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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Witkoff und Putin erörtern „direkte“ Gespräche mit Ukraine

Selenskyj zufolge US-Teile in auf Kyjiw abgefeuerter nordkoreanischer Rakete gefunden. Autobombe tötet russischen Generalleutnant nahe Moskau.

Wladimir Putin und der US-Sondergesandte Steve Witkoff vor ihrem Gespräch im Kreml Foto: Ukraine Presidency/Ukrainian Pre/Planet Pix via ZUMA Press Wire/

Kreml: Putin und Witkoff haben mögliche „direkte“ Gespräche zwischen Russland und Ukraine erörtert

Russlands Präsident Wladimir Putin und der US-Sondergesandte Steve Witkoff haben nach Kreml-Angaben bei ihrem Treffen am Freitag in Moskau über die Möglichkeit „direkter“ Gespräche zwischen Russland und der Ukraine gesprochen. „Es gab ein dreistündiges Gespräch, das konstruktiv und sehr nützlich war“, sagte der Kreml-Berater Juri Uschakow vor Reportern. Es sei „die Möglichkeit einer Wiederaufnahme direkter Verhandlungen zwischen Vertretern der Russischen Föderation und der Ukraine“ besprochen worden.

Putin und Witkoff waren am Freitag zu ihrem vierten Treffen seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump zusammengekommen. Die Gespräche fanden vor dem Hintergrund von Gesprächen über eine Waffenruhe in der Ukraine statt. (afp)

Selenskyj: Teile aus US-Produktion in nordkoreanischer Rakete in Kyjiw gefunden

In einer am Donnerstag von Russland auf Kyjiw abgefeuerten Rakete aus nordkoreanischer Produktion sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Dutzende Bauteile von US-Firmen gefunden worden. „Die Rakete, die in Kyjiw Zivilisten getötet hat, enthielt mindestens 116 Komponenten, die aus anderen Ländern stammten – und die meisten von ihnen wurden, leider, von US-Firmen produziert“, erklärte Selenskyj am Freitag im Onlinedienst X. Er forderte mehr „Druck“ und Sanktionen gegen Moskau und Pjöngjang. (afp)

Trump schließt Treffen mit Selenskyj nicht aus

US-Präsident Donald Trump schließt nicht aus, dass er sich am Rande der Papst-Trauerfeierlichkeiten auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen wird. Auf eine entsprechende Frage vor seinem Abflug mit dem Hubschrauber zum Flughafen sagte Trump: „Das ist möglich.“ Er werde sich mit einer Reihe ausländischer Staats- und Regierungschefs treffen. In Rom werden zahlreiche Staatsgäste für die Trauerfeierlichkeiten erwartet. (dpa)

Bombe tötet russisches Generalstabsmitglied

In Russland ist ein Spitzenmilitär durch eine Autobombe getötet worden. Der Sprengsatz sei im Fahrzeug von Generalleutnant Jaroslaw Moskalik versteckt gewesen, dem stellvertretenden Leiter der wichtigsten operativen Abteilung im Generalstab, teilte das russische Ermittlungskomitee am Freitag mit. Die mit Schrapnellen versehene Bombe habe Moskalik in seinem Auto in Balaschicha vor den Toren Moskaus getötet. Ermittler seien vor Ort. Russische Medien zeigten Videos von einem brennenden Fahrzeug im Hof eines Wohnhauses.

Verdächtige nannte die Ermittlungsbehörde nicht. Die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa sprach von einem Terroranschlag.

Der Anschlag folgt auf die Tötung von Generalleutnant Igor Kirillow, der am 17. Dezember ums Leben kam, als eine in einem vor seinem Wohnhaus geparkten Elektroroller versteckte Bombe explodierte, während er sich auf den Weg zur Arbeit machte. Auch ein Begleiter des Generals wurde getötet. Die russischen Behörden machten die Ukraine für die Tötung Kirillows verantwortlich, der Chef der russischen Abwehrtruppen gegen atomare, biologische und chemische Kampfmittel war. Der ukrainische Geheimdienst räumte ein, er stehe hinter dem Anschlag.

Das Attentat vom Freitag erfolgte kurz vor dem Eintreffen des US-Unterhändlers Steve Witkoff, der mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über einen US-Friedensplan sprechen wollte, der weitgehende Zugeständnisse der Ukraine an Russland vorsieht. (ap)

Europäer und Ukraine unterbreiten Gegenvorschlag zu US-Friedensplan

Führende europäische Staaten und die Ukraine haben in dieser Woche nach Reuters-Informationen einen Gegenvorschlag zum US-„Friedensplan“ unterbreitet. Es zeigen sich zum Teil erhebliche Differenzen, wie aus den von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Vorschlägen der Europäer und der Ukraine einerseits und der USA andererseits hervorgeht. Diese betreffen die Kontrolle über die von Russland besetzten Gebiete, die Diskussion über eine Aufhebung von Sanktionen gegen Russland, die Frage eher vager oder spezifischer Sicherheitsgarantien in Falle eines Waffenstillstands sowie die Größe des ukrainischen Militärs.

