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Archiv-Artikel

ARD, ZDF und MTV, RTL, MDR und BBC

Liberal, jugendgerecht oder gemäß den eigenen Marotten: Es gibt tausende Möglichkeiten, die Programme im Fernseher zu sortieren. Eigentlich gilt nur eine Regel: Wer zu lange in den Fernseher guckt, wird zum Fernseher

Das Leben ist kompliziert, die Weltwahrnehmung zu ungefähr. Es ist daher unbedingt notwendig, die Programme im Fernseher zu ordnen, denn so wie sie im Apparat sind, macht das keinen Sinn und ist idiotisch. Ungeordnete Programmanordnungen sind wie ein zufällig zusammengesetztes Puzzle mit gleichgemachten Teilen, wobei jedes Teil einem Einrichtungsgegegenstand (Sofa, Füller, Regal usw.) entspricht, der alles sein könnte und oft tut man ja immer noch so, als würde man gezielt gucken; sich immer alles genau überlegen. Aber meist zappt man doch an den ausufernden Rändern der Sendung seiner Wahl herum oder im Herzen der Halbzeit- bzw. Werbepausen. Deshalb muss alles anders werden.

Die 41 Programme in meinem Fernseher zu ordnen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Es gibt nämlich tausende von Möglichkeiten. Nur fällt mir die mathematische Formel nicht mehr ein, mittels derer man ganz genau berechnen könnte, wie viele es tatsächlich sind. 1 x 2 x 3 x 4 x … 41? Aber das stimmt doch nicht! Manche Programmsortierungen wirken logisch, andere weniger. Klassisch liberal ist zum Beispiel: ARD, ZDF, RBB-Berlin, RBB-Brandenburg, NDR, WDR, MDR, BR, 3SAT, Arte, Phoenix, XXP, BBC, CNN (in Kriegszeiten rücken die beiden wieder weiter nach vorn), N24, SAT1, RTL, RTL2, Super RTL, Pro 7, Kabelkanal, MTV, Viva usw. Man könnte auch Arte auf acht legen, weil alle, die Arte auf acht haben, automatisch an einer Verlosung teilnehmen, oder quasi qualitätsbewusst, 3SAT, Arte, Phoenix und XXP auf die ersten Plätze schieben.

Manche folgen in ihrer Programmsortierung dem gesamtdeutschen (HörZu-Schema), andere dem regionalen Ranking, die einen wollen posen (XXP, BBC, MTV, TV5), die anderen oder sich selbst erziehen (XXP, BBC, MTV, TV5), Jugendliche provozieren durch jugendgerechte Ausrichtung (MTV, MTV2, Viva, Viva Plus, RTL2, Neun Live, Kinderkanal etc.); einleuchtend, wenn auch nicht wirklich originell, ist es, die Sender in themenbezogene Gruppen einzuteilen, man kann aber auch versuchen, die Programme gemäß der eigenen Vorlieben, Marotten und Abneigungen zu ordnen. Ganz schwierig. Weil, so genau weiss man das ja gar nicht und außerdem sind die eigenen Vorlieben ja auch geprägt von vorhergehenden Programmsortierungen, in denen FAB, Neun Live und MDR nie eine wirkliche Chance hatten. Man kann sein Zimmer in einen V-Effekt verwandeln, wenn man die Programme anders ordnet, als man das selbst machen würde und man kann das alles auch äußerst virtuos zu betreiben versuchen, wenn man sich vorstellt jedes Programm entspräche einer Taste eines Tasteninstrumentes.

Wenn man zu lange in den Fernseher guckt, wird man zum Fernseher und als Viva bei mir mal weit vorne lag, endete die Ali-G.-Show gerade und Butro Bhutros-Ghali sagte zum Abschied und quasi als Vermächtnis: „I am Butro Bhutros-Ghali. Put down your guns and listen to me!“ Schelmisch schaute der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen Ali G. an: „Bob Marley!“ DETLEF KUHLBRODT