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22.11.2019 , 16:00 Uhr
Als Lehrer in Integrationskursen halte ich den Vorschlag der Mannheimer Forscher*innen für kontraproduktiv. Wenn das Ziel nicht erreicht wird, dann sollte nicht das Niveau gesenkt werden, sondern die Lern- und Lehrbedingungen verbessert werden. Das BAMF hat schon vor einigen Jahren das Niveau der Abschlussprüfung gesenkt. Einige Jahre gab es dann bessere Ergebnisse, wenigstens in der Statistik. Dann kamen aber die Flüchtlinge, die aus objektiven Gründen (andere Lernkultur, weniger Schuljahre wegen des Krieges, Gesundheitsprobleme usw.) meistens nicht so lernen können, wie die meisten EU-Bürger, die bisher in den Kursen in der Mehrheit waren. Trotzdem schafft auch heute über die Hälfte der TN das in der Tat anspruchsvolle Niveau B1. Wie die Forscher*innen auf andere Zahlen kommen, weiß ich nicht. In meiner Schule erreichen ca. 75 % der TN B1. Wer es nicht schafft, hat andere Möglichkeiten, seine Deutschkenntnisse zu verbessern, auch im Rahmen der BAMF-Kurse. Für Lernungewohnte gibt es auch spezielle Kurse, z.B. Zweitschriftlernerkurse. Um die Qualität der Kurse zu verbessern, muss zuerst die Lage der Lehrer*innen verbessert werden. Die meisten sind Honorarkräfte. Die Honorare liegen unter dem Mindestlohn in der Weiterbildung, die Einkommen weit unter dem Durchschnitt in der BRD. Da Krankheit Verdienstverlust bedeutet, muss man nicht selten mit Schmerzen unterrichten. Einen normalen Urlaub kann sich kaum jemand leisten. Man weiß nie, ob das nächste Modul stattfinden wird, sodass man ständig Angst hat, im nächsten Monat von den (dürftigen) Ersparnissen oder vom Jobcenter leben zu müssen. Und dies alles im Auftrag des Staates! Aber auch die Lernbedingungen könnten verbessert werden: mehr Unterrichtsstunden für die Lernenden, einfachere Möglichkeiten, das Modul früh zu wiederholen.
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