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09.10.2024 , 11:35 Uhr
Schöner Text, vielen Dank dafür an Autor und taz. Hab ihn am Handy gelesen.
zum Beitrag28.05.2024 , 02:14 Uhr
Bester Beitrag zu der Sache. Herzlichen Dank für den Text.
zum Beitrag22.05.2024 , 19:32 Uhr
Gari Kasparow stammt aus Baku. "Der Zauberer von Riga" war Michail Tal, Weltmeister von 1960.
zum Beitrag22.05.2024 , 10:32 Uhr
Ihr Vorwurf: "Gleichzeitigkeit" sei nicht zu erklären, Haftbefehle gegen Hamas hätten "sofort" beantragt werden müssen... ...ist doch selbst nicht haltbar: Erstens sind die Tatvorwürfe zum Teil nahezu gleich alt, zweitens muss doch ausreichendes Beweismaterial gesammelt werden. Der Chefankläger stützt sich, drittens, ja nicht auf bloße Mutmaßung.
zum Beitrag21.05.2024 , 11:43 Uhr
1. Ihre Argumentation ist falsch: "Gleichzeitigkeit" ist nicht gleichbedeutend mit "Relativierung".
2. Sie selbst relativieren: Die angebliche "Verspätung" des Haftbefehls (laut Ihnen: im einen Fall) mindert nicht die Substanz (laut Ihnen: im anderen Fall). Zumal die Vergehen etwa gleich alt sind. Woher wissen Sie, dass der Haftbefehl gegen die Hamas-Leute schon vor "Monaten" hätte ausgestellt werden können?
3. Ihr Spekulieren über die wahren "Beweggründe" und "Sympathien" der Strafverfolgung trägt selbst Teil zur "Beschädigung" des IStGh bei, die Sie "spätestens jetzt" beklagen. Warum?
4. Wenn Sie den IStGh wegen Netanyahu und Galant beschädigen bzw. beschädigt sehen - wie können Sie dann über Ihre eigene "Meinung" hinaus rechtlich und moralisch begründen, dass der IStGh seine Arbeit tun und Anklage gegen die Hamas-Leute erheben solle?
5. Wieso können Sie nicht akzeptieren, dass der Chefankläger des IStGh für unterschiedliche Vergehen zuständig ist und auch entsprechend handelt?
6. Wieso können Sie die Anklage gegen Netanyahu und Galant nur durch das Prisma einer Un/Gleichbehandlung von Juden "hier und überall" sehen?
zum Beitrag06.01.2024 , 13:01 Uhr
Die politischen Einschätzungen von Herrn Gysi sind ja schön und gut, können so für sich stehen bleiben, unabhängig davon, wie realistisch sie sind.
Aber das hier ist eine Tatsachenbehauptung: "Der israelische Geheimdienst hat ja sogar mitgeholfen, die Hamas 1987 zu gründen."
Wieso bleibt das im Interview einfach so stehen? Woher hat Gysi das? Keine Nachfrage nach Belegen. Wenn der Interviewer nicht nachhakt, wirkt das so, als ob es Allgemeinwissen wäre. Müssen wir das einfach so glauben und hinnehmen? Es bleibt dunkel, worauf sich Gysi bezieht. So werden falsche Tatsachenbehauptungen oder Halbwarheiten verbreitet.
Ich finde, das geht so gar nicht. Schon gar nicht, an so einem sensiblen Punkt. Zur Gründung der Hamas gibt es mittlerweile viel Literatur, die genannte Aussage Gysis lässt sich m.E. damit nicht belegen.
