16 Fifa-Funktionäre in USA angeklagt: „Unerhörtes“ Ausmaß an Korruption
Die US-Justiz hat gegen 16 weitere Fifa-Funktionäre Anklage erhoben. Darunter sind fünf amtierende und ehemalige Mitglieder des Exekutivkomitees.
Darunter seien fünf amtierende und ehemalige Mitglieder des Exekutivkomitees. Zwei Mitglieder des Gremiums, Juan Angel Napout aus Paraguay und Alfredo Hawit aus Honduras, wurden bereits Mittwoch vor Morgengrauen von der Schweizer Polizei in einem Züricher Hotel festgenommen. Die Razzia erfolgte kurz vor einem Treffen des Fifa-Exekutivkomitees, bei dem Reform- und Transparenzmaßnahmen für den Weltfußballverband gebilligt wurden.
Die Schmiergeldvorwürfe stünden im Zusammenhang mit Marketingrechten für Fußballturniere in Lateinamerika und WM-Qualifikationsspiele, teilte das US-Justizministerium mit. Die Behörden in der Schweiz, wo die Fifa ihre Zentrale hat, und die USA ermitteln gegen ehemalige sowie aktuelle ranghohe Fußballfunktionäre des Weltverbands. Ihnen werden organisiertes Verbrechen, Geldwäsche und Betrug vorgeworfen. Die Vorwürfe reichen bis in die 1990er Jahre zurück. In den Bestechungsfällen geht es um bis zu 150 Millionen Dollar (142 Millionen Euro).
Anklage wurde auch gegen den früheren Chef des brasilianischen Fußballverbandes erhoben, Ricardo Texeira. Texeira ist ehemaliger Schwiegersohn des früheren Fifa-Präsidenten Joao Havelange. Havelange war vor dem bedrängten Sepp Blatter Fifa-Präsident, von 1975 bis 1998. Die US-Justiz hat nun insgesamt zehn amtierende und ehemalige Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees der Korruption beschuldigt.
Strafrechtlich verfolgt wird auch Rafael Callejas erhoben, der von 1990 bis 1994 Präsident Honduras' war und derzeit Mitglied des TV- und Marketingkomitees der Fifa ist. Die honduranischen Behörden teilten mit, die USA hätten dessen Auslieferung beantragt. Man werde mit Washington kooperieren. „Niemand steht über dem Gesetz“, erklärte die Regierung von Staatschef Juan Orlando Hernandez.
„Ungeheuerlicher“ Vertrauensbruch
Napout und Hawit seien auf Ersuchen der US-Behörden in Gewahrsam genommen worden, teilte das Berner Justizministerium mit. Beide hätten ihre Auslieferung in die USA abgelehnt. Napout ist Präsident des südamerikanischen Verbandes, Hawit führt den nordamerikanischen Verband.
US-Justizministerin Loretta Lynch sprach von einem „ungeheuerlichen“ Vertrauensbruch und einem „unerhörten“ Ausmaß von Korruption. Die Botschaft an jeden Schuldigen, der sich den laufenden Ermittlungen entziehen wolle, sei klar: „Ihr werdet uns nicht aussitzen und ihr werdet nicht unserem Fokus entwischen“, erklärte Lynch.
Das US-Justizministerium hatte zuvor bereits zwei mittlerweile geschasste Fifa-Vizepräsidenten und 12 weitere Fußball- und Marketing-Funktionären beschuldigt, in Schmiergeldzahlungen verwickelt zu sein, die in Zusammenhang mit dem kontinentalen Turnier Copa América stehen, bei dem der Südamerika-Meister ermittelt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!