1.Mai Kreuzberg: Partyfreie Zone
Im Görlitzer Park sollen am 1. Mai 2019 keine Partys stattfinden. Sicherheitskräfte und Parkläufer sollen das Verbot durchsetzen. Anwohner wollen das so.
Drei Treffen hat es schon gegeben. An diesem Dienstagabend soll entschieden werden – denn: Lange ist es nicht mehr hin bis zum nächsten 1. Mai. Eine Anwohnerumfrage, die das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg rund um die Festmeile in Auftrag gegeben hatte, hat gezeigt: 60 Prozent der Menschen wollen, dass der Görlitzer Park partyfreie Zone wird. „Das ist ein deutliches Ergebnis“, sagt Monika Herrmann, grüne Bürgermeisterin des Bezirks, bei der Versammlung im Jugendzentrum Anker. „Wir nehmen das ernst.“
Die Frage ist nur: Wie kriegt man den Geist zurück in die Flasche?
Rund 200.000 Feierwütige haben den Kiez am 1. Mai 2018 überschwemmt. Und jährlich werden es mehr. Längst tobt die Party nicht nur in dem als Myfest ausgewiesenen Bereich rund um die Oranienstraße. Bis zur Oberbaumbrücke erstreckt sich die Amüsiermeile, mitten drin: der Görlitzer Park. 2017 gab es dort einen Riesenrave. Lebensgefährliche Szenen spielten sich ab, und der Park sah danach aus „wie Sau“, so Herrmann.
2018 veranstaltete das Bezirksamt selbst ein Fest im Park, „Mai-Görli“ genannt. Es gab Bühnen und einen Getränkeverkauf nebst Eingangskontrollen. Wurde es zu voll, wurden die Tore zugemacht. Bei den Ausgesperrten führte das zum Teil zu großem Unmut, weil die Schließungen sehr willkürlich wirkten. Und sauberer war die Grünanlage nach der organisierten Party auch nicht.
Nun haben die Anwohner gesprochen: „Die Mehrheit sagt Nein zu einem Fest im Görli“, fasst Sigmar Gude vom Institut Topos die Bürgerbefragung zusammen. Auch bezüglich des Myfestes hätten viele Anwohner Veränderungsbedarf, aber da sei die Toleranz mit 50 Prozent Zustimmung im Unterschied zum Görli größer. „Weniger Müll, weniger Party, weniger Scherben, weniger Urinieren“ – die Leute forderten ein Umdenken, so Gude.
Man werde den Görli am 1. Mai 2019 zur Ruhezone erklären und das entsprechend publik machen, kündigt Herrmann an. Im Klartext: Kein Einbringen von elektronischen Soundsystemen und kein Getränkeverkauf im Görli. Das Problem sei nur: „Die Leute wird das überhaupt nicht interessieren. Ohne Eingangskontrollen geht es nicht“, so ihr Fazit. Der Leiter des Grünflächenamts präzisiert: Sicherheitskräfte an den Eingängen und Parkläufer müssten das Verbot durchsetzen.
Die rund 40 Versammelten signalisieren Zustimmung. Eine Frage aber bleibt: Wohin die Feierwilligen mit den Soundsystemen abschieben? Aufs Tempelhofer Feld, nach Steglitz-Zehlendorf oder am Ende nur eine Ecke weiter, in den Schlesischen Busch? Man müsse sich ohnehin noch mal treffen, beschließt die Moderatorin die Sitzung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin