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Das Kind vom „Weltwoche“-CoverDer Junge, der die Schweiz ausraubt

Auf dem Cover der Schweizer „Weltwoche“ zielte der kleine Mentor auf die Eidgenossen. Ein Besuch bei seiner Familie im Romaghetto im Westen des Kosovo.

Der Haarwirbel über dem rechten Auge, der fallende Augenwinkel, leichter Silberblick: Mentor M., inzwischen acht Jahre. Bild: Fabian Blasio / Agentur Focus

GJAKOVA taz | Man erkennt sie an ihren Händen: schwarz wie die Krähen, die von den Abfallbergen in den Himmel steigen. Frühmorgens, wenn Sonne und Konkurrenz noch schlafen, begeben sich die MüllsammlerInnen von Gjakova in die umliegenden Städte und Dörfer auf der Suche nach verwertbarem Schrott.

Ihre Schätze sind die Abfälle der anderen. Die Arbeit ist mühsam und hart, aber für die Roma im Westen des Kosovo ist sie eine der wenigen Möglichkeiten, sich ein Einkommen zu sichern.

Anfang April wurde er einer größeren Öffentlichkeit bekannt: ein kleiner Junge mit dunkler Haut, dunklen Augen, dunklen Haaren – er hielt eine Spielzeugpistole in der Hand und zielte auf den Betrachter. In Wahrheit aber zielte eine Zeitschrift auf ihn – und auf seine Gemeinschaft. Die Schweizer Weltwoche, die das Foto des Jungen auf ihrem Cover veröffentlichte, titelte darunter: „Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz“.

Das Cover

Die Schweizer Weltwoche hatte am 5. April ein Bild von dem Roma-Kind Mentor mit Pistole gezeigt und dazu getitelt: "Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz".

Das Foto stammt von dem italienischen Fotografen Livio Mancini. Er hat es 2008 auf einer Mülldeponie am Rande der kosovarischen Stadt Gjakova aufgenommen. Die Kinder nutzten die giftige Abfallhalde als Spielplatz.

In der Schweiz, in Österreich und in Deutschland sind Anzeigen gegen die Weltwoche eingegangen - etwa vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wegen Volksverhetzung und Beleidigung.

Jetzt schaut Mentor M. etwas ratlos in die Runde: Der Haarwirbel über dem rechten Auge, die fallenden Augenwinkel, der leichte Silberblick – er ist ohne Zweifel der Junge vom umstrittenen Weltwoche-Titelbild.

Mentor und seine zwei Schwestern Sinita und Shkurte setzen sich schüchtern neben ihre Eltern Rexhep und Teuta. Sie hocken in einem knapp zwölf Quadratmeter großen Raum im Romaghetto bei Gjakova im Westen des Kosovo.

Er zeigt Mentor das Heft

Die Wände sind rosafarben gestrichen, ein Herd steht in der Ecke, im Hintergrund läuft ein kleiner Fernseher, ein alter Computerbildschirm flimmert. Als der Vater die Zeitschrift zum ersten Mal sieht, schlägt er die Hände vors Gesicht, im Bewusstsein, dass eine Kamera auf ihn gerichtet ist, und sagt dann: „Ich bin schockiert. Mein Sohn – jeder kann ihn so sehen, mit einer Pistole in der Hand. Die Leute werden denken, wir seien Kriminelle, Diebe.“

Rexhep zeigt Mentor das Heft: Er wirkt unsicher, schüttelt den Kopf. Als das Foto geschossen wurde, war Mentor gerade mal vier Jahre alt. Heute, achtjährig, erinnert er sich nicht mehr daran. Am nächsten Tag wird seine Tante Shyhrete erzählen, Mentor habe in der Nacht wegen des Fotos geweint.

„Wir sind keine Verbrecher“, sagt Rexhep. Mentors jüngere Schwester Sinita lutscht an einem Plastikstängel, den sie zuvor in ein Tütchen Zucker gesteckt hat. Rexhep zeigt mit der Hand in den mit Teppichen ausgelegten Raum, der der fünfköpfigen Familie als Wohn- und Schlafzimmer dient: „Wir sind ehrliche, einfache Leute. Sie sehen ja, wie wir hier leben: Wir haben kaum zu essen, keine Arbeit, nichts.“

Im Jahr 2008 hatte der Italiener Livio Mancini als eingebetteter Fotograf der KFOR-Truppen die Romasiedlung bei Gjakova besucht und Mentor mit der Spielzeugpistole abgelichtet. Die Weltwoche verwendete Mancinis Bild als Illustration für ihre Titelgeschichte über kriminelle Roma in der Schweiz. Nur: Weder Mentor (der laut Weltwoche-Autor Philipp Gut als Symbol dafür stehe, „dass Roma-Banden ihre Kinder für kriminelle Zwecke missbrauchen“) noch dessen Familie haben das Kosovo je verlassen.

Der Slum, in dem Mancini Mentor fotografiert hat, existiert noch immer. Aber er hat sich verändert: Seit 2009 engagiert sich die Schweizer Caritas in Gjakova. Mit Mitteln aus der Schweiz, Österreich, Lichtenstein und dem Kosovo sowie der Stadt Gjakova und der Romagemeinde selbst betreibt sie hier ein Hilfsprojekt für die rund 800 Roma in der „Kolonie“, wie die BewohnerInnen die illegal gebaute Siedlung nennen.

Das Ziel: Umsiedlung und nachhaltige soziale Integration von rund 120 Familien. Insgesamt 120 Häuser sollen in drei Phasen gebaut werden: Die ersten 29 Häuser stehen schon, die nächste Bauetappe soll demnächst beginnen und bis Herbst abgeschlossen sein.

Lieblingsfach Zeichnen

Der achtjährige Mentor lebt mit seiner Familie am Ende der Siedlung, dahinter liegt eine große Wiese, ein ehemaliges Tabakfeld, und alle paar Meter nasse Kartons, zerrissene Säcke, rostende Büchsen. Gleich neben dem Haus befindet sich das offizielle Mülldepot K-Ambienti, wo Pet-, Plastik- und Papierabfälle sortiert, gepresst und gebündelt werden.

Die alte, illegale Deponie befindet sich am anderen Ende der Siedlung. Dort hätten die Kinder früher gespielt, sagt Rexhep, Mentors dreißigjähriger Vater. Aber seit einem Jahr besucht Mentor eine öffentliche Schule in Gjakova, keine zwanzig Gehminuten von der Kolonie entfernt. Zuvor hat er die Kita der Caritas in Ali Ibra besucht.

Mentor geht gern zur Schule, sagt er. Sein Lieblingsfach sei Zeichnen. Aber wenn es nach dem Vater geht, soll Mentor zu Hause bleiben. Rexhep sagt, er befürchte, dass Mentor gehänselt und als Krimineller beschimpft werde. „Über das Internet kann jeder das Bild betrachten und den Titel übersetzen.“ Die ganze Geschichte macht Rexhep wütend. Er sagt, er wolle wegen der missbräuchlichen Verwendung des Bildes Anzeige gegen die Verantwortlichen erstatten.

In Österreich, Deutschland und in der Schweiz wurden bereits verschiedene Klagen wegen Rassismus und Volksverhetzung gegen die Weltwoche eingereicht. Um selbst gerichtlich gegen die Schweizer Zeitschrift vorgehen zu können, benötigt Rexhep M. Hilfe, alleine wird er das kaum machen können, schon der Kosten wegen. Derzeit berät man in der Schweiz und in Deutschland, wie er unterstützt werden kann.

Rexhep M. erhält monatlich 75 Euro Sozialhilfe, allerdings nur noch zwei Monate lang, dann ist Schluss. Seine jüngste Tochter ist eben sechs geworden, und der Staat zahlt nur für Kinder bis fünf Jahre. Jeden Tag fährt Rexhep frühmorgens in die Stadt und sucht Arbeit – mit einem kleinen, offenen Gefährt, auf das hinten eine Kreissäge montiert ist. Manchmal erhält er einen Auftrag oder er hilft Kollegen.

So läppert sich ein wenig Geld zusammen. Mal verdiene er drei Euro am Tag, mal fünf, sagt Rexhep. Ein Arbeitskollege von Rexhep erzählt, dass es bisweilen mehr sei: Zehn, fünfzehn Euro an einem guten Tag. Der monatliche Durchschnittslohn im Kosovo beträgt etwa 200 Euro. Allerdings, sagt der Kollege, hätten sie meistens nur etwa zwei Tage pro Woche Arbeit. Trotzdem sagt Mentor, als er nach seinem Berufswunsch gefragt wird: „Ich will mit Holz arbeiten, wie mein Vater.“ Später findet Mentor Gefallen an Kamera und Notizblock. Seine Pläne haben sich geändert. Er sagt, er wolle „Gazetar“ werden: Journalist.

Am nächsten Tag besuchen wir Mentors Familie ein zweites Mal: Rexhep ist am Morgen mit seinem blauen Sägewagen in die Stadt gefahren. Viel Arbeit hat es nicht gegeben. Er sagt, er gehe später noch einmal. Aber jetzt will er durch die Siedlung spazieren, sein altes Haus zeigen. Übrig geblieben ist nur noch das Gemäuer, alles Brauchbare wurde abmontiert: Fenster, Türen, Schindeln auf dem Dach.

Vor zwei Jahren konnte Rexheps Familie das größere Haus eines Bekannten übernehmen. Jetzt haben sie neben dem Wohnzimmer auch ein Vorzimmer, das als eine Art Küche dient. Deshalb ist die Umsiedlung der Familie erst für die zweite, eher sogar für die dritte Bauphase geplant – in Ali Ibra gibt es viele Familien, die noch ärmer sind als die von Mentor.

Was soll ich hier?

Zum Beispiel Shyhrete, Rexheps Schwägerin. „Es ist total beschissen hier“, sagt sie auf Deutsch. Als einjähriges Baby nahmen sie ihre Eltern mit nach Deutschland. Sie hat ihre gesamte Jugend in der Nähe von Münster verbracht. Als sie volljährig wurde, schob man sie ab. Seit zwei Jahren ist sie in Ali Ibra. „Was soll ich hier? Ich bin in Deutschland zur Schule gegangen, habe meine Ausbildung dort gemacht. Ich habe nie wirklich im Kosovo gelebt. Mit neunzehn musste ich dann hierher.“

Rexhep nimmt Shyhretes Kind auf den Arm. Es ist kreidebleich. „Nermin hat über 40 Grad Fieber. Er kann kaum atmen. Ich war vorhin mit ihm im Krankenhaus, da musste er an ein Inhalationsgerät. Aber wie soll ich das bezahlen? Mein Mann findet vielleicht zweimal im Monat Arbeit. Dann kriegt er ein paar Euro. Das reicht nicht. Schon das Milchpulver kostet ja fünf Euro.“

Es wird Abend, der Himmel ist in Grautöne zerrissen. Kinder wühlen in einem Abfallberg. Hier irgendwo muss das Foto von Mentor mit der Spielzeugpistole entstanden sein. Müllsammler vertreiben die Kinder. Ein kleines Mädchen bleibt stehen und zerrt an einem Babywagen, der im Müll steckt. Ein Arbeiter ruft ihr etwas zu, sie fasst den dreckigen Wagen mit beiden Händen, ein Ruck, sie zieht ihn heraus, schleppt ihn die Böschung hoch und verschwindet auf dem schlammigen Weg in Richtung der Ali-Ibra-Siedlung.

Schwarze Plastikfetzen hängen am Zaun. Tauben graben im Dreck. Ein ständiges Rascheln und Gurren und Hundebellen stört die Stille. Es riecht verfault. Dann regnet es, Dampfwolken stehen über den Abfallhaufen.

Der Text erschien zuvor in einer Langfassung in der Schweizer Wochenzeitung.

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25 Kommentare

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  • K
    KarlHeinz

    Dann haben die halt pech gehabt

  • HR
    Heike Rost

    "Verantwortungsloser Fotograf"? "Boshaftigkeit des Fotografen"? Weit gefehlt: Das Bild des Roma-Jungen stammt aus einer Reportage des Bildjournalisten Livio Mancini über das Leben der Kinder auf der Mülldeponie von Gjakovar. Die Reportage ist 2008 entstanden. Mehr dazu auf der Seite seiner Agentur laif: http://laif.de/index.php?14858036793906414760.00008235230158513815023804052012193941&ARTICLE=70309

  • D
    Dhimitry

    @ broxx

     

    Eine Antwort auf Ihre Frage erübrigt sicheigentlich, ich versuche es trotzdem:

     

    In keiner deutschen Stadt herrscht Unfriede, der über das "normale" Maß sozialer Spannungen hinaus geht. Soziale Probleme werden von dem Kulturargument nur verschleiert und helfen daher bei der Beseitigung der Probleme nicht weiter.

     

    MfG, Dhimitry

  • MD
    Ma Dalton

    @broxx:

    tübingen wäre ein sehr schönes beispiel. viel multikulti und alle haben sich lieb. sowas geht schon.

  • M
    Michel

    @broxx: Ich habe von Oktober 1996 bis Dezember 2011 in einem Stadtviertel mit über 50 % Migrantenanteil aus aller Welt gelebt. (Bonn-Tannenbusch) Es hat mir immer dort gefallen. Es ist dort friedlich. Überzeugen Sie sich selbst davon. Weggezogen bin ich nicht wegen angeblicher Unruhen, sondern weil mir die Wohnung zu teuer wurde.

  • M
    Martin

    Vielleicht haben diejenigen, die über Einbrecherbanden, Diebe und Bettler mit Sinti- und Romahintergrund schreiben, nicht unrecht. Es gibt bestimmt jede Menge Probleme.

    Auch mir gehen Mütter, die ihre Kinder zum betteln missbrauchen, auf den Keks.

    Aber man kann nicht den Schluss ziehen, dass diese Menschen in irgendeiner Form von Natur aus kriminell sind.

    Sie abzuschieben, wird das Problem nicht lösen, schon gar nicht wenn der Herkunftsstaat nicht in der Lage ist, sich ihrer anzunehmen.

    Der Staat sollte statt auf Abschiebung zu setzen, den Kindern die Teilhabe an Bildung und Kultur ermöglichen. Vielleicht haben dann diese wenigstens eine Aussicht auf eine bessere Zukunft.

     

    In den Herkunftsländern ist es außerdem für die meisten Sinti und Roma nahezu lebensgefährlich.

  • V
    viruletta

    Rassismus funktioniert aus zwei Richtungen: zum einen fördert er soziale Ungleichheit, Ausgrenzung und Diskriminierung und zum anderen dient er dazu, sie (nachträglich) zu legitimieren. Die meisten Roma leben (egal in welchem Land) unter menschenunwürdigen Zuständen. Grundlegende Menschenrechte scheinen für viele dieser stigmatisierten Familien keine Geltung zu besitzen. Für diese Doppelmoral und Ungleichbehandlung müssen Begründungen gefunden werden; natürlich vorzugsweise solche, welche die eigenen Privilegien möglichst unangetastet lassen. Statt die Schuld in einer rassistischen Politik und Gesellschaft zu suchen, wird sie den Betroffenen selbst zugeschoben - "die" wollen es entweder insgeheim gar nicht anders oder haben es zumindest nicht anders verdient. Hierbei spielt es keine Rolle, ob von Roma geredet wird, die im Kosovo in Slums leben müssen, oder von Menschen mit muslimischen Background, die in Deutschland angeblich sogenannte "Parallelgesellschaften" bilden.

     

    @ Walther Döring, mich würde übrigens interessieren, welches Kulturbegriff du deiner These zugrunde legst.

  • B
    broxx

    @Dhimitry

    Ähm, welche deutschen Städte mit hohem Multikultianteil ist denn friedlich? Nur Augen zu ist definitiv der falsche Weg

  • D
    Dhimitry

    @ Walther Döring

     

    Auf die Gefahr hin mich lächerlich zu machen, Ihre These von der Inkompatibilität von Kulturen ist absurd.

    Dazu einige Fragen:

     

    Ab wann ähneln sich Kulturen in ausreichendem Maße, so dass sie friedlich zusammen leben können? Wenn Sie der selben Religionsgruppe angehören, oder wann?

     

    Warum sind die deutschen Städte so friedlich, obwohl wir auf dem Weg in eine multikulturelle Gesellschaft sind?

     

    Warum ist Berlin-Neukölln ein so beliebter Stadtteil, dass sich 150 Menschen für eine einzige Wohnung interessieren?

     

    Ihre Argumentation ist ganz einfach zu simpel und sehr leicht zu falsifizieren...

  • S
    Skylge

    Vorschlag für eine alternative Schlagzeile: Die Banker kommen - Raubzüge aus der Schweiz.

     

    Besser "kompatibel" zu unserer Kultur?

  • D
    Dhimitry

    @ Walther Döring

     

    Auf die Gefahr hin mich lächerlich zu machen, Ihre These von der Inkompatibilität von Kulturen ist absurd.

    Dazu einige Fragen:

     

    Ab wann ähneln sich Kulturen in ausreichendem Maße, so dass sie friedlich zusammen leben können? Wenn Sie der selben Religionsgruppe angehören, oder wann?

     

    Warum sind die deutschen Städte so friedlich, obwohl wir auf dem Weg in eine multikulturelle Gesellschaft sind?

     

    Warum ist Berlin-Neukölln ein so beliebter Stadtteil, dass sich 150 Menschen für eine einzige Wohnung interessieren?

     

    Ihre Argumentation ist ganz einfach zu simpel und sehr leicht zu falsifizieren...

  • K
    kotsch

    @ mehrdad

    Natürlich ist es rassistisch, wenn ein Mensch aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe, etc. in diesem Zusammenhang gezeigt wird, obwohl er persönlich nichts damit zu tun hat. Was würden Sie denn sagen, wenn man Ihr Gesicht im Zusammenhang mit der NSU auf der Titelseite einer Zeitung darstellt, nur weil Sie Deutscher sind?

  • S
    Shoqëri

    Als ich eben den Artikel auf der Startseite gesehen habe, musste ich ihn sofort lesen und das aus mehreren Gründen:

    Erstens, weil es für mich unfassbar ist, dass es nach wie vor derartige Vorurteile gegenüber der Sinti und Roma gibt, wie sie von der Weltwoche auf ihren eindrucksvollen Titelblatt propagiert werden;

    zweitens weil ich seit 10 Monaten im Kosovo lebe und als Freiwillige arbeite;

    drittens, weil viele der Kinder und Jugendlichen mit denen ich mich sehr gute verstehe Roma sind und Verwandte im recht nahen Gjakova haben.

    Ich war außerdem sehr gespannt, wie viele Klischees und Wahrheiten dieser Artikel auffasst und wie sie beschrieben werden.

     

    Leider hat der Artikel für mich einen sehr stark mitleidsorientierten Unterton. Ich habe in meiner Arbeit auch sehr viel mit der RAE-Gemeinschaft (Roma, Ashkali, Egypts) zu tun und weiß, dass dieser Artikel viel Wahrheit beinhaltet. Die schlechte gesellschaftliche Stellung, die daraus resultierenden Ghetto-Siedlungen, die offene Diskriminierung und Arbeitslosigkeit.

    Allerdings darf man nicht vergessen, dass auch viele der negativen Vorurteile auf Wahrheiten basieren: Durch Ausgrenzung werden viele Roma in die Kriminalität gedrängt, Erwachsene schicken Gruppen von Kinder los, um Geld zu besorgen - auf welche Art und Weise ist egal, doch abends muss Geld da sein, sonst bekommen die Kinder zu spüren, was bereits die Erwachsenen ihr ganzes Leben lang ertragen mussten. Gewalt spielt, wie auch Bandenbildung, eine enorme Rolle.

    Familienmitglieder sollen sich gegenseitig unterstützen, auffangen und helfen, doch meist sind die (finanziellen, sozialen, ...) Möglichkeiten hierfür derartig begrenzt, dass dies unmöglich ist. Und dann kommen Organisationen, bauen Häuser, arbeiten in Jugendzentren extra für Roma, doch dass hiermit teilweise noch mehr Ausgrenzung betrieben wird, wird nicht gesehen. Die albanische und serbische Bevölkerung hat ebenso mit Problemen der Arbeitslosigkeit und dem Spagat zwischen den Traditionen und dem Streben zur "europäischen Gesellschaft" zu kämpfen, sie sehen viele Projekte speziell für Roma und fühlen sich vernachlässigt. Ein Teufelskreis, wie bei so vielen Dingen hier, die Veränderung brauchen.

    Doch eines habe ich ganz klar von meinem Freundeskreis, der zu großen Teilen aus Roma besteht, mitgenommen: Sie wollen kein Mitleid, denn Mitleid bringt keine Veränderung.

  • WD
    Walther Döring

    Das Zusammenleben von Menschen funktioniert immer dann, wenn die Kulturen sich ähneln. Kurz gesagt, multiethnisch funktioniert und multikulti funktioniert nicht. Ein typisches Beispiel ist die Schweiz, mehrere Ethnien, aber eine Kultur. Ein weiteres Beispiel ist Deutschland. Die muslimisch geprägten Kulturen neigen zumindest bei uns immer zu einer Gettoisierung (Berlin Neuköln, Frankfurt Höchst). Das abzustreiten wäre lächerlich.

     

    Die Kultur der Sinti und Roma ist nicht "kompatibel" zu unserer Kultur. Weder in Detuschland, noch in Frankkreich, Österreich usw.. Darin liegt der Kern des Problems.

     

    Die Überbrückung von kulturellen Unterschieden funktioniert nur mit Gewalt oder unfassbar viel Geld. Ein Beispiel dafür ist das ehemalige Jugoslavien, unter Tito mit Gewalt geeinigt. Aber wenn dieser Druckpunkt nicht mehr vorhanden ist, fliegt alles auseinander. Dann kommt es zu blutigen Konflikten. Ein weiteres Beispiel ist Monaco. Hier leben Menschen aller Kulturen friedlich nebeneinander, Tür an Tür und Haus an Haus.

     

    Niemand wird mir jedoch ein "normales" Land zeigen, in dem Menschen unterschiedlicher Kulturen miteinander leben.

     

    Wenn mir jemand das Rezept nennen könnte, wie Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ohne Druck und ohne immensen Reichtum miteinander leben können, so würde er mir den Heiligen Gral zeigen.

  • H
    Hannes

    Für meinen Geschmack etwas zu ausführliche Beschreibung der Müllberge. Natürlich schafft das Stimmung, natürlich macht es die "Story" erlebbarer, begreifbarer, aber macht es sie auch inhaltlich wertvoller?

  • HH
    Hagen Henke

    Eine gute Reportage, die jeden nachdenklich stimmt, denn hier - im südöstlichen Europa ist die soziale Frage (noch immer) ungelöst. Das Manchester des 19. Jahrhunderts lässt grüßen, d. h. die verarmten Kinder und deren Eltern, die man einst Pauper nannte ...

  • P
    Pharisäer

    Ein Hoch auf die sich selbst als Täter in der Meinungsbildung entlarvenden Medien. Wer heute noch irgend eine Zeitung liest und glaubt, was drinne steht, vom Fernsehen ganz zu schweigen, der/dem gehört eigentlich eine Eselskappe auf den Kopf getackert. Vorbei die Zeiten als die Medien ein kritisches Korrektiv darstellten. Aber was will man von Wirtschaftsunternehmen, die immer wirtschaftlicher agieren, erwarten. Insofern bleibt einzig die Freiheit der Information im Internet weiter zu hoffen.

  • V
    viccy

    Ist eine scheiß Geschichte mit diesem speziellen Jungen. Aber dass Roma in Deutschland gezielt und serienmäßig Kinder dazu einsetzen, Diebstähle zu begehen, lässt sich nicht leugnen. Womöglich ist es in Österreich ebenso, bloß dass man dort das Thema politisch ausschlachtet, während man in Deutschland dazu schweigt.

  • J
    juri

    Deutschland 2012 - Menschen, die hier aufgewachsen sind, ausgebildet wurden und die Sprache perfekt beherrschen, und einfach nur hier leben wollen, weil sie die Sicherheit schätzen, werden abgeschoben.

     

    Salafisten hingegen, die sich inzwischen offen wie die frühe SA gerieren, und Neonazis, die wahllos Menschen abknallen, haben hier jedoch freie Hand. Polizeilich gedeckt.

  • M
    mehrdad

    http://www.ksta.de/html/artikel/1323950098343.shtml

     

    „60 Prozent der Einbrüche werden von Roma verübt“, sagt Sawatzki. Die Täter reisten oft nur für kurze Zeit ein, blieben lediglich ein, zwei Tage hier. „Sie übernachten in Hotels oder in von Bekannten angemieteten Wohnungen. Manche finden auch Unterschlupf bei Kölner Verwandten oder Freunden. Sie können auch in Übergangswohnheimen Unterschlupf finden.“

     

    Kinder und Jugendliche als Einbrecher aktiv

     

    Besonderes Kopfzerbrechen bereitet der Polizei der Einsatz von Kindern und Jugendlichen bei den Einbruchstouren. Zunehmend seien Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren oder junge Erwachsene bis zum Alter von 23 Jahren als Einbrecher aktiv."

     

    man muss über so etwas reden. über die tatsache, dass nunmal sinti und roma extrem überpropotional in einbrüche und diebstahl verwickelt sind und gezielt ihre kinder einsetzen!

     

    es ist ja nicht nur in der schweiz eine tatsache, sondern auch, wie gelesen, in köln und andere deutsche grossstädte.

     

    die realität zu benennen ist nur für realitätsfremde "rassismus".

  • AB
    Alexander Bachschmid

    Die Weltwoche ist eben einfach Ekelhaft.

  • P
    (Presse?)Fotograf

    Vielen Dank für den schön geschriebenen, dennoch tieftraurigen Beitrag.

    Den Fotografen finde ich verantwortungslos und meiner Meinung nach sollte der Fotograf zur Verantwortung gezogen werden.

    Aber da wird ver.di 'wie selbstverständlich' auf Seiten des Fotografen stehen und diesen noch als Opfer seinerselbst stilisieren, Alles schon dagewesen.

  • R
    r.kant

    Schon allein weil diese Blag eine (Spielzeug)pistole in der Hand hält finde ich das Outing sehr gut!

  • N
    Neo

    Der kleine Mentor hat instiktiv die Boshaftigkeit des Fotografen gespürt (David gegen Goliath)!!!

     

    Neo, die Unbestechlichen

  • RB
    Robert B. Fishman

    Wie ist die Weltwoche denn an das Foto gekommen und was sagt der Fotograf zu dieser Verwendung seiner Aufnahme? Wenn ich in Deutschland heute ein Foto von einem Kind ohne schriftliches Model Release der Eltern veröffentliche, habe ich ruckzuck einen Anwalt am Hals, der horrende Summen wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts verlangt. Gibt es das in der Schweiz nicht?