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22.06.2021 , 10:24 Uhr
Die Linke ist für mich das soziale Gewissen der Gesellschaft. Wer meint, der Sozialismus habe seine historische Mission erfüllt, der irrt. Denn die Mission ist nur so lange erfüllt, als der Sozialismus existiert. Stellen wir uns einmal vor, sozialistische Gedanken und Parteien würden mit einem Schlag wegfallen. Orkanartig würden kapitalistische Megastrukturen über die Gesellschaft hereinbrechen. Unsere pluralistische Gesellschaft, die einen großen Reiz unserer Lebensqualität ausmacht, braucht ein pluralistisches Abbild in den ideologischen und politischen Strukturen. Die demokratische Gefahr liegt nicht in der Kleinheit einer Partei, sondern in der Übergröße. Sobald eine Partei die Möglichkeit erhält, alles zu dominieren, wird es ungemütlich. Natürlich ist auch die Vorstellung unerträglich, die Linke würde mit einem Schlag die deutsche politische Landschaft beherrschen. Denn große Macht verschiebt die ursprünglich für den Menschen gedachte Ideologie zu Gunsten der Machterhaltungsideologie. Mein Resümee: Kleinparteien sind ganz besonders wichtig zum Aufzeigen gesellschaftlicher Nischenprobleme, mit denen sich die größeren Parteien wegen zu geringer politischer Effekte oder weil man manchmal an einem Auge blind ist nicht aus eigenem Antrieb auseinandersetzen.
zum Beitrag07.05.2021 , 20:41 Uhr
Vorausschicken möchte ich, dass ich die Coronamaßnahmen der Regierung so genau wie möglich einhalte. Ich sehe die Restriktionen als notwendig für die Eindämmung der Pandemie. Aber es ist ein Armutszeugnis für die Gesellschaft, abweichende Meinungen nicht zu tolerieren. Mit einer narzißtischen Selbstverherrlichung der eigenen Sichtweise wird gegen Meinungen vorgegangen, die dem „wahren“ Weltbild nicht entsprechen. Diese dogmatische Grundhaltung ist der erste Schritt der Kriminalisierung abweichenden Denkens. Andersdenkende werden bereits diskriminiert, verlieren Aufträge, werden gesellschaftlich isoliert. Geschichtsbewussten Menschen kommt diese Entwicklung leider sehr bekannt vor. Wahrscheinlich besteht bei manchen die Sorge, vom Mainstream abweichende Meinungen könnten sich in antidemokratische Bewegungen entwickeln. Dabei wird der tiefer liegende Grund manch allgemeiner Unzufriedenheit jedoch nicht beachtet. Es gibt in Deutschland nach wie vor nicht nur Armut, sondern auch Unterschiede in der Wahrnehmung von Gerechtigkeit, sowohl in gesellschaftlicher als auch in finanzieller Hinsicht. Die Politik des letzten Jahrzehnts war aus meiner Sicht vor allem geprägt von europapolitischen Perspektiven, was durchaus richtig, aber für Deutschland zu wenig ist. Wenn Menschen den Eindruck haben, irgendwie auf der Strecke zu bleiben oder zu kurz zu kommen oder sich mit solchen Personen solidarisieren, ist der Nährboden der Radikalisierung gegeben. Eine neue Politik müsste die Menschen wieder mehr erreichen wollen und dort abholen, wo sie gerade stehen. Ausgrenzen radikalisiert beide Seiten. Die Regierung müsste immer überlegen, wie viel Belastungen zugemutet werden können, nicht nur bezüglich Corona, sondern betreffend alle Schwerpunktthemen der letzten Jahre.
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