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Ge­schäfts­füh­re­r*in­nen­ana­ly­se Wir zählen auf Sie, solidarisch

Moderate Abopreiserhöhungen ab dem 1. März dienen weiter unserer journalistischen Qualität.

Foto: Infotext

Von ALINE LÜLLMANN und ANDREAS MARGGRAF

18.02.22 | Seit Jahren beschreiben wir unserer Leser*innschaft immer wieder, wie die Krise der papiernen Tageszeitungen auf uns einwirkt. Also mit welchen Problemen wir bei Druck und Vertrieb unserer kleinen, doch gewichtigen Tageszeitung zu kämpfen haben. Klassisch bringen wir Ihnen mithilfe von vielen Druckereimitarbeitenden, Speditionsfahrer*innen und Träger*innen über Nacht unsere Zeitung in Ihre Briefkästen.

Inzwischen ist die Entwicklung so weit vorangeschritten, dass sogar Personen, die in ihren Leben mit der Verlagsbranche nichts zu schaffen haben, von Altpapiermangel und deren Auswirkungen auf die Papierpreise gehört und sich mit den Konsequenzen des steigenden Mindestlohns für Vertriebskosten beschäftigt haben.

Klar, die Erhöhung des Mindestlohns finden wir gut – aber sie stellt uns vor große Herausforderungen. Die Auflagen der täglich gedruckten Zeitungen sinken weiter, bei allen; die Verteilung der weniger werdenden Exemplare wird komplizierter und kostspieliger.

Kosten für Vertrieb steigen um 8 bis 16 Prozent

Wir stellen fest: Am Rande der Landkarte von Deutschland bröckelt es. Orte wie zum Beispiel Wilhelmshaven oder Cottbus können mit vertretbarem finanziellem Aufwand nur noch per Post zugestellt werden. Die Kosten für die Verteilung der Auflage werden, das ist logisch, auf weniger Abonnent*innen verteilt.

Der Kostenfaktor Vertrieb bekommt durch die Erhöhung des Lohns für die Zusteller*innen immer mehr Gewicht und lässt den Anteil der Kosten für den Vertrieb weiter steigen. Für 2022 rechnen wir mit einem Wachsen der Kosten von 8 bis 16 Prozent bei den Speditionen, die die Zeitungspacken transportieren.

Außerdem steigt der Papierpreis deutlich. Die Prognosen und Verträge für dieses Jahr werden wegen der unsicheren Kostenlage nur pro Quartal gemacht. Was wir sehen können, ist, dass die Kosten für eine Tonne Papier von 420 Euro (2021) schon jetzt auf 700 Euro gestiegen sind – also eine Kostensteigerung um fast 70 Prozent.

Wir müssen Kosten weitergeben

Die Erhöhung dieser Kosten schlagen sich im Ertrag der Produkte nieder. Produkte mit einem großen Printanteil (wie etwa das tägliche, gedruckte Abo) werden dadurch für die taz unwirtschaftlicher, als solche mit einem niedrigen Printanteil (wie das Kombiabo aus gedruckter Wochenendausgabe und täglicher Digitalausgabe).

Da wir mit den Erträgen in erster Linie die Redaktion und die Produktion der täglichen Zeitung bezahlen müssen, sind wir nun gehalten, die gewachsenen Kosten bei Druck und Vertrieb auch an unsere Abonnent*innen weiterzugeben, damit die sowieso niedrigen taz-Gehälter trotz der Preissteigerungen auch in diesem Jahr etwas steigen können.

Bei der Erhöhung der Bezugspreise achten wir aber gemäß unseres Solidarprinzips darauf, dass die Belastung bei den ermäßigten Preisen weniger stark ist als beim Standardpreis und dem Politischen Preis. Auch steigen die Preise für das rein digitale Abo weniger stark.

Das Vertrauen in Zeitungen und Medienmarken steigt

So erhöhen wir auch in diesem Jahr – ebenso wie andere Zeitungen – die Preise für unsere Abos. Der monatliche Bezugspreis für das tägliche Print-Abo steigt in der Preiskategorie Standard und Politisch um jeweils 3 Euro auf 59,90 Euro bzw. 71,90 Euro. Beim ermäßigten Preis um 2 Euro auf 39,80 Euro.

Der Preis für das gedruckte Wochenendabo steigt in den Kategorien Standard und Politisch um 1,40 Euro auf 29,90 Euro und 35,90 Euro. Der ermäßigte Preis erhöht sich um einen Euro auf 19,90 Euro. Dieselben Preise gelten für das tägliche ePaper-Abo.

Das Vertrauen in Zeitungen und Medienmarken steigt, aber ihre Finanzierung wird immer schwieriger, da bei Fortschreibung der Entwicklung von sinkenden Auflagen und steigenden Druck- und Vertriebskosten absehbar ein zu geringer Ertrag übrig bleibt, um die für die guten publizistischen Angebote notwendigen Redakteur*innen und Verlagsmitarbeitenden zu finanzieren.

Welche Zukunft haben Zeitungen als Informations- und Debattenmedien?

Wir befinden uns in einer Situation des Umbruchs, in der neu sortiert werden muss, was Ihnen, den Leser*innen, Zeitungen wert sind und wie diese als Informations- und Debattenmedien für die Lebendigkeit einer demokratischen Gesellschaft gesichert werden können.

Noch ist die täglich gedruckte Zeitung eine Basis, auf die wir nicht verzichten können, immerhin macht sie noch 49 Prozent unseres Ertrages aus Abos und den Spenden aus unserem freiwilligen Bezahlmodell taz zahl ich aus. Eine Reduzierung unseres redaktionellen Angebots können und dürfen wir uns journalistisch nicht leisten.

Andere Verlage erzielen bei ihren Online-Zeitungsangeboten inzwischen einen Anteil von bis zu 70 Prozent durch Werbung. Allerdings ist dieses „Verhältnis“ wenig krisensicher, wie wir aus Erfahrung nur zu gut wissen. Der Rückgang der Anzeigenerlöse – bei überregionalen Zeitungen im Jahr 2020 um 12 Prozent –, der bei anderen Zeitungen zu Entlassungen und Kurzarbeit geführt hat, hat uns als taz glücklicherweise nicht getroffen.

Solidarisch auf alle Schultern verteilt

Wir waren und bleiben in erster Linie leser*innenfinanziert. Deswegen sind es aber auch unsere Leser*innen, an die wir die Druck- und Vertriebskosten weiterzugeben haben – solidarisch auf alle Schultern verteilt.

Aber die taz wäre nicht die taz, wenn sie diese Probleme nicht auch als Chance wahrnehmen würde. Die schrittweise Umstellung auf einen immer größeren Anteil an Digital- und Kombiabos ermöglicht es uns, uns von dem strukturellen Nachteil zu lösen, den die taz als Zeitung mit der Auflage einer kleinen Lokalzeitung, aber einer publizistischen Bedeutung, die mit den anderen großen überregionalen Zeitungen mithalten kann, hat.

Wenn unsere Abopreise und die Erträge daraus zunehmend für die Leistungen der Redaktion zur Verfügung stehen, können wir weiter besonders an unseren publizistischen Stärken arbeiten. Wie immer wissen wir, dass wir dabei auf Sie zählen können.

Aline Lüllmann und Andreas Marggraf, die beiden verlegerischen Köpfe der der taz, schreiben künftig regelmäßig - im Wechsel - auf der Aus der taz-Seite in der taz am Wochenende ihre Rubrik „Geschäftsführer*innenanalyse“.