2. Bundesliga: Strapazierte Nerven

Der FC St. Pauli verliert in Berlin und verspielt damit den Vorsprung im Aufstiegskampf.

Eine Frage des Einsatzes: Der Berliner Kenan Sahin (l.) kämpft gegen Fabio Morena von St.Pauli um den Ball. Bild: dpa

Auf dem Weg zur Kabine mussten die Spieler des FC St. Pauli am Berliner Fanblock vorbei. Applaus und aufmunternde Sprechchöre empfingen das geschlagene Team. Eine ungewöhnlich nette Geste an einem harmonischen Nachmittag: Die Einstufung des Duells als Risikospiel durch die Deutsche Fußball Liga und die massive Polizei-Präsenz wirkten wie Verschwendung von Steuergeldern.

Warum müssen Fans derart bewacht werden, die sich mögen? Aber das war nicht das Thema von St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski. Als der auf die freundliche Atmosphäre beim 1. FC Union Berlin angesprochen wurde, reagierte er ungehalten. "Was soll der Hinweis auf das gute Verhältnis der Klubs? Wir waren nicht da, um Freunde zu treffen, zu reden oder gemeinsam zu zelten, wir wollten die Punkte."

Doch die nahmen sie nicht mit. 1 : 2 hieß es am Ende im Bezirk Köpenick. "Das war zu dünn, zu lässig, am Ende grob fahrlässig", zürnte Stanislawski.

Samstag, 14.53 Uhr. Die Spieler des 1. FC Union fielen sich in die Arme: Der Klassenerhalt ist geschafft. Nebenan bildeten die Spieler aus St. Pauli und ihr Trainer einen Kreis. Wie eine Wagenburg wirkte das. Entsprechend trotzig antworteten die Spieler auf manche Frage, ob nun das große Zittern einsetzt im Kampf um den Aufstieg. St. Pauli ist immer noch Zweiter in der zweiten Bundesliga, hat aber drei Spieltage vor Ende der Saison nur noch einen Zähler Vorsprung auf den dritten Platz. Dieser würde nicht zum direkten Aufstieg führen, sondern zu Relegationsspielen gegen den 16. der ersten Liga.

St. Pauli-Torwart Matthias Hain fauchte am Samstag: "Es ist doch nichts passiert." Pause. "Wer im Fußball Druck verspürt, sollte damit aufhören. Druck haben Ärzte, die am offenen Herzen operieren oder Soldaten, die in Afghanistan jeden Tag ihr Leben riskieren."

Das Herz von St. Pauli schlägt noch - aber es sind Rhythmusstörungen auszumachen, vor allem auswärts. Seit Wochen. Stanislawski musste mit ansehen, wie die Berliner, seit acht Partien ohne Sieg, sein Ensemble niederrangen. Der Coach zürnte vor allem über das Tor in der 87. Minute: "So spät auswärts noch auf Abseits zu spielen, das ist frech." Michael Bemben hatte den Ball weit nach vorne geschlagen. Karim Benyamina hatte alle Zeit der Welt, um den Ball anzunehmen und zu treffen.

Die fleißigen Berliner verdienten sich den Sieg gegen Hamburger, die nur noch das Remis verwalteten nach dem Ausgleich von Charles Takyi (19.). Glück hatte Union nur, als der Schiedsrichter ein weiteres Tor von Takyi (43.) nicht gab, weil er zuvor ein Foul von Marius Ebbers an Torwart Glinker gesehen hatte. Eine Fehlentscheidung. Doch St. Pauli lamentierte nicht.

"Wir haben schon öfter Rückschläge weggesteckt", sagte Rothenbach. Noch trotziger wirkte Bruns: "Wir geben doch jetzt nicht auf und wollen nur noch Sechster werden." Das ist auch rechnerisch gar nicht mehr möglich.

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