13 Jahre nach Problembär Bruno: Bär steht wieder vor Bayern
Im österreichisch-bayerischen Grenzgebiet wurde ein Braunbär fotografiert. Wahrscheinlich kommt er wie einst Bruno aus Norditalien.
Etwa 20 Kilometer Luftlinie vom deutschen Füssen entfernt wurde der Bär von einer Wildkamera fotografiert. Die Gefahr für Menschen ist relativ gering, heißt es von Seiten der Behörden. „Bären scheuen grundsätzlichen den Kontakt zu Menschen und versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen“, sagte Fritz Johannes, Amtstierarzt im Bezirk Reutte, bereits in der vergangenen Woche in einer Pressemitteilung des Landes Tirol. In der Nähe wurde ein Rotwildkadaver gefunden. Nun soll ein Gentest zeigen, ob der Bär das Tier gerissen hat.
Noch ist der Bär offenbar nicht nach Deutschland gewandert. „Derzeit gibt es keine Hinweise, dass der Bär die Grenze nach Bayern passiert hat“, sagte ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums am Mittwoch.
Exakt vor 13 Jahren war der Braunbär Bruno im Rotwandgebiet erschossen worden. Er war im Mai 2006 aus dem italienischen Trentino über Vorarlberg und Tirol nach Bayern eingewandert. Wochenlang hatten die Behörden damals versucht, den Bären zu fangen, der Schafe riss, Bienenstöcke plünderte und sogar durch Ortschaften marschierte. Auch eigens eingeflogene finnische Bärenjäger konnten Bruno nicht fassen.
„Ein längerer Spaziergang für einen Bären“
Anders als damals sieht sich der Freistaat heute gut auf die Ankunft eines Bären vorbereitet. Ein Plan (Managementplan Braunbären in Bayern) regelt den Umgang mit dem Wildtier und die Schritte, falls es Probleme gibt. Derzeit stehe das bayerische Landesamt für Umwelt in engem Kontakt mit den Kollegen in Österreich, sagte der Ministeriumssprecher. „Die Lage und die Entwicklung werden genau beobachtet.“
Roland Gramling von der Umweltorganisation WWF vermutet, dass der Bär wie Bruno aus dem italienischen Trentino kommt, wo eine größere Gruppe Bären lebt. „Aus wildbiologischer Sicht ist es nichts Ungewöhnliches“, sagt WWF Wildtierreferent Moritz Klose. „Der Weg von Norditalien zu uns ist für Bären ein längerer aber sicherlich nicht außergewöhnlicher Spaziergang“, so Klose.
„Aus WWF-Sicht wäre es ein Gewinn, wenn sich ein Braunbär dazu entscheidet, sich dauerhaft in Deutschland niederzulassen – aber natürlich auch eine Herausforderung“.
Klose forderte die schnelle Realisierung eines Förderprogramms zum Schutz von Weidetieren vor Angriffen durch große Beutegreifer wie Bär und Wolf. Auch Baden-Württemberg habe hier Nachholbedarf. Für Bevölkerung wie Touristen gelten laut WWF gegenüber Braunbären die gleichen Verhaltensweisen wie gegenüber anderen Tieren: „Es geht vor allem darum, Respekt vor dem Tier zu haben und zu zeigen. Halten Sie Abstand und ziehen Sie sich langsam zurück.“ Insbesondere Wanderer seien aufgefordert, keine Abfälle wie Essensreste in der Natur zurückzulassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Experten warnen vor Trump-Zöllen
Höhere Inflation und abhängiger von den USA
Die Brennelementefabrik und Rosatom
Soll Lingen Außenstelle von Moskaus Atomindustrie werden?
Klimagipfel in Baku
Nachhaltige Tierhaltung ist eine Illusion