+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Hektische Besuche in Europa
Noch-US-Außenaußenminister Blinken will mit Nato und EU über die Ukraine-Hilfen sprechen. Der Druck auf die ukrainischen Truppen an der Ostfront wächst.
Blinken kündigt „harte Antwort“ an
US-Außenminister Antony Blinken hat eine „harte Antwort“ auf die militärische Unterstützung Nordkoreas für Russland im Ukraine-Krieg angekündigt. Blinken sagte am Mittwoch bei einem gemeinsamen Auftritt mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel, Nordkorea werde für die Beteiligung seiner Truppen am Kampfgeschehen „eine harte Antwort erhalten“. Nach US-Angaben sind nordkoreanische Soldaten inzwischen in der Nähe der Grenze zur Ukraine an Kampfhandlungen beteiligt.
Blinken beriet am in Brüssel mit den Spitzen von Nato und EU über weitere Hilfen für die Ukraine. Auch der ukrainische Außenminister Andrij Sybiga wurde in Brüssel erwartet.
Die Nato und die EU fürchten, dass der künftige US-Präsident Donald Trump die milliardenschweren Militärhilfen seines Landes für die Ukraine kürzt. Sorge ruft zudem der Zusammenbruch der Ampel-Koalition in Deutschland hervor. Die USA sind bisher vor Deutschland der größte einzelne Geldgeber für die Ukraine. (afp)
Rutte fordert mehr Hilfen für die Ukraine
Angesichts des wachsenden russischen Drucks an der Ostfront und des nahenden Winters fordert Nato-Generalsekretär Mark Rutte mehr Unterstützung für die Ukraine. „Wir müssen mehr tun, als nur die Ukraine im Kampf zu halten. Wir müssen die Kosten für (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin und seine autoritären Freunde in die Höhe treiben, indem wir der Ukraine die Unterstützung zukommen lassen, die sie braucht, um den Verlauf des Konflikts zu ändern“, sagte Rutte kurz vor einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris.
Russland führt seit mehr als zweieinhalb Jahren eine großangelegte Invasion gegen die Ukraine. Angesichts von Trumps Ankündigungen, den Krieg rasch beenden zu wollen, zeigte sich Moskau zuletzt offen für Gespräche. In der Ukraine und bei den westlichen Verbündeten sind die Befürchtungen groß, dass Trump die Militärhilfe für Kyjiw einstellen könnte. (dpa)
USA: Nordkoreanische Soldaten an Kämpfen beteiligt
Tausende nordkoreanische Soldaten sind nach US-Angaben bei den Kämpfen in der russischen Grenzregion Kursk gegen ukrainische Soldaten im Einsatz. Die meisten der mehr als 10.000 in den Osten Russlands geschickten Nordkoreaner seien in das Gebiet Kursk geschickt worden, wo sie begonnen hätten, „gemeinsam mit den russischen Streitkräften in Kampfhandlungen einzutreten“, sagte Außenamtssprecher Vedant Patel in Washington.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits vor einigen Tagen gesagt, dass einige der 11.000 nordkoreanischen Soldaten im russischen Grenzgebiet Kursk in Kämpfe mit der ukrainischen Armee verwickelt seien. Die Ukraine bindet durch den Vorstoß ihrer Truppen nach Angaben Selenskyjs rund 50.000 russische Soldaten im dortigen Frontgebiet. Diese könnten nicht an anderen Frontstellungen der Russen auf ukrainischem Gebiet eingesetzt werden. (dpa)
Kyjiw mit Raketen beschossen
Die ukrainische Hauptstadt Kyjiw wird am Morgen von den russischen Streitkräften erstmals seit August wieder mit Raketen beschossen. Die Behörden rufen die Bevölkerung auf, Schutzräume aufzusuchen. „Putin startet gerade einen Raketenangriff auf Kyjiw“, schreibt Präsidialamtschef Andrij Jermak auf Telegram.
