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28.07.2018 , 09:01 Uhr
Kann das gut nachvollziehen. Bin ein weißer, deutscher Dude Anfang/Mitte 20, aufgewachsen in einer Region Westdeutschlands, in der hauptsächliche monodeutsche Familien in Kleinstädterei leben, und das nicht erst seit gestern.
Mit Gruppenidentitäten konnte ich nie viel anfangen. Nutze Alman und Kartoffel als halbironische Selbstbezeichnung, bin sicher kein Anti-Deutscher, aber bei so 'ner Fußball-WM kann ich mich dann doch eher mit Peru oder Japan als mit Schland identifizieren. Spielstil und Fankultur gehen da über geographische Herkunft und alltägliche Vertrautheit.
Tiefgreifende Bindungen zu anderen Kulturen habe ich aber keine. Wow, ich lese manchmal japanische, europäische, latein- oder US-amerikanische Literatur, konsumiere Medien verschiedenen Ursprungs und habe Freunde mit Wurzeln in der Türkei, Litauen, Ghana, Russland oder Bulgarien. Ich spreche Englisch, etwas Spanisch und verstehe die Basics ein paar weiterer Sprachen.
Dennoch fühle ich mich gegenüber bikulturellen Menschen in meiner Umgebung oft nicht gleichwertig, was die kulturelle Kompetenz anbelangt. Ich bin eben doch immer "bloß“ Deutscher.
Ich neide niemandem, der selbst eine Migrationbiografie besitzt oder der die kulturelle Vielfalt quasi „geerbt“ hat, seine Rassismuserfahrungen. Zwar habe ich ein Problem mit dem Begriff „Privileg“ als Bezeichnung für die Abwesenheit von Einschränkungen (weil es mMn über die Implikation von Ungerechtfertigtkeit eine Dimension der Schuld in den Diskurs einbringt), aber ich bin mir bewusst, dass ich es leichter habe als viele.
Nur in interkulturellen sozialen Settings bleibe ich Analphabet, bleibe ich Tourist. Eben doch nur ein Deutscher in Deutschland, der nichts Besonderes einbringt. Das sind Minderwertigkeitserfahrungen, die ich hauptsächlich über meine individuenzentrierte Grundhaltung abfedere, um nicht destruktiv zu werden.
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