zum Beitrag01.12.2023 , 14:05 Uhr
Lieber Herr Mansour, der 7. Oktober ist jetzt bald zwei Monate her, und Sie arbeiten sich immer noch am Grabenkrieg zwischen den richtigen und falschen Reaktionen ab. Sie beharren darauf, dass Sie immer schon vor den Islamisten gewarnt haben und Recht hatten. Aber könnten wir nicht endlich mal Folgendes festhalten: 1. Es ist allseits bekannt, dass es verschiedene Formen der Verharmlosung von Antisemitismus in linken, postkolonialen, künstlerischen Kreisen gibt. Es ist auch bekannt, dass es eine zunehmende Hetze gegen Juden und Israel gibt. 2. Das heißt ja aber nicht, dass die postkoloniale Kritik oder die Betonung von Diversität und Multikulti an sich falsch ist, auch wenn sich das alles jetzt aufgrund Punkt 1 ins Lächerliche ziehen lässt. 3. Trotz allem existieren in dieser und anderen Gesellschaften auch weiterhin anti-islamischer und anti-arabischer Rassismus sowie weitere Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung, nicht zuletzt auch das Leid und die Entrechtung der Palästinenser selbst, was ebenfalls anzuerkennen wäre. Die Palästinenser tauchen als Opfer in Ihrem Text nicht auf und tote Kinder auch nur, wenn sie als jüdische Opfer markiert sind. Okay, es ist in der Konfliktforschung bekannt, dass Konflikte emtionalisieren, Identifikationsangebote stärken und Identitäten abgrenzen. Die dadurch erzeugten Wut trifft nicht nur die jeweilige "Gegenseite", sondern besonders auch Abweichler in den eigenen Reihen - Zionismus-kritische Juden, Hamas-kritische Muslime und Araber und Deutsche, die nicht eindeutig der von der Politik ausgerufenen "Staatsräson" zustimmen wollen. Aber können wir nicht endlich über Schwarz-Weiß-Bilder hinauskommen? Sie beklagen im Söder-Sound ein "woke Ideologie, die Toleranz für Minderheiten fordert, aber selber alles brandmarkt, was von ihrer Moral abweicht". Doch Ihrem eigenen Text mangelt es genauso an Differenzierung. "Wacherer Blick" und "richtiges Weichenstellen": wie soll das gehen, wenn wir die Dinge nur einseitig betrachten?
zum Beitrag24.11.2023 , 12:16 Uhr
Habecks Worte kann man schon als Drohung verstehen: Wohlverhalten, sonst droht Abschiebung. Zitat: "Toleranz kann an dieser Stelle keine Intoleranz vertragen. Das ist der Kern unseres Zusammenlebens in dieser Republik. Das heißt: Das Verbrennen von israelischen Fahnen ist eine Straftat, das Preisen des Terrors der Hamas auch. Wer Deutscher ist, wird sich dafür vor Gericht verantworten müssen, wer kein Deutscher ist, riskiert außerdem seinen Aufenthaltsstatus. Wer noch keinen Aufenthaltstitel hat, liefert einen Grund, abgeschoben zu werden." Auch nicht viel anders als der von Merz et al. vorgeschlagene Gesinnungstest.
