+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Geländegewinne vor Bachmut
Die Ukraine hat bisher rund 130 Quadratkilometer entlang der südlichen Frontlinie zurückerobert. Deutschland will rund 4.000 Soldaten nach Litauen schicken.
EU stockt Mittel für Waffenlieferungen auf
Die EU-Staaten erhöhen ihre potenzielle militärische Unterstützung für die Ukraine. Die Außenministerinnen und Außenminister heben den Deckel des Fonds um 3,5 Milliarden auf jetzt mehr als zwölf Milliarden Euro an. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell betont, mit der Entscheidung werde gewährleistet, den Partnern konkrete militärische Hilfe zukommen zu lassen.
Der Fonds namens Europäische Friedensfazilität (EPF) wurde bereits 2021 neben dem regulären EU-Haushalt zur Unterstützung von Drittstaaten aufgelegt und dient mittlerweile vor allem der Hilfe für die Ukraine. (rtr)
Deutschland will rund 4.000 Soldaten nach Litauen schicken
Deutschland plant, rund 4000 Bundeswehr-Soldaten nach Litauen zu schicken, um die Ostflanke der Natozu stärken. „Deutschland ist bereit, dauerhaft eine robuste Brigade in Litauen zu stationieren“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius am Montag bei einem Besuch in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Voraussetzung sei die Schaffung der notwendigen Infrastruktur zur Unterbringung der Soldatinnen und Soldaten und Übungsmöglichkeiten. (dpa)
US-Botschaft kontaktiert Russland nach Söldner-Aufstand
Die US-Botschaft in Moskau hat sich einem Medienbericht zufolge nach der abgebrochenen Rebellion der Söldner-Gruppe Wagner an das russische Außenministerium gewandt, um die Sicherheitslage zu erörtern. Dies meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person. (rtr)
Ukraine meldet russische Angriffe in Region Saporischschja
Russische Truppen haben in der Region Saporischschja Angriffe mit unterschiedlichen Waffensystemen geführt. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs vom Montagmorgen wurden unter anderem mindestens sechs modifizierte Flugabwehrraketen vom Typ S-300 eingesetzt. Daneben seien seit Sonntag 33 Luftangriffe und 45 Angriffe aus Mehrfachraketenwerfern registriert worden. „Infolge der russischen Terroranschläge wurden Zivilisten verletzt und Wohnhäuser, Geschäfts- und Verwaltungsgebäude sowie Privatfahrzeuge beschädigt“, heißt es im Lagebericht. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Russische Truppen versuchten dem Generalstab zufolge in der Region südlich von Saporischschja den Vorstoß ukrainischer Einheiten zu stoppen und verlorene Stellungen zurückzuerobern. Dabei seien mindestens 30 Siedlungen von russischer Artillerie beschossen worden. (dpa)
Russlands Verteidigungsministerium zeigt Schoigu-Video
Nach dem Aufstand der Söldnergruppe Wagner am vergangenen Wochenende hat Russlands Regierung Aufnahmen von Verteidigungsminister Sergej Schoigu veröffentlicht. Das 47 Sekunden lange Video ohne Ton, das Schoigu etwa in Beratungen mit anderen Militärs zeigt, soll bei einem Besuch im Kampfgebiet in der Ukraine aufgenommen worden sein, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Der Minister habe dort einen der vorderen Kommandopunkte besucht, hieß es. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Es wurden keine Angaben gemacht, von wann die Aufnahmen stammen.
