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11.01.2018 , 16:51 Uhr
So ein himmelsschreiender Quatsch! Bei den Independistas gibt es ein breites antikapitalistisches Bündnis, daneben eine seit 80 Jahren bestehende Sozialistenpartei sowie durch und durch korrupte Rechtskonservative, die alle miteinander noch nie die Mehrheit der Stimmen erreicht haben, sondern nur dank eines im Grunde undemokratischen Wahlgesetzes die knappe parlamentarische Mehrheit. Was die Ambitionen der Independistas mit Monaco oder den Bahamas zu tun haben, solltest Du mal erklären. Die Faschos stehen eher auf der anderen Seite.
zum Beitrag11.01.2018 , 13:28 Uhr
Was die skandalöse Korruption angeht, so steht die PDCat Puigdemonts der PP Rajoys in nichts nach. Durch die fatale Zuspitzung auf Unabhängigkeit versus gesamtspanische Integrität lenken sie beide sehr erfolgreich von ihren eigenen Schandtaten ab. Doch man solte nicht vergessen, dass die Independistas in Euzkadi und Catalunya traditionell ein Teil des linken, demokratischen Spektrums waren gegen den autoritären Zentralismus. Und sie sind bis heute absolut gewaltfrei, proeuropäisch etc. Was mich jedoch stört, ist dass Europa weit immer die reichsten Regionen nach Unabhängigkeit streben, schlicht weil sie den Kuchen mit den ärmeren Landstrichen nicht teilen wollen. Und die Katalanen sind schon sprichwörtliche Geizkragen und Knauserer, denen so vieles Spanische unendlich fremd ist...
zum Beitrag11.01.2018 , 11:58 Uhr
Ich gebe dem Autor Recht, dass die Anwürfe völlig überzogen sind. Doch dass überhaupt keine Delikte vorliegen, die massiv gegen die spanische Verfassung und das katalanische Autonomiestatut verstoßen, scheint mir schwer zu halten. Ein illegales Referendum abzuhalten mit der Ankündigung, 2 Tage später den Unabhängigkeitsprozess einzuleiten, kann sich keine Madrider Regierung bieten lassen. Das wurde auch in Brüssel eindeutig anerkannt und die Independistas bekamen keinerlei internationalen Rückhalt. Doch gegenwärtig besteht das Hauptproblem darin, dass mit Rajoy und Puigdemont zwei verbohrte Sturköpfe aufeinandertreffen, die sich andererseits gegenseitig innenpolitisch sehr nützlich sind. Ein eindeutiges Bekenntnis zur geltenden Verfassung seitens der Inhaftierten wie Exilierten und die darauf folgende Freilassung der Gefangenen wären ein Schritt zur Entspannung. Doch da hat auch die (nur formell) unabhängige Justiz noch ein Wörtchen mitzureden. Ein elendes Labyrinth und niemand sucht noch findet den roten Faden zum Ausgang...
zum Beitrag09.09.2017 , 09:48 Uhr
Bravo Jan, so viel unerschrockene Klarsicht wünsche ich mir von der taz öfters!
zum Beitrag16.08.2017 , 07:34 Uhr
Wann titelt die taz endlich:
"150000 Mio. Staatsknete als verdeckte Wahlhilfe für Merkel"
zum Beitrag16.08.2017 , 06:37 Uhr
"Niemand braucht Air Berlin", titelt heute die SZ. Ein seit Jahren überfälliges Geschäftsmodell geht nun endlich zu Bruch. Die Erben stehen schon in den Startlöchern. 150000 Mio. Übergangskredit sind keine Kleinigkeit. Sie sollen den gestrandeten Mallorca-Urlaubern helfen, geregelt in die Heimat zurückzukehren. Doch dieses schöne Wetter am deutschen Luftfahrtshimmel hilft vor allem Angela Merkel, jedes Schlechtwetterwölkchen von ihrem Wohlfühlwahlkampf fernzuhalten. Bis November werden die Karten neu gemischt.
zum Beitrag16.08.2017 , 06:16 Uhr
Oh my god, was für ein Chaos, jeder ist des Nächsten erster Feind! Der bunt zusammen gewürfelte UN-Haufen dürfte als Ordnungsfaktor bald nicht mehr reichen. Da müssen wohl bald wieder französische Paras ran, mit robustem Mandat, versteht sich, und langjähriger Erfahrung mit solchen Interventionen im ehemals französischen Westafrika - Neokolonialismus hin oder her, doch immer noch besser als ein sich langsam eskalierender Völkermord!