zum Beitrag11.11.2023 , 19:37 Uhr
Ja, ich stimme Ihnen völlig zu, dass man über die (philosophisch) unzulängliche "Argumentation" letztlich nicht hinweggehen kann. Ich hatte das nur als pragmatische Lesart angeboten, um abgesichts der dringlichen Lage die kurzfristige Intention (?) des Aufrufs, die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten, herauszuschälen. Aber: Wie Sie sagen, ist die Argumentation insgesamt nicht nur falsch, sondern auch kurzsichtig, weil sie Israel einen laufenden Völkermord unterstellt. Israel steht während & nach Ende der Kampfhandlungen nicht nur mit beschädigter Reputation da, sondern die blöde Argumentation wird wohl auch ein Bezugspunkt (für künftige Aufrufe und Debatten) bleiben. Ich hatte diesbezüglich ja auch schon mein Unbehagen artikuliert. Mir ist ebenfalls unverständlich, warum Philosoph:innen keine Resolution verfassen können, die auf kontrovers diskutierte Reizworte verzichtet und stattdessen das Anliegen klar benennt. Das führt dann wieder zurück zu der Frage der "Intention" des Aufrufes. Was ich in meiner wohlwollenden Auslegung als mögliches, vielleicht sogar konsensfähiges Anliegen (Zahl der Opfer gering halten; die Demokratien moralisch als Unterstützer Israels an den Pranger zu stellen und politisch unter Druck zu setzen) herausgeschält habe, erscheint dann sicherlich als zu wohlwollend, wenn das eigentliche Ziel des Aufrufes doch nur ist, Israels Politik vollkommen zu delegitimieren (als Genozid-Apartheids-KZ-Staat). Auch in diesem Punkt verstehe ich die Philosph:innen nicht - sie sollten schon darüber reflektieren, was und wem das nützen soll oder wie sie sich damit auch bei der Gegenseite Gehör verschaffen wollen - und bin zu keiner Ehrenrettung mehr fähig. Daher mein Dank Ihnen und der Autorin für die Klarsicht.
zum Beitrag11.11.2023 , 18:30 Uhr
Vielen Dank für die Antwort. Alles klar, in diesen Punkten sind wir uns schon einig.
zum Beitrag10.11.2023 , 22:02 Uhr
Sehr geehrte Frau Martini,
vielen Dank für diesen Beitrag. Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass dieses ganze Genozid-Apartheid-Freiluft-KZ-Gerede wenig hilfreich bis deplatziert ist und die Philosoph:innen bessere - well: universale im Sinne von "allgemein akzeptierbare" - Begründungen formulieren sollten.
Auf der anderen Seite ist das natürlich auch ein bißchen viel Begriffshuberei, während Menschen sterben. Der Aufruf lässt sich - mit etwas gutem Willen - auch schlicht als Forderung nach nem sofortigen Waffenstillstand lesen, der natürlich nur über den Druck der Unterstützer Israels, besonders die USA, erreichbar ist. Um hier den Druck zu erhöhen wird dann eben die Genozid-Apartheid-KZ-Moralkeule ausgepackt. Das wird der Komplexität des Konflikts nicht gerecht, soll aber wohl dem humanitären Ziel dienen und die Demokrateien "shamen". So kann man das vielleicht auch lesen.
Ohne dies rechtfertigen zu wollen (ich würde diesen Aufruf nicht unterschreiben), würde ich doch anmerken wollen, dass es unter den Hamas-Opfer und den -Geiseln ungefähr ein Dutzend mit deutscher Staatsbürgerschaft gibt, die Zahl der deutschen Gaza-Bewohner (ich habe irgendwo die Zahl 200 gelesen) aber deutlicher höher ist. Sich um deren Sicherheit bzw. Entkommen aus Gaza zu kümmern, müßte doch genauso das Ziel der deutschen Außenpolitik wie Solidarität mit Israel zu betonen oder das richtige Wording von Uno-Resolutionen zum Waffenstillstand zu bewerten, nicht wahr? Und das Gleiche gälte auch für die Außenpolitik aller anderen Staaten. Ich werfe der deutschen Politik nicht mal vor, hier untätig zu sein, aber die anderen Dinge stehen medial ziemlich im Vordergrund. Und so ein Aufruf, wie aufgeplustert er auch immer sein mag, zielt doch genau darauf ab: Menschenleben retten. Dafür wäre ich auch bereit, über blöde Argumente - statt über Leichen - zu gehen. Einziges Manko: Wahrscheinluch verhallt der Aufruf ungehört, die Leute kratzen ab, und nur die blöden Argumente bleiben.
