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17-Jährige bei der BundeswehrDie Linkspartei meckert

Mit 17 zur Bundeswehr? Kein Problem, sagt Ministerin von der Leyen. Tausende fangen bei der Truppe an, obwohl sie noch nicht volljährig sind. Die Linke kritisiert diese Praxis.

Sie sind jung und ... ja, was? Bild: dpa

BERLIN dpa | Jugendliche beim Schießtraining: Die Bundeswehr hat in den vergangenen drei Jahren mehr als 3.000 minderjährige Soldaten rekrutiert. Das teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in Berlin mit. Allein im Jahr 2013 seien 1.032 17-Jährige rekrutiert worden, sagte der Sprecher. Im Jahr zuvor seien es 1.216, 2011 833 gewesen. Dabei handelte es sich jeweils sowohl um freiwillig Wehrdienstleistende als auch um Zeitsoldaten. Allerdings könnten sie erst als Volljährige ohne Einschränkungen ihren Dienst versehen.

Das Verteidigungsministerium verteidigte die Praxis: „Sie werden an der Waffe ausgebildet, aber nicht an der Waffe eingesetzt“, sagte der Sprecher. An Auslandseinsätzen nähmen Jugendliche nicht teil. Zudem würden sie nur mit dem Einverständnis der Erziehungsberechtigten eingestellt.

In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag, über die die Rheinische Post zuvor berichtet hatte, teilte die Bundesregierung zudem mit: „Die Praxis der Bundeswehr steht im Einklang mit geltendem nationalen wie internationalem Recht.“ Zudem entspreche sie in vollem Umfang dem Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, das die Beteiligung Minderjähriger an bewaffneten Konflikten ächte.

Darauf verwies auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) beim Besuch eines Karriere-Centers der Bundeswehr in Hannover. „Wir wollen die besten jungen Frauen und Männer der jeweiligen Jahrgänge gewinnen“, sagte sie. „Wie in allen anderen Ausbildungsberufen auch können junge Menschen ab 17 bei uns anfangen.“

Kritik kam von der Linkspartei. „Deutschland reiht sich mit der Rekrutierung von Minderjährigen in eine Reihe von Ländern ein, die häufig Demokratie und Menschenrechte missachten“, kritisierte die Linken-Bundestagsabgeordnete Katrin Kunert. „Den Bemühungen auf internationaler Ebene, den Einsatz von Kindersoldaten zu ächten, wird durch diese Doppelmoral ein Bärendienst erwiesen.“

Neben Deutschland rekrutieren in der EU unter anderem Frankreich und Österreich 17-Jährige für ihre Armeen. Auch in autoritär regierten Staaten wie China und Saudi-Arabien wird dies so gehandhabt. Auch im Iran, in Pakistan und in Kanada ist der Dienst in den Streitkräften bereits vor Vollendung des 17. Lebensjahres möglich.

Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums gibt es diese Praxis in Deutschland bereits seit etlichen Jahren. Ein Zusammenhang mit der Aussetzung der Wehrpflicht am 1. Juli 2011 bestehe nicht. Seit die Wehrpflicht in Deutschland durch Freiwilligendienste ersetzt wurde, bemüht sich die Bundeswehr jedoch verstärkt um Nachwuchs.

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22 Kommentare

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  • S
    Sören

    17-jährige als Kinder zu bezeichnen geht an der Realität vorbei. Mit 17 kann man so gut oder schlecht einschätzen, was eine Verpflichtung bei der BW bedeutet, wie mit 18. Es hängt vom einzelnen ab, wie weit er ist, Pauschalsierungen bringen nichts.

     

    Das Alter der Volljährigkeit hinkt der gesellschaftlichen Realität hinterher. Teilweise darf man ab 16 wählen, den Führerschein kann man ab 17 haben, und durch das Abitur nach 12 Jahren laufen an den Unis 17-jährige rum. Es wäre bedenkenswert, die Volljährigkeit auf 16 zu senken.

     

    Die Linke hat keine moralische Authorität in diesem Bereich. Sie hat die Militarisierung der DDR-Gesellschaft nie verurteilt. Mit ihrem Kindergarten-Pazifismus macht sie es sich wahnsinnig einfach; nur geht sie an der komplexen Welt des 21. Jh. komplett vorbei.

    • B
      Balduin
      @Sören:

      Was ist unter der "Militarisierung der DDR-Gesellschaft" zu verstehen? Etwa den Unterhalt einer Verteidigungsarmee, wie er jeder anderen Gesellschaft zukommt? Hat sich je ein deutscher Politiker dafür entschuldigt, daß wir eine Bundeswehr haben?

       

      Hingegen einer Angriffsarmee, wie sie die Bundeswehr inzwischen wieder ist und ihrem internationalen Expansionsdrang (Neo-Imperialismus) kann nur mit konsequentem Pazifismus begegnet werden, alles andere wäre Duldung verbrecherischer Kriegsführung.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Niemand darf Soldat werden. We shall overcome singen und den Namen tanzen hat schon immer gegen Tyrannen geholfen. Wir brauchen ja auch keine Militär, sollen doch die Kinder anderer Nationen für uns in den Krieg ziehen.