zum Beitrag27.07.2017 , 09:00 Uhr
oh Mann! Hier geht es um Fruchtbarkeit und Potenz, die für die Reproduktion der Gesesellschaft notwendig sind. Das Ritual ist allerdings etwas älter als das Mittelalter, was an seiner Aktualität nix ändert. Ich habe mich 20 Jahre im spanischen Hinterland bewegt und weiß, wovon ich rede...
zum Beitrag27.07.2017 , 07:42 Uhr
Die Kritik am Stierkampf mit Grausamkeit beim Vollzug des Opfers zu betreiben, scheint mir total verfehlt. Die wirkliche Achillesferse des Stierkults ist das Gesellschaftsmodell, in das er die Zuschauer hineinsozialisiert, das in hohem Maße grausam ist. Doch auch dabei ist höchste Vorsicht geboten. "Der Stierkampf ist die ständige Legitimation der Notwendigkeit eines gewaltsamen Aktes, um die unbestrittenme Keimzelle der Gesellschaft zu begründen: die traditionelle Familie... Der Tod des Stieres, die Eheschließung für den Mann ist ein ´freiwilliger´ Verzicht auf seine individuelle Freiheit und ein Opfer im Dienste und zum Heil der Gemeinschaft, ein zutiefst tragischer Akt, der von allen Beteiligten so gefühlt wird, den niemand wirklich will, der aber trotzdem vollzogen werden muss."(d.Autor: Der Stierkampf zwischen Christusopfer und Jungfrauenkult). Die alljährlichen Fiestas mit dem Stiertreiben und Töten im Zentrum in Tausenden spanischer Dörfer sind Feste des einfachen Volkes, die nicht nur das Gewaltmonopol beanspruchen, bei denen tumultartig die Straßen besetzt werden und die Honoratioren aus dem Amt gejagt werden, mit zwischenmenschlichen Beziehungen, die sämtliche Katagorien der herrschenden Ordnung über den Haufen werfen. Staat unmd Kirche waren seit jeher entsetzt über den subversiven Charakter der Volksfeste. "Die Stierkulte gehören zu einer Religion des einfachen Volkes, in der der kleine Mann vergöttlicht wird. Eine Religion der Erde, nicht des Himmels. Heute geht der Kampf dagegen in die gleiche Richtung: es ist ein Zerstörungsprozess der alten Religion der Mutter und ihres Sohnes, des Hauses, der überschaubaren Gemeinschaft. Dabei soll auch den niederen Volksklassen, die sicham stärksten dieser Ordnung widersetzen, ein geschlossenes Modell von Ordnung und Macht aufgezwungen werden, das auf nichts weiter hinausläuft als das Patriarchat. Das radikal Weibliche bedeutet Aufstand. Das Reich der Mutter ist der Antipode des Staates." (Manuel Delgado)
zum Beitrag26.07.2017 , 14:43 Uhr
Eine gute Frage. Wir bewegen uns hier im Rahmen eines ´cultus´, bei dem der Stier ewig lebt, auch wenn einzelne Exemplare immer wieder dran glauben müssen. Mit dem Schicksal des Stieres wird dem spanischen Mann von frühester Kindheit - denn Kinder stellen die Hälfte des Publikums auf den 6000 Patronalfesten, in deren Zentrum der Stierkampf steht - sein gesellschaftliches Los in einer semimatriarchalen Gesellschaft vor Augen geführt. Nicht zufällig wird das rote Tuch des Toreros als Symbol des weiblichen Hymens im Volksmund als ´engano´= Betrug bezeichnet. Und die Stierhoden werden nach dem Kampf feinsäuberlich als Hostien zurechtgeschnitten und von den Jungfrauen ihren Angebeteten zubereitet. So soll die gesellschaftlich gefährliche freie Sexualität des Junggesellen in die Ehe hinein domestiert werden, wobei die Potenz ein hohes Gut bleibt... Es gäbe noch so viel Spannebndes dazu zu sagen!
zum Beitrag26.07.2017 , 14:05 Uhr
Offenbar nicht. Der bereits 1986 erschienene spanische Titel ist "De la muerte de un Dios", womit freilich der Stiergott gemeint ist, der in der Volkskultur auch oft mit Christus assoziiert wird, etwa im andalusischen Toro-Cristo, mit dem am Ostersonntag die Stierkampfsaison eröffnet wird. Der Unschuldigste, Potenteste wird auf dem Höhepunkt seiner Kraft geopfert... Und mit Grausamkeit hat Stierkampf wenig zu tun. Ein Kampfstier lebt jahrelang in Freiheit und irgendwann schlägt die Stunde seiner Opferung im Rahmen eines strengen spirituellen Rituals unter dem Mitgefühl von Tausenden. Davon kann jedes Schlachtvieh nur träumen! Ole!, das ist eine Verballhornung von Allah!
