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■ Mit Autobahnmüll auf du und du22 Millionen Tüten

Berlin (taz) – Immerhin 22 Millionen Autofahrer haben sie mitgenommen: die gelben Tüten der „Aktion saubere Landschaft“. Im März war die Aktion zur Müllvermeidung an den Autobahnen gestartet: Jeder Autofahrer bekommt an der Raststätte eine kleine gelbe Tüte, in die er die Abfälle wirft, die während der Fahrt anfallen. Damit soll erreicht werden, daß leere Getränkedosen, Joghurtbecher oder Flaschen nicht mehr achtlos aus dem Fenster geworfen werden, sondern mit nach Hause genommen und in der gelben Tonne entsorgt werden.

Zum Jahresende zieht der Sprecher der „Aktion saubere Landschaft“, Gert-Walter Minet, eine positive Bilanz. Immerhin zwei Millionen Autofahrer mehr als erwartet hätten während der Fahrt zur Tüte gegriffen. „90 Prozent der Befragten sind der Meinung, daß durch die Aktion die Menge der wild weggeworfenen Abfälle verringert wird“, sagt Minet. Deshalb läuft das Projekt auch im kommenden Jahr weiter.

Die kleinen gelben Säcke, in die sieben Liter Müll hineinpassen, sind kostenlos an rund 750 Autobahnraststätten erhältlich. Hineinwerfen darf man sämtliche Verpackungen, die über das Duale System entsorgt werden können.

Die „Aktion saubere Landschaft“ ist ein freiwilliger Zusammenschluß von Vertretern aus Handel, Wirtschaft, Medien und verschiedenen Verbänden. Zu ihr gehören unter anderem Mineralölkonzerne, Supermarktketten, der Automobilclub von Deutschland und das Duale System.

Bei allem Lob und gutem Willen: Der Erfolg der „Aktion saubere Landschaft“ ist bisher nicht wirklich meßbar. „Wir können die Resonanz nur anhand der verteilten Tüten erkennen“, sagt Minet. „Und daran, daß die Autobahnmeistereien von etwas weniger Müll berichten.“ Zahlenmäßig lasse sich das aber noch nicht ausdrücken.

Nach Informationen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) sammeln Straßenwärter jährlich rund 475.000 Kubikmeter Abfälle an den Autobahnrändern ein. Das entspricht dem Fassungsvermögen von rund 30.000 mittelgroßen Müllfahrzeugen oder einer Fläche von etwas mehr als 60 Fußballfeldern. Die Straßenmeistereien geben mit 62 Millionen Mark pro Jahr etwa ein Zehntel ihres Etats für die Entsorgung dieses Abfalls aus. Laut BASt sind die Tank- und Raststätten an den Autobahnen nur für ein Drittel des Müllaufkommens verantwortlich. Der überwiegende Teil werde an unbewirtschafteten Parkplätzen oder entlang der freien Strecke eingesammelt. Kathrin Gerewitz

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