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200 Kilometer, 120 Minuten

JWD Die taz für Berlin kann nicht mehr in Berlin gedruckt werden. Eine schwierige Angelegenheit

Von Bert Schulz

Diese Ausgabe der taz ist, zumindest in Berlin und weiten Teilen Ostdeutschlands, eine besondere Zeitung – auch wenn man ihr es vielleicht nicht ansieht oder -fühlt. Es ist die erste Ausgabe der Berliner taz, die in Wittenburg bei Schwerin gedruckt wurde, bei der Druckerei Prima. Sie markiert den Beginn einer neuen Zeitrechnung. Im doppelten Sinne.

Die taz wird, um sie in ganz Deutschland pünktlich verteilen zu können, an drei Standorten gedruckt: in Gießen, in Pinneberg und seit 1989 in Berlin, bei der Druckerei Henke. Doch zum 31. Dezember 2015 hat In­haber Rolf-Friedrich Henke seine Firma geschlossen. Es lohne sich nicht mehr, begründete er dies. Es war das Ende einer langen und guten Zusammenarbeit – und für die langjährigen Mitarbeiter der Druckerei meist der Schritt in die Arbeitslosigkeit.

Nun wird die Berliner taz nicht mehr in der Stadt gedruckt: Es existiert hier und im nahen Umland keine Druckerei mehr, die ausgerechnet das sogenannte Berliner Format, in dem die taz schon immer erscheint, in der nötigen Qualität herstellen kann. Die neue Druckerei in Wittenburg liegt gut zwei Autobahnstunden entfernt. Die Ausgaben müssen nach der Herstellung wieder nach Berlin transportiert werden, damit die nicht für das Stadtgebiet Berlin bestimmten Ausgaben alle LeserInnen und Kioske rechtzeitig erreichen. Denn über Berlin läuft der Vertrieb für Ostdeutschland, wo die Berliner Ausgabe vertrieben wird.

Das Drucken etwa 200 Kilometer nordwestlich von Berlin hat auch Auswirkungen auf die journalistische Arbeit der taz.berlin-Redaktion: Die erste Auflage des Berlin-Teils muss unter der Woche knapp zweieinhalb Stunden früher als bisher fertig sein; viele aktuelle Nachrichten und Texte werden deswegen eher auf taz.de stehen als in der Printausgabe. Anders als ein Großteil der zweiten Berliner Auflage – mit einem Redaktionsschluss, der sogar etwas später liegt als bisher.

Für die Berlin-Redaktion bedeuten die neuen Redaktionsschlüsse: umdenken, überdenken, kreativ sein. Zum Glück war das schon immer eine der taz-Stärken. Und so wird sich vor allem die Werktagsausgabe des Berlin-Teils verändern: Mehr gut erzählte Geschichten, analytische Interviews, prägnante Analysen – und einige tazzige Überraschungen – werden dort künftig ihren Platz finden.

Die taz wird auch künftig alle wichtigen politischen Informationen aus Berlin transportieren und sie noch stärker einordnen. Und damit ihren Beitrag leisten, diese spannende, laute, verwirrende, begeisternde Stadt zu verstehen.

Bert Schulz leitet das Berlin-Ressort der taz.

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