zum Beitrag07.11.2023 , 19:55 Uhr
Das kann nicht so stehen bleiben: "Judith Butler ist eine Antisemitin." Was denken Sie sich eigentlich dabei? Sie reproduzieren hier als selbsternannter Antisemitismus-Kritiker einfach ein anti-semitisches Stereotyp nach dem anderen: nach Ihnen ist die Jüdin Butler entweder an ihrer Verfolgung selbst schuld oder sie hat als gefühlskalte, abstrahierende "Philosophin" (sic! Ihre Anführungszeichen) oder als ortlose Kosmopolitin von und zu Berkeley nicht mal Mitleid mit ihrer Glaubensgeschwistern. Tertium non datur. Und weiter: es gehe ihr nicht um Kritik an israelischen Regierungen und deren Politik, sondern sie arbeite natürlich "verklausuliert" - wie alle Juden also in verschwörerischer Absicht - auf die "Auslöschung" des jüdischen Staates hin. Dürfte ich hier bei aller wohl gefühlten Dringlichkeit und Schärfe der Debatte zu Selbstreflexion, etwas mehr Demut und Redlichkeit mahnen? Wer sind Sie, dass Sie sich solche maßlosen Urteile erlauben? Wo kommen wir hin, wenn wir so weiterdebattieren? Wie soll je der Konflikt eingehegt werden, wenn schon die Debatte nur noch in Grabenkämpfen verläuft?
zum Beitrag07.11.2023 , 19:14 Uhr
1. Entschuldigung, wenn ich an Ihrem Text vorbeigeredet habe. Er diente mir als Aufhänger für die Diskussion im ganzen Thread hier. Mich störte halt die Aussage, dass Sie Butlers Text als "intellektuell beleidigend" empfinden. Ich sehe nicht, wohin uns Beleidigungen und Beleidigtsein in diesem Konflikt führen sollen. Ansonsten: wenn Ihnen Butlers Einlassungen und die Verwirrungen der Linken reichlich egal sind: Ihr gutes Recht! 2. Davon abgesehen, einverstanden: Es darf ruhig von allen Seiten Kritik hageln, wenn Butler Provokatives oder auch Unterkomplexes schreibt. Das heißt aber nicht automatisch, dass die Kritiker:innen Recht hätten. 3. Auch einverstanden: Ich bin ebenfalls dagegen, wenn Promi-Kritiker:innen "unkritisch aus der Hand gefressen" wird. Genauso problematisch finde ich aber, wenn Kritik an Promi-Kritiker:innen einfach nachgeplappert wird. 4. Kritik sollte m.E. fair, d.h. redlich und textbasiert sein. Butler versteht sich in letzter Zeit als Moralphilosophin (oder so). Geschichte ist nicht ihr Metier, muss es auch nicht sein. Ihre Argumentation zu kritisieren, weil sie angeblich die historischen Fakten nicht kennt oder nicht nennt (z.B. arabischer Angriff 1948), ist nicht wirklich der springende Punkt. 5. Antisemitismus kommt in ihrem Text nicht vor, Bedrohungslage Israels im Wesentlichen nur indirekt in der Frage nach einem Ausweg sus dem Konflikt. a) Was genau soll der Vorwurf, die Jüdin Butler gehe auf Antisemitismus nicht ein? Erstens: muss sie das denn? Zweites: Ist das nicht auch ein antisemitisches Motiv? Steckt in dem der Vorwurf, Butler spreche nicht über Antisemitismus, nicht auch der üble Vorwurf drin, die Jüdin sei an ihrer Verfolgung selber schuld oder die Berkeley-Jüdin könne es sich in ihrer Sicherheit ja bequem machen? b) Meinen Sie wirklich, die Bedrohungslage Israels sei Butler unbekannt oder sie verschweige diese absichtlich? Wieso sollte sie das tun? Unterstellen Sie ihr da nicht böse Absichten? Verstehe ich nicht.