    • H
      Hans
      @738 (Profil gelöscht):

      In welche Kriege muss Deutschland denn ziehen? Welche Tyrannen müssen wir bekämpfen?

    • B
      Balduin
      @738 (Profil gelöscht):

      Sich verteidugungsbereit zu halten, ist legitim. Leider hat die Bundeswehr damit schon lange nichts mehr zu tun. Übrigens: Offenbar ist es nicht mal dem 1933 bis 1945 schwerst bewaffneten deutschen Volk gelungen, sich von seinem eigenen Tyrannen zu befreien. Vielleicht wäre Singen und Tanzen, anstatt zu gehorchen, doch effizienter gewesen, um Hitler zu entmachten?

    • @738 (Profil gelöscht):

      Wow! Deutsche Soldaten bauen doch sowieso nur Brunnen. Die werden ja auch nicht zu Mördern, sondern zu Friedensengeln ausgebildet. Was sollen die denn im Krieg?

  • A
    Arne

    Ich weiß nicht, ob man 17jährige bevormunden sollte, wenn sie das Töten lernen wollen, solange Erwachsene das dürfen.

    Ich weiß aber, dass ich als 17jähriger jetzt sofort darauf klagen würde, dass ich dann wohl auch in der Lage bin, einen Bundestag mitzuwählen, in der Öffentlichkeit zu rauchen und Verträge ohne gesetzliche Vertreter abzuschließen.

  • Das hat doch Tradition. Kurz vorm Untergang werden die Soldaten immer jünger. Kindersoldaten in Deutschland - mit Uschi kein Problem mehr. Wäre ich nicht aus grundsätzlichen Erwägungen gegen Gewaltanwendung, würde ich den Leuten, die diese Uschi's gewählt haben, in die Fresse hauen, bis ihnen ihr falsches Grinsen vergangen ist.

  • JH
    Jan H.

    Können wir nicht einfach das Alter der Volljährigkeit auf 16 setzen?

    Dann wäre auch das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention erfüllt!

  • RW
    Rainer Winters

    Erst die Werbeaktionen der Bundeswehr in Schulen und Hochschulen.

     

    Jetzt die Forderung Frau von der Leyens, Kinder mit 17 in dei Krieg zu schicken.

     

    Bald Postkartenaktionen wie in den USA mit dem Aufruf:"Kommt zum Bund, da werdet ihr zumindest satt und könnt Euch nach 10 Dienstjahren ein Haus leisten."

     

    Frau von der Leyen gibt die indische Göttin Kali, die gleichzeitig das Leben erschafft (als Frau) und es auch wieder nimmt (indem sie Kinder frisst oder sie mit 17 zur Bundeswehr schicken will).

     

    Da fordern wir: "Bitte erst mal Ihre 7 Kinder zum Wehrdienst schicken. Wenn dann noch Bedarf ist, können wir weiterdiskutieren." Danke.

  • K
    Kawabunga

    Was ist denn das für asoziales und anti-deutsches Verhalten? "Die besten" der jeweiligen Jahrgänge gewinnen und dann auf's Verheizt-Werden vorbereiten? Kann denn nicht mal jemand an den Standort Deutschland denken? Das ist ja eine Vorgehensweise, die fast den autonomen Chaoten würdig wäre!

     

    /ironie off

  • T
    tsaG

    „Wir wollen die besten jungen Frauen und Männer der jeweiligen Jahrgänge gewinnen“

     

    Die besten Frauen und Männer werden wohl kaum die Schule abbrechen, auf ihr Abitur und das Studium pfeifen und sich mit 17 jahren zum Dienst an der Waffe melden.

    Wer allerdings keinen Job im zivilen Leben findet, der meldet sich auch freiwillig schon mit 17 zum Dienst.

  • F
    Fae

    17 oder 18 Jahre, da gibs nun ehrlich keinen Unterschied. Ich finde selbst 18 Jahre selbst noch nen bisschen zu früh um Mörder/-in zu werden. Man sollte sich aber im klaren darüber sein was man da eigentlich tut und es absolut kein Kindergeburtstag ist.

     

    Ich hoffe die Zeit wird kommen wo Menschen friedlich gegenüber anderen sind und die bewaffneten Konflikte abklingen. Dann brauchen wir auch so nen Schrott wie die Bundeswehr nicht mehr.

  • J
    jochen

    Weiterhin wäre es für Deutschland gut, den Menschen das Gefühl und die Bestätigung zu vermitteln, dass sie nicht hilflos sind, dann gäbe es auch mehr Zivilcourage.

    Ein Volk, dass sich verteidigen kann, ist besser als lappige

    3000 17jährige in 3Jahren, auch wenn heute kleine Einheiten große

    Armeen fertig machen können.

    Die 17-jährigen könnten ja

    LKW-Fahren lernen, Kondition aufbauen, in den Reparaturwerkstätten der Bundeswehr, Sanitätswesen,

    Feuerwehr, THW arbeiten

    und alles militärische Equipment

    ohne Waffengebrauch lernen.

