+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg ++: Mordverdächtiger im Fall Farion verhaftet
In der Ukraine wurde ein 18-jähriger Tatverdächtiger im Mordfall Iryna Farion festgenommen. Das belarussische TV zeigt den zum Tode verurteilten Deutschen.
EU gibt Erlöse aus Russland-Vermögen für Ukraine frei
Die EU gibt erstmals Zinserträge aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen für die Verteidigung und den Wiederaufbau der Ukraine frei. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte eine Überweisung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro an. (dpa)
Wieder Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur
Russland hat in der Nacht erneut die Energieinfrastruktur der Ukraine angegriffen. Die Luftabwehr habe 20 von 22 Angriffsdrohnen abgeschossen, teilt das ukrainische Militär mit. Die meisten Drohnen seien in den Regionen Cherson im Süden sowie Sumy, Schytomyr und Tschernihiw im Norden abgeschossen worden. Im Umkreis von Schytomir sei die Energieversorgung von Haushalten und Industrie zeitweise ausgefallen, am Morgen aber großteils wiederhergestellt worden. Die Reparaturarbeiten dauerten an. Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte hat Russland für den Angriff 22 Drohnen und mindestens eine Rakete vom Typ Iskander-M eingesetzt.
In Tschernihiw wurden den Behörden zufolge bei einem Angriff auf die Stadt Nischyn einige Infrastruktureinrichtungen und ein Wohnheim beschädigt. Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt. Seit dem Frühjahr hat Russland seine Luftangriffe auf den ukrainischen Energiesektor verstärkt, was in vielen Regionen zu Stromausfällen führte und die Ukraine zwang, größere Mengen Strom aus der EU zu importieren. (rtr/dpa)
18-Jähriger nach Ermordung ehemaliger Abgeordneten festgenommen
Nach der Ermordung einer ehemaligen ukrainischen Abgeordneten ist laut Staatschef Wolodymyr Selenskyj ein 18-Jähriger festgenommen worden. Er sei von Innenminister Ihor Klymenko über die jüngsten Entwicklungen im Fall der getöteten Iryna Farion unterrichtet worden, schrieb Selenskyj am Donnerstag im Onlinedienst Telegram. Die 60-jährige ehemalige Abgeordnete der ultranationalistischen Swoboda-Partei war am 19. Juli in der westukrainischen Stadt Lwiw erschossen worden.
Laut Innenminister Klymenko wurde der mutmaßliche Täter in der ostukrainischen Stadt Dnipro festgenommen. Es lägen „genügend Beweise“ dafür vor, dass dieser die Sprachwissenschaftlerin Farion erschossen habe, schrieb Klymenko auf Telegram und veröffentlichte dazu ein Foto, auf dem ein Mann mit nacktem Oberkörper und dem Gesicht nach unten in Handschellen gelegt wird.
Klymenko zufolge hatten die Ermittler den Fluchtweg des Verdächtigen zurückverfolgt und „etwa 100 Hektar Wald“ durchsucht. „Schließlich konnte der Verdächtige aufgespürt werden“, fügte er hinzu. Zur Vorbereitung der Tat habe der 18-Jährige „mindestens drei Wohnungen“ in Lwiw angemietet.
Aktuell deuteten die Ermittlungen darauf hin, dass der Schütze die Tat nur ausgeführt habe und dass es möglicherweise einen Auftraggeber gebe, erklärte der Innenminister weiter. Zusätzliche Informationen würden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Laut der Nachrichtenseite „Ukrainska Prawda“ war Farion erschossen worden, während sie auf ein Taxi wartete. Die 60-Jährige war eine bekannte Professorin am Institut für Geistes- und Sozialwissenschaften in Lwiw und galt als Verfechterin des Gebrauchs der ukrainischen Sprache anstelle des Russischen. Immer wieder trat sie auch im ukrainischen Fernsehen auf, zudem veröffentlichte sie eigene Videos auf der Onlineplattform Youtube.
Nach ihrer Ermordung sagte der ukrainische Innenminister Klymenko, als Hauptmotive für die Tat kämen Farions „öffentliche oder politische Tätigkeit, aber auch persönliche Abneigung“ in Frage. Am Montag war die 60-Jährige in Lwiw beigesetzt worden.(afp)
Ist zum Tode verurteilten Deutschen Lukaschenkos Geisel?
Das belarussische Staatsfernsehen veröffentlichte ein Interview mit einem zum Tode verurteilten Deutschen – und sendet damit eine Botschaft an den Westen. Ein in Belarus vor der Hinrichtung stehender Deutscher bat Machthaber Alexander Lukaschenko in einem vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlten Video um Gnade.
Er war den Behörden in Minsk zufolge unter anderem wegen Terrorismus im Auftrag des ukrainischen Geheimdienstes verurteilt worden. „Ich bekenne mich schuldig, definitiv“, sagte er. Teils waren die deutschen Aussagen klar zu hören zwischen der russischen Übersetzung.
Das autoritär geführte Belarus vollstreckt als letztes Land in Europa noch die Todesstrafe, und zwar durch Genickschuss. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte erklärt, dass der Fall bekannt sei. Der Mann werde konsularisch betreut. Die Todesstrafe sei eine grausame und unmenschliche Form der Bestrafung, die Deutschland unter allen Umständen ablehne, hieß es. Zu einem von Minsk vorgelegten Verhandlungsangebot äußerte sich das Amt aber nicht.
Der Verurteilte bat in dem offensichtlich von der belarussischen Führung lancierten Video unter Tränen darum, seine Tochter, seine Freundin und seinen Vater wiedersehen zu können. Das Außenministerium in Minsk hatte mitgeteilt, Berlin Vorschläge zur Lösung der Situation gemacht zu haben. Details dazu gab es nicht.
Spekuliert wurde, dass es das mit Russland verbündete Belarus auf einen Gefangenenaustausch abgesehen haben könnte. So ist Kremlchef Wladimir Putin an der Rückholung eines Russen interessiert, der in Deutschland wegen eines Mordes im Berliner Kleinen Tiergarten im Auftrag russischer Behörden verurteilt wurde. (dpa)
Selenskyj lobt ukrainische Rüstungsindustrie
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte die Fortschritte in der eigenen Rüstungswirtschaft. „Es ist sehr wichtig, dass ausländische Gelder endlich wirklich und sichtbar in der Rüstungsproduktion arbeiten, und das ist unsere große Errungenschaft“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Der Sektor werde inzwischen nicht mehr nur durch staatliche Investitionen gefördert, sondern ziehe auch Gelder von Partnern an. Als Beispiele nannte er den Bau von Raketen und Langstreckendrohnen.
So bereite die Ukraine Schritte vor, um die Reichweite der Drohnen noch zu vergrößern. Zuletzt waren ukrainische Drohnen unter anderem in der russischen Teilrepublik Tatarstan eingeschlagen. Tatarstan ist etwa 1.000 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. (dpa)
Grenzschutz verhindert Flucht von über 20 Männern
Doch trotz einzelner Erfolge der Ukraine mit Drohnen steht das Land an der Front nach wie vor unter Druck. Der Bedarf an neuen Rekruten ist hoch, doch viele junge Ukrainer versuchen sich dem zu entziehen: Der ukrainische Grenzschutz hat nun über zwei Dutzend wehrpflichtige Männer an der Flucht ins Ausland gehindert. Mitteilungen der Grenzschützer zufolge wurden elf Männer im Gebiet Winnyzja und weitere 15 im Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau aufgegriffen. Ein Teil der Männer wollte demnach in die von prorussischen Separatisten kontrollierte Region Transnistrien gelangen. (dpa)
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