: Nach Metro kommt das Nichts
Zwei Monate nach der Trennung vom Mutterkonzern Metro schließt der PC-Discounter Vobis seinen Stammsitz in Aachen. Der ehemaligen High-Tech-Stadt Aachen gehen die Vorzeigefirmen aus
VON KLAUS JANSEN
„Da steckt mehr drin“ – mit diesem Werbeslogan wurde der Aachener PC-Hersteller und Discounter Vobis in den neunziger Jahren zu Europas größter Computer-Handelskette. Demnächst stecken in dem Unternehmen erst einmal mindestens 180 Mitarbeiter weniger drin: Die Aachener Zentrale wird zum 30. Juni 2004 geschlossen. Die ehemalige Tochter der Düsseldorfer Metro AG soll nun von Potsdam und Braunschweig weiter geführt werden.
Bereits am vergangenen Freitag machte Vobis neun seiner deutschlandweit 300 Filialen dicht. Weitere sollen folgen, das Unternehmen spricht von zwanzig. Wie viele Arbeitsplätze dort verloren gehen, ist noch offen. „Von einem Kahlschlag zu sprechen, ist falsch“, sagt Vobis-Sprecherin Janet Spacey und dementiert so Medienberichte, in denen eine Zerschlagung von Vobis befürchtet wurde. „Das ist eine Gesundschrumpfung“, sagt Spacey. „Um das Unternehmen überlebensfähig zu halten, müssen wir Synergien bündeln“. Der Stammsitz in Aachen sei der generell schlechten Marktsituation für Computerhersteller zum Opfer gefallen. „Der Markt ist gesättigt“, sagt Spacey.
Das hatte vor eineinhalb Monaten auch die ehemalige Mutterfirma Metro erkannt: Für den symbolischen Preis von einem Euro hatte der Handelsriese seine notorisch verlustbringende Tochtergesellschaft Divaco, in der neben Vobis auch die Reno-Schuhmärkte und der Computerhersteller Maxdata zusammengefasst sind, an die Leitung der Tochterfirma verkauft. „Wir wollten uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren“, begründet Metro-Sprecher Albrecht von Truchseß diesen so genannten Management-Buy-Out. Metro war offensichtlich froh darüber, die unrentable Tochter loszuwerden: Zum Abschied erließ sie der Divaco 250 Millionen Euro Schulden.
Dass die neuen Hauptgesellschafter so schnell und radikal mit der „Gesundschrumpfung“ von Vobis begonnen haben, überrascht den Betriebsratsvorsitzenden Uwe Scherf. „Wir haben uns vor allem dafür stark gemacht, den Stammsitz zu erhalten“, sagt er. Dies hätte allerdings zu Stellenabbau in Braunschweig und Potsdam geführt. Dort sollen nun 50 neue Arbeitsplätze entstehen, von denen einige an umzugswillige Beschäftigte aus Aachen gehen sollen. Für die anderen sieht der zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung ausgehandelte Sozialplan Abfindungen vor. „Die sind höher, als man sie in Aachen vor Gericht erstreiten kann“, sagt Scherf.
Für die selbst ernannte Technologiestadt Aachen ist der Abgang von Vobis der dritte Verlust in der High-Tech-Branche binnen kurzer Zeit. „Das ist schon ein herber Schlag“, sagt Dieter Begers von der städtischen Wirtschaftsförderung. Erst im Dezember verlagerte der Bildröhrenhersteller LG Philips seine Produktion und 1000 Arbeitsplätze nach Tschechien. Ein weiteres ehemaliges Vorzeigeunternehmen, der Grafikkarten und ISDN/DSL-Spezialist Elsa befindet sich im zweiten Insolvenzverfahren binnen zwei Jahren. „Das ist schwer zu verkraften“, sagt Berger. Der Wirtschaftsförderer ist trotzdem optimistisch, dass sich Aachen auch in Zukunft als High-Tech-Standort profilieren kann. Die Zahl der Neugründungen steige dank anziehender Konjunktur und der guten Infrastruktur mit der renommierten Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule langsam wieder an. Jüngster Hoffnungsschimmer: Der Notebookhersteller Quanta hat sich im Januar in Aachen angesiedelt und 170 Arbeitsplätze geschaffen.
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