piwik no script img

2020: der BER eröffnetMögliches Abheben

Tatsächlich, wirklich, richtig und ganz und gar: Am 31. Oktober eröffnet der BER, die Verkehrsprobleme können beginnen.

So leer soll das dann ab 31. Okober nicht mehr sein im BER-Terminal Foto: dpa

Stellen Sie sich mal vor, wenn Sie vom Hauptbahnhof … mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen … am … am Hauptbahnhof starten Sie Ihren Flug.“ Krass, dass solche Stammelsätze wie dieses legendäre Geholpere von Edmund Stoiber bei seiner auf München gemünzten Transrapid-Rede 2002 Ende kommenden Jahres auch in Berlin zu hören sein könnten.

Denn wenn tatsächlich, wirklich, richtig und ganz am 31. Oktober 2020 der BER eröffnet werden sollte – was Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup Ende November des vergangenen Jahres versprochen hat –, dann wird die Anbindung an den Pleiten-Pech-und-Pannen-Flughafen wieder in den Mittelpunkt der Debatte rücken.

Wer ab und an zum Flughafen Schönefeld rausmuss, weiß, dass dieser mit Bahn oder S-Bahn eigentlich gar nicht so schlecht zu erreichen ist. Allerdings wird derzeit der Großteil der Flugreisen in Berlin noch über Tegel abgewickelt. Wenn Tegel planmäßig dann wenige Wochen nach der BER-Eröffnung schließt, müsste der BER in Schönefeld allein die mehr als 30 Millionen Passagiere jährlich abfertigen, die in Berlin starten und landen.

Laut der Flughafengesellschaft und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg werden ab der geplanten Eröffnung insgesamt 14 Züge pro Stunde in dem neuen Bahnhof unterhalb von Terminal 1 halten – eingeschlossen in diese Rechnung sind S-Bahnen, Regionalbahnen und ICs. Auch Busse von Rudow aus, dem Endpunkt der U-Bahn-Linie 7, wird es geben, weitere Busanbindungen sind versprochen. Das klingt imposant, doch ob die Kapazitäten reichen, wird sich zeigen müssen. Denn zum einen lehrt die Geschichte des BER, dass alle Ankündigungen und vermeintlichen Gewissheiten erst einmal infrage gestellt werden müssen. Und genau wie der Bau des Flughafens verzögert sich auch eine geplante Bahnstrecke nach Schönefeld.

So hat erst Anfang 2019, nach vielen Jahren Debatte, der Bau der sogenannten Dresdner Bahn im Südosten Berlins begonnen, die den BER vor allem schneller anbinden soll. Laut der Deutschen Bahn kann der geplante Flughafen­shuttle zwischen dem Hauptbahnhof und dem BER nur über diese Strecke im 15-Minuten-Takt eine Fahrzeit von 20 Minuten erreichen und gut 10 Minuten schneller sein als die derzeitigen Verbindungen. Allerdings sollen erst Ende 2025 auf der 16 Kilometer langen Trasse Züge fahren.

Auch wer es nicht lassen kann und mit dem Auto zum BER fährt, sollte rechtzeitig vor dem Abflug aufbrechen. Denn die baufällige Elsenbrücke an der Grenze zwischen Treptow und Friedrichshain soll ab diesem Jahr abgerissen werden; auf der wichtigen Spreeüberquerungen in der südöstlichen Innenstadt stehen deshalb weniger Fahrspuren zur Verfügung.

Vielleicht bringt also im Laufe des Jahres wieder ein geltungshungriger Politiker den Bau einer Magnetschwebebahn ins Gespräch (Pläne für eine Berlin–Hamburg-Verbindung gab es übrigens schon mal). Mögliches Argument: Die Dinger fahren in China ja auch.

Natürlich ist aber auch nicht völlig unwahrscheinlich, dass der BER doch nicht schon Ende Oktober so ganz zur Eröffnung bereit ist. Und dann beginnt wieder eine andere, allerdings schon nach vielen früheren Nichteröffnungen geführte Debatte.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!