zum Beitrag07.11.2023 , 09:57 Uhr
Butler-Bashing ist ja gerade sehr en vogue. Wenn ihr hier in den Kommentaren, ein "Tunnelblick", "holzschnittartiges Weltbild", Zugehörigkeit zu einer "Bubble", das Verirren im Minenfeld der Debatten vorgeworfen wird, sollten sich die Kritiker:innen schon auch mal selbst befragen, welche Argumente welcher "Bubble" sie da reproduzieren. 1. Grundsätzlich wird bei der Delegitimierung von Butler mit Text- und Zitatschnipseln gearbeitet, die dann eben zu den von Ihnen genannten, anders gemeinten (?) "böswilligen Unterstellungen" ausgearbeitet werden. 2. In ihrem aktuellen Text fordert Butler keine "Vertiefung in die Geschichtsbücher", um zu einem klaren moralischen Urteil zu kommen (Hamas-Verurteilung). Sie hat auch keinen historischen Fakt übersehen, spricht eigentlich nicht über Geschichte. 3. Die olle Kamelle von Hamas als Teil der globalen Linken kommt aus einem Kontext, wo sie gefragt wurde und selber fragte, was eine Linke ausmache. Also genau die Frage, die jetzt rauf und runter diskutiert wird. Butler verwies darauf, dass mit dem Kriterium Anti-Imperialismus viele Gruppen links eingeordnet werden könnten, die es in anderen Punkten nicht seien. Es ging ihr darum, linke Selbstgewissheiten zu hinterfragen, linke Wirrungen offenzulegen. Schon damals verurteilte sie Hamas-Gewalt. Lässt sich alles nachlesen. Dass ihr dies negativ ausgelegt und immer weiter tradiert wird, zeigt ganz gut, in welch desaströsem Zustand die linke Debatte ist. Butler und ihre Kritiker:innen gehören zur gleichen Bubble. 3. Butler-Bashing ist selbst ein Syndrom linker Verwirrtheit. Wenn ihr dicke oder dünne Theorieschichten vorgeworfen werden, hinter denen nichts als regressives Ressentiment stecke, ist dies selbst Ausdruck eines Ressentiments. 4. Woher kommt diese Tendenz, in solchen Konflikten wie jetzt kritische Stimmen "mundtot" machen zu wollen? "Butler? Bleib mir weg." Niemand geht konkret auf die gewiss kritikwürdigen Thesen Butlers ein, alles zielt auf Delegitimierung. Cui bono?
zum Beitrag05.11.2023 , 21:54 Uhr
Gegen Kritik an Butler habe ich nichts einzuwenden. Sie sollte sich aber erkennbar auf ihre Thesen beziehen. Das fehlt mir hier wie auch in dem ansonsten ganz wunderbaren Text von Gutmair zum "Antisemitismus der Progressiven". Vorwurf 1 hier: Butler wolle die Taten der Hamas in eine Geschichte der Gewalt einbetten und relativieren. Tatsächlich ruft sie nicht dazu auf, "sich in die Geschichtsbücher zu vertiefen", sondern kritisiert jene, die die Geschichte israelischer Gewalt benutzen, um die Gewalt der Hamas moralisch oder politisch zu rechtfertigen. Vorwurf 2: Antisemitismus sei eine Leerstelle bei Butler, sie reite wenig nachdenklich darauf herum, dass Israel in Gewalt gegründet sei. Tatsächlich verweist sie auf ihr generationenübergreifendes Trauma als Jüdin, ihre Frage lautet indes, ob wir jüdische und pal. Opfer betrauern können, "ohne uns in Debatten über Relativismus und Gleichwertigkeit zu verlieren." Weiter fordert sie, dass alle Gewalt zu benennen und sich ihr zu widersetzen möglich sein müsse. Ein Friede für alle Bewohner in Nahost setze Gleichheit und ein Ende aller, auch staatlicher, Gewalt voraus. Sie fragt, wie wir aber aus den Rechtfertigungsdiskursen herauskommen und ein Ende der Gewalt erreichen. Vorwurf Gutmair: Butler erfinde ein generelles dt. Denkverbot, von der isr. Besatzung zu "sprechen". Das ist auch ein Problem der dt. Übersetzung im Freitag, denn im Original steht stattdessen, "einen Bezug der aktuellen (!) Situation zur Besatzung herzustellen" ("relate"). Butler will über die Besatzung als Friedensproblem reden, ohne dass ihr dies in der jetzigen Situation als Relativierung ausgelegt wird.
Butlers Text ist lang(atmig), die Wortwahl evtl. kritikwürdig u. missverständlich. Dennoch geht es zu weit, ihr "Si tacuisses" zuzurufen, ihren Text als das "Dümmste" der vergangenen 4 Wochen (Gutmair) zu bezeichnen. Sie stellt primär Fragen, will über Empörung angesichts von Gewalt und angesichts aktueller Hoffnungslosigkeit hinausdenken.
zum Beitrag04.11.2023 , 00:14 Uhr
@Tim Klabim: Ich habe das ungute Gefühl, Ihre Formulierung, keine Demo rufe zu uneingeschränkter Solidarität mit Israels Regierung auf, das sei eine "Erfindung", gefordert sei vielmehr uneingeschränkte Solidarität mit dem jüdischen Staat und seinen Bürgern allen Geschlechts, richtet sich gegen mein Posting. Ich lege wert darauf klarzustellen, was ich deutlich geschrieben habe, nämlich, dass es mir schwerfällt, die notwendige Solidarität mit Israel demonstrierend zu zeigen, weil sie als Solidarität mit der Regierung und ihrem Krieg "missverstanden" werden könnte. Ich kann sehr wohl zwischen beidem differenzieren, was eben zu meiner Zurückhaltung führt. Ich möchte mich mit den Rechthabern beider Seiten nicht gemein machen. Ihre weitere Aussage, nur die israel-solidarische Linke sei differenzierungsfähig (zwischen Staat und Regierung) und verurteile jedwede völkisch-rassistische Umtriebe, die Palästina-Solidarität aber habe da ein Problem, distanziere sich nicht genug von Anti-Emanzipatorischem und Anti-Semitischem, trifft für Teile bestimmt zu, doch finde ich dieses Schwarz-Weiß nicht hilfreich. Es ist erstens zu pauschal und wenig differenziert (siehe etwa linke jüdische pro-pal. Stimmen). Und zweitens lese ich bei Ihnen kein Wort über zivile Opfer in Gaza & Westbank, und bei der sog. Israel-Solidarität werden die Opfer in Gaza oft als unausweisliches Übel gerechtfertigt, für die die Hamas die Verantwortung trägt. Was nützt mir die ideologisch und moralisch richtige Haltung, wenn sie nur um den Preis Tausender Toter zu haben ist? Wie viele Tote sind gerechtfertigt? Was haben die Opfer von Ihrer moralischen Klarsicht? Es ist nicht schwer, völkische Ideologien zu verurteilen, wer aber übernimmt die Verantwortung für die unschuldige Zivilisten? Oder sind Sie etwa der Meinung, es gäbe keine Unschuldigen in Gaza? Wenn ja, haben Sie keine Angst, der Sichtweise der Hanas zu nahe zu kommen?