Die Vorschläge beruhen auf den gemeinsamen Beratungen zwischen Vertretern der USA, europäischer Staaten und der Ukraine in Paris am 17. und London am 23. April. Den US-Vorschlag legte der US-Sonderbeauftragte Steve Witkoff in Paris vor. US-Außenminister Marco Rubio sprach von einem groben Rahmen, um die Unterschiede auszumachen. Der zweite Text entstand Insidern zufolge in London bei Beratungen der ukrainischen und europäischen Seite, darunter Vertreter Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands. Witkoff ist an diesem Freitag in Moskau eingetroffen, wo er voraussichtlich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Friedensbemühungen beraten wird.

Im Witkoff-Papier wird die de jure Anerkennung der russischen Kontrolle über die bereits 2014 von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim gefordert. Zudem soll die de facto Kontrolle Russlands über die im 2022 begonnenen Krieg besetzten Territorien im Osten und Süden der Ukraine akzeptiert werden.

Der europäische Vorschlag enthält keinerlei Anerkennung russischer Kontrolle über ukrainisches Gebiet. Vielmehr soll über diese Frage detailliert beraten werden, sobald es einen Waffenstillstand gibt.

In der Frage der langfristigen Sicherheit der Ukraine schlagen die USA vor, dass die Ukraine eine „robuste Sicherheitsgarantie“ seitens europäischer und anderer befreundeter Staaten erhalten soll. Einzelheiten werden hier nicht genannt. Weiter heißt es, die Ukraine werde nicht länger nach einer Nato-Mitgliedschaft streben – dies ist eine Kernforderung Russlands.

Das Papier der Europäer und Ukraine ist hier genauer. Danach soll es weder eine Begrenzung für das ukrainische Militär noch für die Stationierung von Truppen der Verbündeten der Ukraine auf ukrainischem Territorium geben – dies lehnt die russische Seite ab. Zudem ist von einer „robusten Sicherheitsgarantie“ für die Ukraine auch durch die USA die Rede – mit einer Vereinbarung ähnlich der Beistandsverpflichtung nach Artikel 5 des Nato-Vertrags.

Das Witkoff-Papier schlägt die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland vor, die seit der Krim-Annexion verhängt wurden.

Der europäisch-ukrainische Vorschlag sieht eine schrittweise Lockerung der Sanktionen vor, sobald ein nachhaltiger Frieden erreicht ist. Die Strafmaßnahmen können demnach aber wieder verhängt werden, sollte Russland den Frieden brechen.

Das europäisch-ukrainische Dokument schlägt zudem vor, dass die Ukraine finanzielle Entschädigungen für Kriegsschäden aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten im Ausland erhält. Im Witkoff-Text heißt es lediglich, dass die Ukraine finanziell entschädigt wird, ohne jedoch die Herkunft des Geldes zu nennen. (rtr/dpa)

Angriffe auf Ukraine gehen weiter

Derweil attackiert Russland die Ukraine unvermindert weiter. In der Nacht auf Freitag griffen Drohnen des iranischen Bautyps Shahed die ostukrainische Großstadt Charkiw an. Nach Angaben von Bürgermeister Ihor Terechow waren Schäden an Privathäusern und Brände die Folge. In der Nacht zuvor waren bei Luftangriffen auf die Hauptstadt Kyjiw mindestens zwölf Menschen gestorben. Auch Trump kritisierte das Vorgehen. „Wladimir, STOPP!“, schrieb Trump teils in Großbuchstaben auf seiner Plattform Truth Social an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtet. Die Angriffe seien nicht notwendig und kämen zu einem sehr schlechten Zeitpunkt.

Ersten ukrainischen Erkenntnissen zufolge setzte Russland dabei eine ballistische Rakete aus nordkoreanischer Produktion ein. „Wenn sich die Information über die Produktion dieser Rakete in Nordkorea bestätigt, dann wird das zu einem weiteren Beweis für das verbrecherische Bündnis von Russland und Pjöngjang“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. Die ukrainischen Geheimdienste würden alle Details überprüfen. Bisher seien die Angaben zur Herkunft der Rakete noch vorläufig.

Selenskyj berichtete auf seinem Kanal außerdem von fast 150 russischen Angriffen auf die ukrainischen Stellungen an der Front und mehr als 4.500 Mal Beschuss, auch mit schweren Waffen. Am schwierigsten sei die Lage in der Region um Pokrowsk gewesen. (rtr/dpa)

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