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Krieg in der Ukraine Aus nächster Nähe berichten

Dank unseres großen Netzwerks und der Arbeit der taz Panter Stiftung gelingt uns eine engagierte Ukraine-Berichterstattung.

Zerstörte Brücke über den Fluss Siwerskyj Donez picture alliance/dpa/AP | Evgeniy Maloletka

Von GABY COLDEWEY

taz Info, 09.01.2023 | Wolodimir Selenski, der ukrainische Präsident, sagte kurz vor dem russischen Angriff in einer Rede: „Das ukrainische Volk will Frieden.“ Die taz veröffentlichte einen Auszug daraus am 25. Februar 2022. Seitdem vergeht kein Tag, an dem wir in der taz nicht in der ein oder anderen Weise über diesen Krieg berichten.

Auf der Seite zwei unserer Zeitung gibt es an fünf Tagen pro Woche Berichte aus und über die Ukraine, über die Kriegsfolgen im Land, die Sanktionen gegen Russland und die wirtschaftlichen Folgen weltweit.

taz-Redakteur*innen begleiteten Geflüchtete an der Grenze, auf dem Weg nach Berlin und in ihrem neuen Leben in Deutschland. Unsere Kor­re­spon­den­t*in­nen schreiben über Waffenlieferungen in die und Getreidetransporte aus der Ukraine.

Großes Netzwerk von freien Jour­na­lis­t*in­nen

Aber auch zahlreiche freie Au­to­r*in­nen aus der Ukraine schreiben jetzt für die taz. Das ist kein Zufall und nicht selbstverständlich.

Barbara Oertel, taz-Redakteurin seit 1995 und kundige Osteuropa-Kennerin, hatte bereits 2011 den ersten Osteuropa-Workshop für die taz Panter Stiftung organisiert.

Seitdem haben mehrere hundert junge Jour­na­lis­t*in­nen aus fast allen postsowjetischen Staaten an diesen Workshops teilgenommen. Auf dieses große Netzwerk von freien Jour­na­lis­t*in­nen konnte die taz jetzt zurückgreifen.

Menschenleere Orte ohne Strom und Heizung

Als der Ukraine-Korrespondent Bernhard Clasen im März 2022 aus Kyjiw fliehen musste, hatte sich schon die ehemalige Panter-Stipendiatin Anastasia Magasowa, die mittlerweile in Berlin studierte, auf den Weg in ihre ukrainische Heimat gemacht. Bis zu Clasens Rückkehr im Sommer berichtete sie aus der gesamten Ukraine.

Aus dem ostukrainischen Charkiw schrieb Panter-Stipendiat Juri Larin. „Zwei Tage anstehen für Suppe“ hieß sein erster Text aus der bombardierten Stadt, Mitte März. Er schrieb über russische Foltergefängnisse, Massengräber für Zi­vi­lis­t*in­nen und fast menschenleere Orte ohne Strom und Heizung.

Aber auch über die Pride, die in Charkiw im Herbst wegen der Raketenangriffe zum Teil in der Metro stattfinden musste.

Erfolgreiches Treffen ukrainischer und russischer Jour­na­lis­t*in­nen in Berlin

Zahlreiche weitere ehemalige Workshop-Teilnehmer*innen sind Au­to­r*in­nen der Kolumne „Krieg und Frieden – Ein Tagebuch“, die Tigran Petrosyan betreut und von dem bislang hundert Folgen erschienen sind, zweisprachig russisch-deutsch.

14 von ihnen lud die Panter Stiftung im November nach Berlin ein. Erstmals seit Kriegsbeginn trafen hier ukrainische Jour­na­lis­t*in­nen auf ihre russischen Kolleg*innen. Es hätte schief gehen können. Aber es wurde ein voller Erfolg. Weitere Workshops sind angedacht. Die Texte, die während der Woche in Berlin entstanden, erschienen als achtseitige Sonderbeilage gleich im Anschluss.

Ehemalige Panter-Stipendiat*innen berichten für die taz auch aus Belarus, Georgien und dem Exil, wo auch immer es aktuell liegt. Im Mai, zum Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, veröffentlichten wir eine achtseitige Sonderbeilage mit Texten der in Russland mittlerweile verbotenen russischen Oppositionszeitung Novaya Gazeta Europe.

Über 300 Berichte, Reportagen, Interviews und Kolumnen

Ukrainische Lo­kal­jour­na­lis­t*in­nen berichteten u.a. über die grausamen ersten Kriegswochen in Mariupol, über die Situation in der besetzten Ostukraine und über die Befreiung der Stadt Cherson. Ehemalige Panter-Stipendiat*innen schreiben für die taz auch aus Belarus, Georgien und dem Exil im Baltikum und dem Kaukasus.

Mehr als 300 Berichte, Reportagen, Interviews und Kolumnen haben Barbara Oertel und Gaby Coldewey für die taz mittlerweile aus dem Russischen übersetzt. Und in Moskau hat die taz mit Inna Hartwich nach wie vor eine deutschsprachige Korrespondentin.

Wir wissen: Auf diese Kol­le­g*in­nen können wir journalistisch bauen, jetzt und in Zukunft. Wir danken ihnen sehr!

Gaby Coldewey, Jahrgang 1969, ist u.a. als Assistentin des Auslandsressorts seit 2009 Mitarbeiterin der taz. Die studierte Slawistin hat während eines Auslandssemesters in Odessa auch etwas Ukrainisch gelernt.