    Z.B. Panzerfahren ohne ballern.

    Der Geist sollte wirklich über den Tod und Befehlsgehorsam und

    Gehorsamsverweigerung zur Abwendung von Verbrechen gegen die Menschlichkeitkeit reflektieren können.

    1 Jahr Karenzzeit ist da nicht zuviel verlangt.

  • J
    jochen

    "...„Wir wollen die besten jungen Frauen und Männer der jeweiligen Jahrgänge gewinnen“, sagte sie.

    ..."

    Das wäre eine eklatante Verschwendung von Humankapital, träfe dies

    wirklich zu.

    "...

    „Wie in allen anderen Ausbildungsberufen auch können junge Menschen ab 17 bei uns anfangen.“

    ..."

    In meinen Augen herrscht bei der Bundeswehr ein falscher Corpsgeist.

    Jeder nicht vorbestrafte, mental gesunde, fanatismusfreie, volljährige Staatsbürger sollte das Recht haben an der Waffe eingewiesen zu werden. Denn jeder (v.a. Männer) würde in Bedarfsfall auch eingezogen werden und dann ist es fährlässig

    diese Menschen ohne Grundkenntnisse in den Krieg zu schicken.

    Deshalb sollte es für die vollkommen gesetzestreue Allgemeinheit

    auch Ausbildungskurse an der Waffe, Taktik, Konditionstraining

    und ABC-Schutzmaßnahmen, Bedienung von Kriegsgerät, medizinische Kriegsversorgung geben, aber eben mehr als kostenpflichtiger Fitnesskurs-

    marathon(jedes 2. Wochenende für ein halbes Jahr+ Zusatzkurse

    wählbar) aufgemacht mit kleinen Ordensschnickschnack.

     

    Damit kann das Verfassungsziel einer

    im Volk verankerten Armee gewahrt werden. Damit ließen sich auch

    finanzielle Mittel verdienen.

    In den USA werden Mrd. Euro verdient, mit der privatisierten Sicherheit.

    In Deutschland darf man diesen Weg nicht gehen, weil diese

    die Bedeutung der Exekutive unterhöhlt und privatisierte

    Tötungsmacht, Rechtsbeugung erlaubt, aber den Wunsch nach Preparation

    für Krisensituationen sollte man Folge leisten, schon um Selbstjustiz

    und Privatsicherheitsdienste in die Schranken weisen zu können und

    um die Führungsstrukturen einzuüben, damit eben keine Milizen entstehen,

    sondern die Führung durch die Bundeswehr gewährleistet bleibt.

    Deshalb sollte gar nicht erst ein Vakkuum auftauchen.

  • P
    Pfanni

    Man muss es ja nicht gut finden, wenn Minderjährige Armeedienst tun, auch wenn es nur "eingeschränkt" ist.

     

    Aber wenn man sich in der Linkspartei darüber aufregt, hat das was von Verlogenheit. Zur Erinnerung: Die Linkspartei ist u. a. ein Sammelbecken für jene ewig Gestrigen, die auch heute noch den ehemaligen ostdeutschen Staat DDR als das "bessere Deutschland" sehen.

     

    Diese Leute sollten sich mal an die "Gesellschaft für Sport und Technik" (GST) erinnern, die vom Generalmajor Kutzschebauch geleitet wurde. Das war eine paramilitärisch organisierte Truppe, deren Aufgabe die vormilitärische Ausbildung von Jugendlichen war, um künftige Zeitsoldaten zu gewinnen.

     

    Kein Schüler der oberen Klassen kam um die Veranstaltungen der GST herum, die voll in den Schulbetrieb integriert waren. Selbstverständlich gab es dort auch Schießausbildung mit Kleinkaliberwaffen, sowie Auszeichungen für "Beste Schützen".

     

    Aber daran mögen die "Linken", die sich heute so pazifistisch geben, nicht gern erinnert werden!

  • Ein Coming-Out mit 17 finde ich zu früh!!

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Jugendliche sind durch die Ballerspiele psychisch prädestiniert für das Militär: Ohne Hirn und wild auf's Schießen. Das ist ein Potential, das genutzt werden muß!

  • UK
    UN-kinderrechtskonvention = Kinderschutz?!

    Wieviele Artikel der UN-Kinderrechtskonvention sind in Deutschland schon umgesetzt? Gewähren diese in der Praxis einen besseren Schutz der Kinder und Jugendlichen? Welche Teile sind noch nicht umgesetzt? Und warum nicht?

  • A
    Atmender

    Aha, so ist also die familienfreundliche Bundeswehr à la von der Leyen gemeint: Nicht nur die Alten, auch die Kinder sollen schon zum Morden erzogen werden. Na, denn mal viel Spaß mit den künftigen Traumatisierten.

  • R
    Ruhender

    Ausgerechnet Morden lernen darf man schon als Minderjähriger. Typisch Schurkenstaat. Fack ju Tschörmanie!

  • E
    emil

    kindersoldaten sind eben die besten soldaten!