zum Beitrag26.07.2017 , 07:26 Uhr
Bei so viel geballter Unwissenheit und Selbstgerechtigkeit bleibt mir als ehemaligem taz-Spanienkorrespondenten nur noch die Spucke weg! Ich brauche keine Rückenstärkung durch Herrn Rajoy, um im Stierkampf einen archaischen Kult zu sehen. Mit Macho-Gehabe hat er so gut wie gar nix zu tun. Frau Pola sollte mir mal erklären, warum jede Arena der Gottesmutter geweiht ist, der Torero mit allen Attributen einer Frau in ihrem Dienste auftritt und mit dem Stier symbolisch gerade der hyperpotente Jungmann getötet, sprich für die Ehe domestiziert wird, um dem iberischen Semimatriarchat den Bestand zu sichern. Wer mehr am Stierkult interessiert ist, dem sei das Buch von Manuel Delgado Ruiz empfohlen "Vom Tod eines Gottes".
zum Beitrag04.03.2016 , 10:18 Uhr
Interessantes Thema. Jeder Verrat will in erster Linie einem selbst etwas verraten. Dabei wurde die christologisch vollkommen korrekte These "Ohne Judas, kein Christus" anfangs wohl von keinem eindeutig vertreten. Judas wollte wohl Jesus mit seinem Kuss zur Selbstoffenbarung als Messias zwingen und damit das Paradies auf Erden einleiten. Jesus kämpft in Gethsemane bis zum Schluss gegen diesen von seinem Vater für ihn vorgesehenen, bitteren Kelch, fühlt sich noch am Kreuz von seinem Himmlischen Vater verlassen, bevor er Momente vor seinem Tod seinen Geist in dessen Hände legt - und erst damit zum Christus wird. Wer konnte diese verschlungenen göttlichen Hirnwindungen voraussehen, wer diesen Ablauf als Akt göttlicher Liebe für seinen Sohn und für das Heil der Menschheit begreifen? Die Kirche hat das bis heute nicht geschafft, indem sie Judas voller Abscheu als Verräter brandmarkt. Von da ist es nicht mehr weit, die Juden generell als Christusmörder zu verdammen. Was verrät uns das über die Kirche, über uns?
zum Beitrag04.03.2016 , 09:28 Uhr
Wir hier in Europa sind meines Erachtens zu stark fokussiert auf die nur scheinbare Auseinandersetzung von Demokraten und Republikanern. Es sollte uns zumindest zu denken geben, dass viele Anhänger von Sanders ihre Absicht äußerten für den Fall, dass Wallstreet-Hillary die demokratischen Vorwahlen gewinnt, ihre Stimme für den von den üblichen Milliarden unabhängigen Anti-Establishment-Polterer Trump abzugeben. Die Grenze zwischen oben und unten geht quer durch beide Parteien und ist voller Grauzonen!
zum Beitrag16.10.2014 , 05:40 Uhr
Danke, Jürgen, für diese hellsichtige Analyse, die ähnlich auch jüngst aus der Feder Joschka Fischers in der ZEIT zu lesen war. Es ist ein ewiger Jammer, dass solche strategischen Köpfe aus der Führungsetage der Grünen verschwunden sind...
zum Beitrag22.09.2014 , 16:54 Uhr
Danke Bernt, für den langen informativen Riemen. Nur eine wichtige Info hast du vergessen: der damalige Aufruf "Waffen für Salvador" wurde vom damaligen Lateinamerika-Redakteur zusammen mit dem Salvador-Komitee vorbei an der gesamten restlichen Auslandsredaktion, der ich damals noch angehörte, in die Zeitung geputscht. Ich schrieb damals auf der letzten Seite dieser Ausgabe einen geharnischten Gegenartikel, in dem zur Unterstützung der Friedensbewegung in den USA aufgerufen wurde.
zum Beitrag29.06.2014 , 07:58 Uhr
Warum schreibt der nicht für die taz? Solch freien Geistern eine freie Tribüne zu bieten, war ursprünglich das Anliegen der taz, die 1979/80 in kurzer Zeit die dt. Presselandschaft auf den Kopf stellte. Heute hat die etablierte Presse längst von dieser Philosophie gelernt und damals neuartige Optiken wie Öko, Frauen, Dritte und Vierte Welt in ihr Repertoire integriert. Wofür ist die TAZ heute noch gut? ...Solchen Leuten ein Forum zu bieten!
Ein taz-Mitbegründer
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