Von Schoigu hatte am Wochenende in der Öffentlichkeit jede Spur gefehlt, nachdem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin in der Nacht zum Samstag einen Aufstand begonnen hatte. Auch Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow äußerte sich in diesen chaotischen Stunden nicht. Sowohl gegen Schoigu als auch gegen Gerassimow hatte Prigoschin schwere Vorwürfe erhoben und ihre angeblichen militärischen Verfehlungen als Grund genannt, warum er seine Kämpfer auf Moskau marschieren lassen wollte. Nachdem Prigoschin seinen Aufstand am Samstagabend überraschend wieder für beendet erklärte, mehrten sich Spekulationen, ob es personelle Veränderungen in der russischen Militärführung geben werde. (dpa)
Knapp 67,5 Millionen Euro Hilfen aus Australien
Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese kündigt neue Hilfen im Wert von knapp 67,5 Millionen Euro (110 Millionen australische Dollar) für die Ukraine an. „Australien ist fest entschlossen, das Vorgehen Russlands zu verurteilen und zu bekämpfen und der Ukraine zum Sieg zu verhelfen“, sagt Albanese. Das Paket umfasse 70 Militärfahrzeuge, darunter 28 gepanzerte Fahrzeuge und 14 Sondereinsatzfahrzeuge. (rtr)
Ukrainisches Militär rückt auf Bachmut vor
Die ukrainischen Truppen haben am Sonntag eigenen Angaben zufolge bei Bachmut Geländegewinne erzielt. Im Vergleich zum Vortag seien die Streitkräfte 600 bis 1000 Meter in der Nähe der Stadt Bachmut vorgerückt, sagt der Sprecher des ukrainischen Militärkommandos Ost, Serhij Tscherewatji. (rtr)
Bislang 130 Quadratkilometer im Süden zurückerobert
Die Ukraine hat nach Angaben der Regierung seit Beginn der Gegenoffensive rund 130 Quadratkilometer entlang der südlichen Frontlinie von den russischen Streitkräften zurückerobert. In der vergangenen Woche habe sich die Lage im Süden allerdings nicht wesentlich verändert, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar dem staatlichen Rundfunk. Entlang der östlichen Frontlinie bei den Städten Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka habe es in der vergangenen Woche etwa 250 Gefechte gegeben. (rtr)
Biden und Selenskyj sprechen über Langstreckenwaffen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtet von einem Telefonat mit seinem US-Kollegen Joe Biden. Themen seien unter anderem die Ereignisse in Russland sowie eine vertiefte militärische Zusammenarbeit mit einem Schwerpunkt auf Waffen mit längerer Reichweite gewesen. Zudem habe er mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda und dem kanadischen Ministerpräsidenten Justin Trudeau telefoniert, erklärt Selenskyj weiter.
Die Welt müsse „Druck auf Russland ausüben, bis die internationale Ordnung wieder hergestellt ist“, sagte Selenskyj. Seinen Angaben zufolge ging es in dem Telefonat auch um den bevorstehenden Nato-Gipfel in Vilnius im kommenden Monat. Das Weiße Haus in Washington bestätigte das Gespräch „über die jüngsten Ereignisse in Russland“ in einer Mitteilung. (afp/rtr)
17.000 ukrainische Freiwillige ausgebildet
Mehr als 17.000 ukrainische Rekruten sind in den vergangenen zwölf Monaten von Großbritannien und anderen Verbündeten für den Kampf gegen die russische Invasion ausgebildet worden. Die Rekruten hätten alle ein „strapaziöses“ fünfwöchiges Programm durchlaufen, das sie „von Zivilisten zu Soldaten“ gemacht habe, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
Großbritannien hatte die Initiative für ukrainische Freiwillige im Juni vergangenen Jahres zusammen mit neun Partnerländern gestartet: Kanada, Australien, Neuseeland, Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark, Litauen und den Niederlanden. Das Trainingsprogramm mit dem Namen „Operation Interflex“ brachte den Rekruten, die wenig bis gar keine militärischen Vorkenntnisse aufwiesen, unterschiedliche Kenntnisse bei, darunter den Umgang mit Waffen, erste Hilfe auf dem Schlachtfeld und Patrouillentechnik.
Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace würdigte „die Entschlossenheit und Zähigkeit der ukrainischen Rekruten, die auf britischem Boden ankommen, um neben britischen und internationalen Truppen das Kämpfen zu trainieren“. Großbritannien und seine internationalen Partner würden auch weiterhin „diese wichtige Unterstützung“ leisten, „um der Ukraine bei der Verteidigung gegen die russische Aggression zu helfen“, bekräftigte er. Großbritannien hatte zunächst angekündigt, bis zu 10.000 ukrainische Soldaten zu trainieren. Das Programm wurde verlängert, bis 2024 sollen nun rund 30.000 Rekruten ausgebildet werden. (afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin