+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Besuch unter Beschuss
In Odessa hörten Präsident Selenskyj und der griechische Ministerpräsident Mitsotakis Explosionen. Das Auswärtige Amt verschärft die Reisewarnung für Russland.
Russische Luftangriffe bei Besuch von Selenskyj in Odessa
Bei einem Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis in Odessa ist die Schwarzmeerstadt im Süden der Ukraine am Mittwoch von russischen Luftangriffen getroffen worden. Am Ende des Besuchs seien „das Geräusch von Luftalarm und Explosionen ganz in unserer Nähe“ zu hören gewesen, sagte Mitsotakis bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. „Wir hatten keine Zeit, uns in Sicherheit zu bringen.“
Die Angriffe erfolgten nach einem Besuch der beiden Politiker in dem für den ukrainischen Getreideexport wichtigen Schwarzmeerhafen. Vom Hafen Odessa aus wird ein Großteil der ukrainischen Getreideexporte verschifft. Die Reise von Mitsotakis nach Odessa war aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten worden worden.
Präsident Selenskyj habe ihm die Bemühungen seines Landes erläutert, „die ukrainische Seeroute wiederherzustellen und zu stärken“, sagte Mitsotakis. „Wir verstehen, dass dieser Krieg jeden betrifft (…) Er verschont niemanden“, sagte der griechische Regierungschef.
Selenskyjs Angaben zufolge gab es bei den erneuten russischen Angriffen auf Odessa „Tote und Verletzte“. Die russischen Streitkräfte „scheren sich nicht darum, wo sie zuschlagen“, sagte der ukrainische Staatschef.
Nach russischen Angaben wurde bei dem Angriff auf Odessa eine Seedrohnen-Anlage getroffen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte in Online-Netzwerken, es sei ein „Hangar in einem kommerziellen Hafengebiet von Odessa getroffen worden, in dem unbemannte Drohnen für den Kampfeinsatz durch die ukrainischen Streitkräfte vorbereitet“ worden seien.
Auch beim Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Odessa Ende Februar hatte es Luftalarm gegeben, die Ministerin musste Zuflucht in einem Luftschutzbunker suchen. Ihren Besuch in der südukrainischen Stadt Mykolajiw am nächsten Tag musste Baerbock wegen Luftalarms vorzeitig abbrechen.
Die Ukraine steht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs vor zwei Jahren unter russischen Beschuss. Kyjiw fordert von seinen westlichen Verbündeten mehr Unterstützung bei der Verstärkung ihrer Luftverteidigung. (afp)
Auswärtiges Amt rät „dringend“ von Russland-Reisen ab
Das Auswärtige Amt hat seine Reisehinweise für Russland verschärft und rät nun „dringend“ von Reisen dorthin ab. Die Änderung sei „aufgrund der sich weiter verschlechternden Lage einschließlich immer häufiger zu beobachtender willkürlicher Festnahmen“ vorgenommen worden, hieß es am Mittwoch aus dem Ministerium. Die Gefahr willkürlicher Festnahmen bestehe auch für deutsche Staatsangehörige und deutsch-russische Doppelstaatler, heißt es in den Reisehinweisen ausdrücklich. „Im Zusammenhang mit nicht genehmigten Kundgebungen und Demonstrationen kann es im ganzen Land zu massiven, zum Teil gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte kommen.“
Bisher hatte das Auswärtige Amt von Reisen nach Russland abgeraten, das Wort „dringend“ wurde am Mittwoch ergänzt. Für die an die Ukraine grenzenden Verwaltungsgebiete Belgorod, Kursk, Brjansk, Woronesch, Rostow und Krasnodar besteht seit der russischen Invasion in die Ukraine vor zwei Jahren eine Reisewarnung.
Insbesondere seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine geht die russische Regierung im eigenen Land hart gegen Kritiker und Andersdenkende vor. Allein in den vergangenen zweieinhalb Wochen wurden Hunderte Menschen festgenommen, die an Gedenkstätten Blumen für den im Straflager ums Leben gekommenen Kremlgegner Alexej Nawalny ablegen wollten. (dpa)
Britischer Außenminister trifft sich mit Baerbock
Der britische Außenminister David Cameron wird am Donnerstag zu einem Treffen mit seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock in Berlin erwartet. Beim zweiten deutsch-britischen Strategiedialog werden die beiden Außenminister die verstärkte Unterstützung der Ukraine und die Bemühungen um mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen erörtern. Das Treffen findet wenige Tage nach der Veröffentlichung eines abgehörten Online-Gesprächs hochrangiger deutscher Militärs über die Ukraine durch russische Medien statt, in dem auch Details über britische Operationen in dem Land genannt wurden. (rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste