piwik no script img

20 Jahre MauerfallWowereit ruft zum Mauerbau auf

Bei der Eröffnung des Gedenkjahrs zu 20 Jahren Mauerfall mahnt der Regierende, die DDR-Diktatur nicht zu vergessen. Zentrales Ereignis wird der Fall einer Mauer aus großen, von Berlinern gestalteten Dominosteinen sein.

Was die Mauer den Menschen angetan hat, solle man nicht vergessen, sagt Klaus Wowereit. Leicht gesagt: 20 Jahre ist das jetzt schon her Bild: AP

Das Gedenkjahr 2009 wird nicht nur für Berlin ein wichtiges Jahr, sondern auch für Klaus Wowereit. Bei der Eröffnungsfeier am Marlene-Dietrich-Platz am Mittwochabend betonte Berlins Regierender Bürgermeister, dass zum 20. Jahrestag des Mauerfalls "die Welt auf Berlin schauen wird". Zuvor hatte Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin, die drei zentralen Veranstaltungen im Gedenkjahr vorgestellt: die Ausstellung "Friedliche Revolution" am Alexanderplatz, die Wanderschau "Berlin im Wandel" und das zentrale "Fest der Freiheit" vom 7. bis 9. November.

Bei aller Freude über den Fall der Mauer, betonte Klaus Wowereit in seiner Eröffnungsrede, dürfe nicht vergessen werden, "was der Bau der Mauer, die Teilung der Stadt und die Diktatur für die Menschen bedeuteten". Die Mauer, so der Regierende, habe Familien und Lebensläufe voneinander getrennt. Ausdrücklich erteilte Wowereit all denen eine Absage, die sich die Mauer zurückwünschten - "auch wenn wir wissen, dass viele Hoffnungen nicht in Erfüllung gegangen sind". Gleichwohl sei der 9. November 1989 der "glücklichste Tag im Leben der Berliner" in der jüngsten Geschichte gewesen.

Im Theater am Marlene-Dietrich-Platz waren bereits einige jener Mauersegmente zu sehen, die am Abend des 9. November 2009 auf einer Länge von mindestens zweieinhalb Kilometern wie Dominosteine zusammenfallen sollen. 2,50 Meter hoch sind sie, 1 Meter breit und 40 Zentimeter tief. Damit die 20 Kilo schweren Steine nicht schon vorher zu Fall gebracht werden, werden sie bis zum tatsächlichen "Mauerfall" verankert und bewacht werden.

Gegenüber der taz erklärte Veranstalter van Dülmen, dass die zwei Tage, die die Mauersegmente den ehemaligen Mauerverlauf markieren, "tatsächlich auch die Teilung der Stadt symbolisieren sollen". Unklar ist bislang, inwieweit diese Inszenierung der Teilung auch den Verkehr betrifft.

Aus Veranstalterkreisen ist zu hören, dass eine Sperrung des "neuen" Mauerverlaufs für den Autoverkehr durchaus erwünscht sei. "Je undurchlässiger das ist, desto deutlicher wird die Botschaft, wenn die Mauer wieder weg ist." Näheres zum Ablauf des "Festes der Freiheit" wollen die Kulturprojekte Berlin im März bekannt geben.

Schon jetzt aber ist klar, dass der Bau der Mauersegmente eine Mitmachaktion ist. "Vor allem Schüler", so Klaus Wowereit, "sollen sich dabei mit der Geschichte auseinandersetzen." Darüber hinaus betonte der Regierende Bürgermeister, dass das Programm für alle offen sei, die noch Ideen einbringen wollen. Insgesamt soll es im Gedenkjahr 2009 mehr als tausend Veranstaltungen zum Mauerfall geben.

An einem Modell hat Wowereit am Mittwochabend den Fall der Dominosteine schon mal durchgespielt. "Anfangs dachten viele, das ist albern", sagt er, "aber nun kann man sich vorstellen, was für ein Ereignis das wird". Im Kopf dürfte er auch die Fernsehbilder gehabt haben, die von diesem Ereignis um die Welt gehen: der Mauerfall. Berlin. Und sein Regierender Bürgermeister.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!