„Explosionen in der Stadt“, warnt die Stadtverwaltung von Kyjiw auf Telegram die Bevölkerung. „Die Luftabwehrkräfte sind im Einsatz. Bleiben Sie in den Schutzräumen!“ Das Ausmaß des Angriffs und möglicher Schäden ist zunächst unklar. Es gibt noch keine Meldungen dazu. Dem Raketenbeschuss ging ein Angriff mit Drohnen voraus.
Nach eigenen Angaben hat die ukrainische Luftwaffe in der Nacht zu Mittwoch vier von insgesamt sechs russischen Raketen abgefangen. Auch 37 von 90 Drohnen der russischen Streitkräfte seien zerstört worden. 47 Drohnen habe das ukrainische Militär aus den Augen verloren, zwei hätten den ukrainischen Luftraum Richtung Russland und Belarus verlassen. Weitere zwei Drohnen hätten sich am Morgen noch im Luftraum der Ukraine befunden. (rtr)
Russland bereitet wohl umfassenden Angriff an Südfront vor
Russland bereitet nach Angaben von Kyjiw im Krieg gegen die Ukraine einen Angriff an der südlichen Front vor. „Die Russen bereiten sich seit einiger Zeit, seit mehreren Wochen, auf Angriffe in mehrere Richtungen vor, insbesondere in Richtung Saporischschja“, teilte der ukrainische Armeesprecher Wladyslaw Woloschyn am Dienstag mit. Die russische Armee habe in den ukrainischen Sektoren Wremiwka, Guliapol und Robotyne ihre Truppen verstärkt.
Die russische Armee unternehme dort täglich Luft- und technische Aufklärung und versorge sich mit neuer Munition. Seit mehreren Wochen bereite sich der Feind zudem „auf den Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen vor“, fuhr Woloschyn fort. Der Sprecher machte keine Angaben zu der genauen Anzahl der in den betroffenen Gebieten stationierten russischen Soldaten. Er erklärte jedoch, kleine russische Verbände würden bereits mehrere Angriffe pro Tag ausführen.
Die ukrainischen Streitkräfte hätten ihre Verteidigung verstärkt und seien bereit, einen größeren Angriff abzuwehren, betonte Woloschyn. Im Sommer 2023 hatten die ukrainischen Streitkräfte eine Gegenoffensive zur Rückeroberung der Regionen Saporischschja und Cherson im Süden des Landes gestartet. Bislang konnten sie dabei jedoch keine nennenswerten Fortschritte erzielen. (afp)
Ukraine wirbt bei Kallas um Solidarität
Derweil ringt die Ukraine um weitere Militärhilfe ihrer Verbündeten. Verteidigungsminister Rustem Umjerow teilte im Kurznachrichtendienst X mit, er habe mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin weitere Schritte zur Stärkung der ukrainischen Streitkräfte besprochen. Es gehe darum, dass die Soldaten alles bekämen, was sie bis zum Ende des Jahres bräuchten. Details nannte er nicht.
Laut Austins Ministerium erörterten die beiden Politiker auch den Eintritt nordkoreanischer Soldaten in den Kampf gegen die Ukraine. Dies stelle „eine erhebliche Eskalation des unprovozierten russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine“ dar, hieß es. Austin habe die Zusage des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden bekräftigt, die Hilfen für die Ukraine aufzustocken.
Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha traf sich mit der designierten EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas in Brüssel, um mit ihr über die Lage an der Front, die dringendsten Verteidigungsbedürfnisse seines Landes und über die Folgen der US-Präsidentenwahl zu sprechen. Er sei überzeugt, dass die EU der Ukraine weiter starke Unterstützung leisten werde, sagte Sybiha.
Weil im Osten der Ukraine die russischen Truppen immer neue Ortschaften erobern und die ukrainischen Truppen zum Rückzug drängen, fordert die Führung in Kyjiw dringend mehr und weitreichende Waffen und eine insgesamt entschlossenere Hilfe. Die Militärführung in Kyjiw hatte die Lage im Donbass – im Osten der Ukraine – zuletzt als besonders schwierig bezeichnet. (rtr)
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