zum Beitrag01.11.2023 , 09:11 Uhr
Guter Kommentar. Nur die Aussage, dass es eine Linke nicht gebe, die sowohl gegen die Bomben auf Gaza als auch gegen den grassierenden Antisemitismus protestiere, stimmt m.E. nicht. Diese Linke gibt es sehr wohl, die geht halt nicht demonstrieren! Die Mehrheit der Leute, mit denen ich rede, kritisiert dieses (Hamas-Gemetzel, Antisemitismus, Bomben auf Gaza). Ich selbst kann mich nicht überwinden zu einer Pro-Palästina-Demo zu gehen, weil ich fürchte, mich mit Israel-Hatern gemein zu machen. Ich kann aber auch nicht auf eine pro-jüdische/israelische Mahnwache gehen, weil ich nicht als uneingeschränkter Unterstützer einer rechtsextremen Regierung, ihrer Rhetorik und Maßnahmen missverstanden werden möchte. Solange Demo-Aufrufe sich eines selektiven Humanismus schuldig machen, wird dies auch so bleiben. Die Nicht-Teilnahme an solchen Demos bitte ich daher nicht als Untätigkeit, sondern als politisches Votum gegen diese einäugige Blindheit zu verstehen. Dass hier in der taz in mehreren Artikeln zu Recht immer wieder auf die Zerrissenheit der Linken und auf ihre Uneindeutigkeit bei Antisemitismus abgehoben wird, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein große Anzahl Linker gibt, die sich mit Grausen von den Hatern und Kraeelern abwendet.
zum Beitrag29.10.2023 , 20:19 Uhr
Liebe Frau Winkelmann,
Ihre Kritik an Naomi Klein ("es frustriert mich zutiefst, dass so viele Leute, mit denen ich Ideen und Ziele ... zu teilen dachte, die Bedeutung dieses 7. Oktobers für Jüdinnen und Juden, für Israel, und für menschlichen Umgang insgesamt zu ignorieren scheinen") leuchtet mir nicht ein, zumal Sie ja selber sagen, dass niemand etwas gegen Friedensforderungen etc. habe.
Was erwarten Sie also, solle jemand wie Naomi fordern? Sollte sie aus dem 7. Oktober die Konsequenz ziehen: "Ja, Leute, ich hab mir das jetzt genauer überlegt: das ändert alles, also walzt mal schön den Gazastreifen platt, wenn ihr wollt"?
Nicht trotz, sondern gerade wegen der "Bedeutung des 7. Oktober" wird sie ja ein Ende der Gewalt oder einen Verzicht auf Gewaltexzess gefordert haben. Die Abscheulichkeit der Hamas-Taten macht es ja nicht falsch, auf Mäßigung bei der Reaktion zu bestehen (entgegen der Rhetorik mancher israelischer Kabinettsmitglieder).
Und zu den "Ideen und Zielen", die wir alle teilen: langfristig auf ein Konfliktmanagement mit Verhandlungen und Interessensausgleich zu setzen, erscheint angesichts der Gewalt doch weiterhin richtig, wenn nicht sogar dringlicher als bisher, oder etwa nicht? Ich sehe die Alternative nicht, die Sie von Fr. Klein einfordern.
Strukturell hat sich an der Konfliktlage ja nichts geändert. Die Taten der Hamas und das Kalkül ihrer Finanziers machen die Suche nach einer Lösung des Pal-Isr-Konflikts zwar vorerst unmöglich (das war ja wohl ein Ziel der Hamas angesichts der saudisch-israelischen Annäherung), aber langfristig wird kein Weg daran vorbeiführen. Oder sollen wir uns etwa mit zyklischer Gewalt oder Dauerkriegszustand abfinden? Selbst dann aber wäre die Forderung nach Mäßigung immer noch nicht falsch.
Im Augenblick rächt sich die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft über Jahre hinweg, was sich darin zeigt, dass niemand weiß, wie es nun dipl.-politisch weitergehen soll. Warum aber deshalb auf den Öko-Linken rumhacken?
zum Beitrag09.10.2021 , 19:15 Uhr
Sehr schöner Essay, herzlichen Dank!
zum Beitrag03.08.2020 , 11:32 Uhr
Hielten Sie sich selbst an die Fakten, die Sie so vehement einklagen, müssten Sie einräumen, dass sich bei der Demo - Ihre Infektionsrate zugrunde gelegt - an einem einzigen Tag 100 (bei 20.000 Teilnehmern) oder bis zu 6000 (1.2 Millionen nach Veranstalterangaben) Neuinfektionen ereigneten.
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