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25 Jahre Schaubude BerlinWenn Dinge zu Schauspielern werden

Das Puppen-, Objekt- und Figurentheater Schaubude feiert 25. Geburtstag. Es ist mit jährlich 300 Vorstellungen für Kinder und Erwachsene eines der interessantesten seiner Art.

Mitwirkende des Jubiläumskonzerts der Schaubude Foto: Schaubude

Eine Frau sitzt auf einer kleinen Bühne und versucht verzweifelt, den Ausgang aus ihrem recht dehnbaren Pullover zu finden. Sie kämpft mit den vier Löchern, die jeder Pulli bekanntlich hat, als wären es zehn.

Nach und nach kommen immer mehr Löcher ins Spiel: Löcher in Socken, Löcher in Dosen, Löcher im Sieb. Am Ende schneidet die Frau kreisrunde schwarze Löcher ins weiße Papier hinter sich, und plötzlich schiebt sich von der anderen Seite ein Schlauch zu ihr durch eines der Löcher. Es pupst. Die Dreijährigen vor der Bühne kreischen vor Angstlust.

Sind Löcher immer rund?

Nach dem Stück „Schlupf“ im Puppen-, Objekt- und Figurentheater Schaubude, das letzten Herbst eine Woche lang dort auf dem Programm stand, wird eifrig diskutiert. Kleine Kinder streiten bei Kakao und Saft mit ihren Eltern über ebenso philosophische wie seltsame Fragen: Was ist überhaupt ein Loch? Was verbirgt sich hinter Löchern? Warum sind Löcher manchmal so tückisch? Und müssen Löcher eigentlich immer rund sein?

Das städtische Theater Schaubude in der Greifswalder Straße in Prenzlauer Berg, eines der renommiertesten seiner Art, feiert nächste Woche seinen 25. Geburtstag. Vor der Wende befand sich im Haus die zentrale Spielstätte des staatlichen Puppentheaters der DDR – und aus dieser Tradition schöpft die Schaubude bis heute.

25 Jahre Schaubude

Geburtstag Die Jubiläumskonzerte mit einem Parcours durch Werke von Joan Bossa, Xesca Salvà und Laurent Bigot finden am 16. 5. um 19/20 Uhr, 17. 5. um 19/20 Uhr, 18. 5. um 18/19/21/22 Uhr, 19. 5. um 16.30/17.30/20/21 Uhr und 20. 5. um 16.30/17.30/20/21 Uhr statt. Die Konzerte dauern 120 Minuten, Karten kosten 20 Euro, ermäßigt 15. Schaubude, Greifswalder Straße 82–84.

Kinderprogramm gibt es dann wieder ab dem 29. Mai, gezeigt wird das Stück „Vom Igel, der keiner mehr sein sollte“. Es ist frei nach Isolde Stark und geeignet für Kinder ab 5 Jahren. Kinder zahlen 5 Euro, Erwachsene 7, ermäßigt 6 Euro. (

Dazu muss man wissen: Das Puppentheater in der DDR hatte nach sowjetischem Vorbild wohl auch aufgrund seiner pädagogischen Wirkung im ganzen Land feste staatliche Spielstätten mit umfangreichen Ensembles und großen Werkstätten. Auch die Ausbildung zum Puppenspieler war vielseitiger als im Westen. Die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ bietet bis heute einen acht Semester langen Diplomstudiengang für zeitgenössische Puppenspielkunst an. Dort werden nach wie vor angehende PuppenspielerInnen, SchauspielerInnen, PerformerInnen, Comedians, RegisseurInnen, AutorInnen, FestivalmacherInnen, DozentInnen, und AusstatterInnen in diesem Bereich ausgebildet.

„Tatsächlich arbeiten wir im Rahmen unserer Nachwuchsförderung wie eh und je mit der Schauspielschule Ernst Busch zusammen und bieten Studierenden und AbsolventInnen oft ihre erste Bühne“, sagt der künstlerische Leiter der Schaubude, Tim Sandweg. Er gestaltet das Haus seit der Spielzeit 2015/16.

Das Objekttheater hat sich aus der bildenden Kunst entwickelt

Ein Laboratorium

Doch das Theater, das übrigens eine reine Gastspielbühne ist, also über kein eigenes Ensemble verfügt, hat sich natürlich auch weiterentwickelt. Es bietet inzwischen mit mehr als 300 Vorstellungen und bis zu 19.000 ZuschauerInnen im Jahr weit mehr als Puppentheater für Kinder, versteht sich eher als Anlaufstelle für freie Gruppen, als Hort, als Laboratorium. Denn das Objekttheater, so Sandweg, hat sich aus der bildenden Kunst entwickelt. Es versucht intensiver als alle anderen Theaterformen, immer neue Wege zu finden, eine Geschichte zu erzählen. Es spielt mit stummen Materialien und Gegenständen, die als lebendige Spielpartner auf der Bühne eingesetzt werden. Meist schlagen auf diesem Weg ziemlich erstaunliche Ideen Funken.

Bereits Sandwegs Vorgängerin Silvia Brendenal, die das Theater von 1997 bis 2015 leitete, interessierte sich sehr für das Objekttheater, das Ende der Neunziger in Deutschland noch eher stiefmütterlich behandelt wurde, aber heute auch dank der Schaubude zum Status quo gehört. Nach und nach etablierte Brendenal in der Schaubude auch Puppen-, Objekt- und Figurentheater für Erwachsene. Am Anfang lag der Erwachsenenspielplan bei nur ungefähr 12 Prozent Auslastung, heute sind es dagegen 85.

Insofern liegt es nahe, dass die Schaubude trotz tollen und erfolgreichen Kinderprogramms ihren Geburtstag jetzt an fünf Abenden mit einem Jubiläumskonzert der Dinge feiert, das eher für Erwachsene gedacht ist. Präsentiert wird ein Parcours mit drei Arbeiten zwischen Objekttheater, Klangkunst und Installation, zwei davon stammen vom katalanischen Dichter, Grafiker, Theater- und Filmemacher Joan Brossa (1919–1988), der sich viel mit dem Spanischen Bürgerkrieg befasst hat.

Aber auch ohne diesen Hintergrund wird es Spaß machen, zu sehen und zu hören, wie da Schreibmaschinen selbst tippen und Papierberge atmen. Gut möglich, dass man sich auch als Erwachsener wird fragen dürfen: Könnten Löcher eigentlich auch Musik machen?

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