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07.09.2020 , 12:36 Uhr
Ich bin das abgehobene und pausalisierende Theoretisieren sooooo leid! Wer von Ihnen allen hat denn eine über 20-jährige Erfahrung in Sachen Kindererziehung und dazu die jahrelange Begleitung von problembeladenen Migrantenfamilien vorzuweisen? Wer von Ihnen hatte darüberhinaus je mit Analphabeten in anderen Ländern, in denen diese auch noch die Mehrheit der Gesellschaft stellen, wie beispielsweise in Südasien, längerfristig zu tun? Können Sie von sich behaupten, die Lebensbedingungen in den zahllosen Herkunftsländern zu kennen, undzwar nicht nur vom gediegenen Hotel aus? Ehrlicherweise sollten Sie sich eingestehen, dass Sie in einer bildungsbeflissenen, mitteleuropäischen Blase leben und sich absolut nicht in die Gedankengänge von Menschen mit einem vormodernen Erfahrungshorizont hineindenken können. Das ist aussichtslos. Ein indischer Schulleiter auf dem platten Land erzählte mir, dass regelmäßig Väter empört bei ihm auflaufen und fragen, warum ihr Kind drei Wochen nach der Einschulung noch nicht lesen und schreiben kann? Sie bezahlten doch schließlich dafür! Was machen sie mit Vätern und Müttern, die überhaupt keine Erfahrung mit formaler Schulbildung besitzen und über keine der in der westlichen Welt zwingend erforderlichen Kulturtechniken verfügen? Vor diesem Problem stehen zahllose Lehrer in den sogenannten Dritte-Welt-Staaten, die nicht die Kinder der Elite des Landes beschulen, sondern jene, die als erste Generation überhaupt mit Schulbildung in Berührung kommen. In Indien gibt es ca. 600 Millionen Analphabeten. Bei solch grassiendem Bildungsmangel ist die Sprachbildung echt ein sekundäres Problem. Mein sympatischer türkischer Nachbar sagte mir vor 22 Jahren, als ich einen Deutschkurs für Frauen anbot, dass seine Frau nicht einmal die türkischen Nachrichten versteht, weil sie nie in der Schule war. Was können sie von Müttern mit dem Bildungsstand einer mitteleuropäischen 10-Jährigen erwarten? Welche Orientierung können diese ihren Kindern geben?
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