor ihres Teams vor. Bild: Sven Hornung

Fangen wir mit dem Licht an. Das fehlte dem Spiel in der ersten Halbzeit. Und es fehlte vor dem Spiel, weshalb es eine viertel Stunde später anfing. Beim Ü-Wagen des Fernsehens war eine Sicherung rausgeflogen, nur eine Kamera hatte Strom, also liefen die Spieler von Holstein Kiel und des VfL Osnabrück am 18. Spieltag der Dritten Liga zwei Mal auf. Und die Schiedsrichter auch und die Ballkinder. Zwei Mal Winken, zwei mal Klatschen.

Der VfL Osnabrück, mit erstaunlichen Erfolgen im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV und Borussia Dortmund, kommt aus der Zweiten Liga "und will dorthin zurück", wie Holsteins Trainer Christian Wück sagte. Holstein Kiel dagegen kommt aus der Regionalliga und will nicht zurück. "Deshalb muss Osnabrück mit dem 1 : 1 leben und wir leben sehr gerne damit", sagte Wück nach dem Spiel.

In der Woche vor der Partie war bei beiden Mannschaften was los. Bei Kiel beklagten sich einige Spieler über Wück, der noch nicht lange im Amt ist. Er würde sie in der Öffentlichkeit zu hart kritisieren, der Umgangston sei überraschend rau. Wück hat den gleichen Konflikt wie sein Vorgänger Falko Götz: Ältere Spieler wie Sven Boy und Dimitrijus Guscinas sitzen unzufrieden auf der Bank.

Beim VfL Osnabrück stehen die zwei Ex-Spieler Thomas Cichon und Marcel Schuon sowie der Stürmer Thomas Reichenberger im Verdacht der Spielmanipulation zu Gunsten der Wettmafia. Bei Schuon fand eine Hausdurchsuchung statt, Reichenberger versicherte öffentlich seine Unschuld. Als er gegen Kiel von VfL-Trainer Karsten Baumann für die letzten Minuten eingewechselt wurde, pfiffen die meisten der 5.040 Zuschauer. Später hatten sie keine Gelegenheit mehr dazu, denn der 35-Jährige sah keinen Ball.

Wück hat die Spielweise Kiels verändert. Unter seinem Vorgänger Götz, der angeblich einen Spieler geohrfeigt haben soll, fristlos entlassen wurde und gegen diese Kündigung vor dem Arbeitsgericht prozessiert, spielte Kiel attraktiv, offensiv, versuchte es mit Forechecking. Unter Wück wird auf Torsicherung Wert gelegt, Kampf, Zerstörung, Defensive. In der ersten Halbzeit war das nicht zum Anschauen. Selbst wenn die Chance da war, initiativ zu werden, trauten sich die Kieler nicht. So entstand ein zerrissenes Spiel, mit vielen Fouls und vielen Freistößen. Der junge Schiedsrichter Eduard Beitinger aus Regensburg war der beste Akteur auf dem Platz.

Dann fing der Regen an und es wurde kalt. Da fiel das 1 : 0, aus heiterem Himmel, wie man so sagt, auch wenn der Himmel alles andere als das war. Michael Holt, Kiels größtes Talent, spielte eine Ecke kurz, Tim Jerat flankte, und Tim Wulff köpfte ins VfL-Tor (51.). Die bessere von zwei schlechten Mannschaften lag hinten. Nun kam eine Phase, in der Kiel das Spiel hätte entscheiden können. Das klappte nicht. Die Partie wurde besser, Osnabrück riskierte mehr und machte den Ausgleich. Der Ex-Kieler Björn Lindemann brachte einen Freistoß in den Strafraum, Angelo Barletta köpfte ihn am Ex-Pauli-Keeper Simon Henzler vorbei ins Tor (79.). "Du hast gut gehalten", versuchte Kiels Präsident Roland Reime seinen Torwart nach dem Spiel zu trösten. Der schlug die Hände vors Gesicht und seufzte: "Oh nein."

Es gibt das Gerücht, Holstein Kiel würde Uwe Schwenker als sportlichen Leiter unter Vertrag nehmen. Schwenker ist Ex-Manager des THW Kiel und soll Schiedsrichter bestochen haben. Holsteins Präsident Reime sagt zu diesem Gerücht: "Da ist nichts dran." Auch wenn Gerhard Lüttje und Hermann Langness ein enges Verhältnis zu Schwenker haben: Lüttje und Langness sind Geschäftsführer der Unternehmen Citti und Famila und zugleich Sponsoren und Aufsichtsräte von Holstein Kiel und Sponsoren des THW Kiel.

Bis Ende der Winterpause, besser noch im Dezember, will Kiel einen neuen sportlichen Leiter präsentieren. Wenn er ein wenig Licht mitbringt, wäre das kein Fehler.

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